Wermelskirchen Gewalt erkennen und begegnen
Wermelskirchen · 70 Jugendleiter der Kirchengemeinden lernten in einer Fortbildung, wie sie Gewalt begegnen und deeskalieren. Nach der Tagung bekamen alle Qualitätsausweise, damit die Eltern wissen, dass ihre Kinder in guten Händen sind.
Ein neues Mitglied kommt mit dem Fahrrad in eine Jugendgruppe. Es will sein Fahrrad abstellen. "Hier nicht!", sagen zwei aus der Gruppe. "Warum nicht?" - Wenn jetzt ein Wort das andere gibt, kommt es zum Streit. Wie verhält sich der Leiter der Gruppe? An diesem einfachen Beispiel erläuterte Roland Grabs vom Landessportbund den Umgang mit Gewalt in jeder Form und ihre Vermeidung oder Verringerung. Knapp 70 ehrenamtliche Mitarbeiter in der Kinder- und Jugendarbeit der hiesigen evangelischen Kirche im Alter zwischen zwölf und 40 Jahren verfolgten gespannt seinen Ausführungen. "Aus der Praxis für die Praxis", lobte Stephanie Beier, Jugendreferentin der evangelischen Kirchengemeinde, die Fortbildung am Samstag in Tente.
In guten Händen
Die Teilnehmer würden angehalten, Gewaltsituationen wahrzunehmen und auf die Beteiligten zuzugehen. Eingeladen hatten die Jugendverbände der evangelischen Kirchengemeinde Wermelskirchen. Sie betreuen rund 400 Jugendliche. Stefan Picard, Leiter des Jugendausschusses der evangelischen Kirchengemeinde, erläuterte den Anlass der Tagung: "Eltern sollen sicher sein, dass ihre Kinder in guten Händen sind." Deswegen existiere zusätzlich zur Ausbildung zum Erwerb der Jugendleiter-Card (Juleica) eine neue, von den Jugendleitern zu unterschreibende Selbstverpflichtung, die die Umgangsformen mit den Kindern und Jugendlichen beschreibe. Um dabei diese Verpflichtung an konkreten Beispielen zu zeigen, habe man zu dieser Tagung eingeladen. Besprochen wurden viele Fragen, darunter: Wie erkenne ich Gewalt, wie gehe ich mit Opfern um, wie stärke ich die Beteiligten?
Es gehe auch um sexuelle Gewalt unter den Jugendlichen, aber ebenso um Übergriffe von Erwachsenen gegenüber Kindern: "Wir achten auf Grenzüberschreitungen". Dazu gehöre, dass zum Beispiel in einem Jugendlager ein Jugendleiter sich nicht mit einem Mädchen allein im Gespräch befindet; er betritt auch kein Zimmer, ohne vorher anzuklopfen. Das sei nicht nur ein Schutz für die anvertrauten Jugendlichen, sondern auch für die Mitarbeiter, sagte Jugendleiter Robert Dahlhoff. Sie sollen wissen, wie sie sich zu verhalten haben: Muster erkennen und Wege zu finden, dieses Problem zu lösen. Dabei dürfe man bei einem Streitfall keine Partei zu ergreifen, sondern jeder Seite Gelegenheit zu geben, aus ihrer Sicht das Problem zu schildern. Es herrsche ein Minderheitenschutz in der Gruppe, es gehe um das Miteinander. Beier betonte, dass es wichtig sei, die Mitarbeiter für dieses Thema zu sensibilisieren.