Schwerpunkt Sternenkinder Grabstelle und Namen für Frühgeborene
Wermelskirchen · Früh-oder totgeborene Kinder sollen jetzt auch Geburtsurkunden erhalten. Für eine würdige Beerdigung der sogenannten Sternen- oder Schmetterlingskinder unter 500 Gramm sorgen Krankenhaus, Seelsorge und ein örtlicher Bestatter.
Wermelskirchen Jährlich sterben in Deutschland etwa 50 000 Kinder noch im Mutterleib. Sternenkinder werden sie genannt, wenn sie weniger als 500 Gramm wiegen. Für werdende Eltern sind solche Tot- oder Fehlgeburten ein tragischer Verlust, ein einschneidendes Erlebnis in Partnerschaft und Familie, für Geschwisterkinder und auch für Großeltern: Für Sternenkinder sollen jetzt auch Geburtsurkunden ausgestellt werden. Nach langen Kämpfen und Petitionen von Elternverbänden hatte das Bundeskabinett diese Neuerung in das Personenstands-Änderungsgesetz aufgenommen. Vor dieser Änderung wurden nur totgeborene Kinder mit mehr als 500 Gramm personenstandsrechtlich erfasst, Fehlgeburten mit weniger als 500 Gramm aber nicht.
70 000 Unterschriften waren per Internet über das Sternenkinder-Forum für die Petition gesammelt worden. Initiiert hatte die Aktion ein Elternpaar, das Zwillinge bekommen hatte. Eines der Kinder war im Mutterleib, das andere kurz nach der Geburt verstorben. Eine Geburtsurkunde hatte aber nur das Kind erhalten, das wenige Atemzüge getan hatte.
Was Eltern bewegt, die ihre Kinder verlieren, das wissen Krankenhausseelsorger Burkhard Rittershaus und Pflegedienstleiterin Monika Hartung. Sie gestalten seit etwa zwei Jahren gemeinsam mit Bestatter Udo Nußbaum die Beerdigungen der Sternenkinder auf dem Waldfriedhof. Das Krankenhaus Wermelskirchen hat dort eine Kindergrabstelle, wo drei- bis vier-mal im Jahr die Totgeborenen beigesetzt werden. Eine Stele mit Motiven wie Schmetterlingen, Maikäfern oder Ähren kennzeichnet die Stelle mit den Kindergräbern. Dort und bei der Abschiedszeremonie könne die Eltern ihrer Sternenkinder gedenken. Mit den Eltern von Sternenkindern macht Pflegedienstleiterin Monika Hartung immer öfter die Erfahrung, dass diese gerne an der Bestattung ihrer totgeborenen Kinder teilnehmen. "Viele Eltern sind auch erstaunt, dass es etwas überhaupt gibt. Und sie sind auch dankbar, dass sie sich auf diese Weise von ihren Kindern verabschieden können", berichtet Hartung aus eigenen Gesprächen.
Anfangs sei die Beteiligung an den Beerdigungen noch gering gewesen. Aber mittlerweile kämen auch schon mal Geschwisterkinder oder Großeltern mit. Es sei aber auch verständlich, wenn es sich Trauernde nicht zu der Zeremonie wagten, weil sie diese noch nicht verkraften können. "Sie wissen dann aber trotzdem wo ihr Kind begraben liegt und sie können später dorthin gehen, um Abschied zu nehmen", sagt Hartung. An der Gräberstelle für die Sternenkinder gibt es zwar keine Namen. Aber Eltern legen dort gerne Spielzeug hin, schmücken die Stelle mit Herzen, Blumen, Engeln und ähnlichem. Bei der Bestattung werden in den Kindersärgen zumeist mehrere Sternenkinder beerdigt. Auf dem Sarg liegt dann immer für jedes Kind eine Blume. Zur Erinnerung an die Abschiedszeremonie bekommen die Eltern ein Fotoalbum mit Aufnahmen aus der Beerdigungskapelle. Diakon und Krankenhausseelsorger Burkhard Rittershaus ist es wichtig, dass Sternenkinder nicht mit einem Tabu belegt werden. Die Trauer der Eltern müsse ernst genommen werden.. "Wenn ein Kind stirbt, dann wirkt sich das auch auf das Miteinander in der Familie aus", weiß Rittershaus.
Das bereits 2003 geänderte Bestattungsgesetz NRW verpflichtet Krankenhäuser, Fehl- und Totgeburten beerdigen zu lassen, berichtet der Verwalter der städtischen Friedhöfe, Thomas Pleil. Für die Sternenkinder, auch Schmetterlingskinder genannt, habe die Stadt ein besonderes Gräberfeld auf dem Waldfriedhof zur Verfügung gestellt, das vom Krankenhaus erworben worden sei. Es sei mit dem Krankenhaus vereinbart, dass dort drei bis vier Bestattungen pro Jahr stattfinden bei einer Laufzeit der Grabstelle von 20 Jahren, die sich nach Ablauf immer wieder erneuere, erklärt Pleil. Die früh- oder totgeborenen Kinder kommen bei jeder Bestattung gemeinsam in einen kleinen Sarg.
Für Kinder, die bereits gelebt haben, gibt es Reihengräber auf dem Waldfriedhof und dem Friedhof Berliner Straße sowie auch Wahlgräber. Die Reihengräber könnten nur für 20 Jahre erworben und danach nicht mehr erneuert werden. Die Zeiten für Wahlgräber könnten aber beliebig verlängert werden, informiert der städtische Friedhofsverwalter.