Friedhof Gemeinde pflegt Grab für Angehörige

Neuenhaus · Das Presbyterium in Neuenhaus reagiert auf Entwicklungen im Bestattungswesen und bietet Urnenbestattungen in einem Gemeindegrab an. Das erspart Angehörigen die Grabpflege. Die Grabstellen bekommen eine Platte mit Namen.

 Klaus-Dieter Rath kümmert sich in Neuenhaus um das Gemeindegrab: Bis zu 16 Urnen finden dort einen Platz.

Klaus-Dieter Rath kümmert sich in Neuenhaus um das Gemeindegrab: Bis zu 16 Urnen finden dort einen Platz.

Foto: Theresa Demski

Früher war das große Grab auf dem Friedhof in Neuenhaus den Pfarrern vorbehalten. Pfarrer Dr. Wilhelm Eickmann wurde hier 1935 bestattet, später dann seine Frau, seine Kinder und seine Enkel. Auf der großen Marmorplatte hat die Gemeinde über den Namen der Verstorbenen den Vers festgehalten: „Herr, dein Wille geschehe.“ Als Ende der 1980er Jahre dann aber die letzte Beerdigung stattgefunden hatte, tauchte das Grab nur noch bei den jährlichen Abrechnungen der Evangelischen Kirchengemeinde Hilgen-Neuenhaus auf. Die zahlte die Gebühren für die Nutzung. Und weil das auch dem Presbyterium in Neuenhaus auffiel, kam das Thema im Presbyterium auf die Tagesordnung. Wie sollte die Gemeinde mit dem Grab verfahren? „Wir wogen zwei Möglichkeiten ab“, erinnert sich Presbyter Klaus-Dieter Rath, „entweder, wir geben es an die Stadt zurück oder wir behalten es weiter.“

Am Ende entschied sich das Presbyterium, das große Grab zu behalten – zum Nutzen der Menschen. Und da kam Klaus-Dieter Rath ins Spiel. Der Lehrer hatte Wirtschaft und Theologie studiert, eine Weiterbildung im Bestatterwesen absolviert, um schließlich junge Leute am Berufskolleg ausbilden zu können. Kurz: Er kannte sich aus, wenn es um Fragen rund um den Friedhof, um Gräber und Bestattungen ging. „Wir hatten im Presbyterium beobachtet, dass für immer mehr Angehörige die Grabpflege zu einem belastenden Thema wird“, erzählt er. Viele Familien würden nicht mehr in der Nähe leben. Oder die Kinder der Verstorbenen würden sich bereits mit ihrem eigenen Älterwerden auseinandersetzen und der Sorge, das Grab irgendwann gar nicht mehr pflegen zu können. „Gleichzeitig stellten wir fest, dass die Urnenbestattungen deutlich zunahmen“, sagt Rath.

Damals beschloss das Presbyterium, diesen Menschen entgegenzukommen. Auf der großen, alten Grabstelle sollten wieder Urnenbestattungen stattfinden können. „Viele Menschen wünschen sich einen würdevollen Ort zum Trauern“, sagt Rath, „die Beisetzung in einem anonymen Reihengrab kann diesen Wunsch nur schwer erfüllen.“ Deswegen stellt die Gemeinde nun 16 Urnengräber auf dem Friedhof zur Verfügung – zwei von ihnen wurden in den vergangenen Jahren bereits genutzt. „Die Grabstellen bekommen eine einheitliche kleine Platte, auf der Name und Daten festgehalten werden“, erklärt Rath. Die Angehörigen bezahlen die Nutzungsgebühren an die Stadt, die auch für andere Grabstellen anfallen würden. „Die Gemeinde übernimmt auf eigene Kosten die Pflege des Grabes“, sagt Rath, der diese Aufgabe ehrenamtlich übernommen hat. Gestecke oder Figuren sind ausdrücklich gewollt auf den einzelnen Grabstellen. „Es dürfen nur keine Blumen auf dem Grab gepflanzt werden“, erklärt Rath.

Die ersten Menschen haben in ihren Testamenten bereits verfügt, dass sie auf dem Grab der Gemeinde bestattet werden wollen. „Für viele alte Menschen ist es eine Erleichterung, wenn sie wissen, dass ihre Kinder keine Not mit der Grabpflege haben werden“, sagt Rath und empfiehlt, frühzeitig über diese Themen zu sprechen. Übrigens haben nicht nur Gemeindeglieder die Möglichkeit, sich im Gemeindegrab bestatten zu lassen. „Wir wollen keine Exklusivität“, erklärt der Presbyter. Die Gemeinde wende sich ganz bewusst auch im Alltag nach außen. Deswegen sei es dem Presbyterium wichtig gewesen, sich auch beim Thema Bestattung als Gemeinde nicht abzuschotten. Das Angebot für einen Ort zum Trauern, der wenig Arbeit mit sich bringe, gelte allen Menschen.

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