Wermelskirchen Ein Leben mit und für den Sport

Wermelskirchen · Mit ihrer Geburt wurde Gisela Weiser Mitglied im Turnverein. Kein Wunder also, dass sie sich Jahre später für den Beruf als Gymnastiklehrerin entschied. Nach vielen Jahren im Schuldienst geht sie nun in den Ruhestand – und blickt zurück.

 Gisela Weiser engagiert sich seit 1994 als Übungsleiterin in der Damengymnastikabteilung bei Tura Pohlhausen.  Foto: Jürgen Moll

Gisela Weiser engagiert sich seit 1994 als Übungsleiterin in der Damengymnastikabteilung bei Tura Pohlhausen. Foto: Jürgen Moll

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Manchmal sah sie ihrer älteren Schwester beim Turnen zu. Dann spielte der Trainer in der Halle auf einem alten Klavier die Rhythmen und die talentierten Sportlerinnen trainierten für den nächsten Wettkampf. „Zuhause hingen die Lorbeerkränze, die meine Schwester gewonnen hatte“, erzählt Gisela Weiser, „das hat mich beeindruckt“. Sport habe einfach immer eine Rolle in der Familie gespielt – nicht umsonst meldeten die Eltern ihre Töchter schon mit der Geburt im Turnverein an.

Aber Gisela Weiser landete nicht im Gymnastikkurs oder in der Leichtathletik. „Ich habe schon immer gerne etwas Neues ausprobiert und dann auch lange durchgeführt“, sagt sie. Also schlüpfte sie neben den Schwimmstunden in der frisch gegründeten Abteilung im RTV in die Rollschuhe. „Der Koffer war fast so groß wie ich selbst“, erzählt sie, „dazu ein Teller-Rock und wir waren Könige.“ Neben dem Schwimmen, dem Rollschuhlaufen und Turnen weckte der Sportverein schließlich die Begeisterung für das Trampolin in der jungen Schülerin. „Der Sportverein war eine zweite Familie“, sagt sie, „und so ist es auch geblieben.“

Heute ist Gisela Weiser 64, Ende Januar geht sie in den Ruhestand. Aber der Sport, der war immer ein Teil ihres Lebens – sie machte er den Übungsleiterschein, ließ sich dann zur Gymnastiklehrerin ausbilden, unterrichtete Sport an Haupt-, Sonder- und Grundschulen und hinterlässt seit Jahrzehnten Spuren im sportlichen Leben in Wermelskirchen.

Viele Jahre, Qualifikationen und Auszeichnungen später, ist sich Gisela Weiser in vielen Fragen treu geblieben. „Ich mag es immer noch, neue sportliche Trends auszuprobieren“, sagt sie. Als noch nicht viele von „Nordic Walking“ gehört hatten, da machte sich Gisela Weiser bereits mit ihrem Gymnastikkurs von Tura Pohlhausen mit Skistöcken auf den Weg ins Eifgen – auf eine Runde durch den Wald. Aktuell versucht sie sich mit ihren Kursteilnehmern am „Slow Joggen“. Auch heute gehe es ihr noch um Bewegung, um Motivation, um das Strahlen in den Gesichtern der Menschen.

Mit dieser Philosophie begleitete sie viele Schülergenerationen durch den Sportunterricht – motivierte sie zu der Teilnahme an sportlichen Wettkämpfen. Mit ihren Schülern erreichte sie Rekordzahlen bei der Abnahme des Sportabzeichens, in der Schule begegnete sie Jungen und Mädchen, denen es mal leichter und mal schwerer fiel, sich zu bewegen. „Mich hat am Sport immer gereizt, schwächeren Kindern zu helfen“, sagt sie. Kinder, die sich beim Hürdenlauf schwertaten, die trug sie über die Hürden, um ihnen ein Gefühl für das Schweben zu geben. Kinder, die sich beim Schwimmunterricht nicht trauten, ins Wasser zu springen, denen gab sie Sicherheit und Vertrauen und begleitete sie eben auch mal auf das Drei-Meter-Brett. Und auch dort gab sie ihnen das Gefühl: „Ich halte dich fest.“

Und dann gab es in ihrer Schulzeit eben auch jene Kinder, die durch außergewöhnliche Leistungen auffielen. Melanie Chrzan, Kira Biesenbach, Nikita Thompson: „Sie waren besonders schnell oder besonders flink“, sagt Gisela Weiser, „sie fielen mir auf.“ Und dann kam sie mit Eltern und Kindern ins Gespräch, vermittelte dank eines großen, gewachsenen Netzwerks Kontakte zur Leichtathletikabteilung oder zur DLRG. „Ich bin dann mitgegangen, habe sie ein Stück begleitet“, sagt Gisela Weiser, „das bin einfach ich.“

Als sie in den 1990er-Jahren schließlich auch selbst wieder etwas für sich tun wollte, tauchte sie bei Tura Pohlhausen auf – und wurde Übungsleiterin. Seit dem engagiert sie sich in diesem Verein – und bleibt ihren Kursen wohl auch künftig treu. Am 31. Januar nimmt sie beruflich ihren Hut. Auch mal ausschlafen, Partnerschaft und Familie pflegen, Reisen: „Eigentlich kann ich es mir noch gar nicht vorstellen, Rentnerin zu sein“, sagt sie lachend. Gisela Weiser hat sich bereits für zwei Fortbildungen in Osteoporose und Sport nach Gelenkersatz eingeschrieben. „Ich will einfach noch mehr wissen“, sagt sie.

Aber dann blickt Gisela Weiser auf ein Familienfoto auf dem Klavier. Gerade ist ihr Lebensgefährte wieder Opa geworden, demnächst macht sie sich mit ihm, ihren Kindern und deren Familien auf den Weg nach Mallorca zur Mandelblüte. „Und dann bleiben wir so lange wie wir wollen“, sagt sie lachend, „das ist neu.“

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