Wermelskirchen Gastdirigent fördert spontanes Singen

Wermelskirchen · Der Männergesangverein Niederwermelskirchen bereitet sich auf die anstehenden Konzerte vor. Das Training stärkte den gesanglichen Ausdruck und fördert das Rhythmusgefühl, ist sich Vorstand Michael Sengespeick sicher.

 Jürgen Terhag, Professor für Musikpädagogik an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. sorgte für neue Inspirationen bei den Sängern des MGV Niederwermelskirchen.

Jürgen Terhag, Professor für Musikpädagogik an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. sorgte für neue Inspirationen bei den Sängern des MGV Niederwermelskirchen.

Foto: Domenica Holtkamp

Bauchgefühl statt Noten: Der jährliche Fortbildungskursus des Männergesangsvereins (MGV) Niederwermelskirchen fand dieses Jahr ganz im Zeichen der Improvisation und des spontanen Gesangs statt. Zur Vorbereitung der anstehenden Weihnachtkonzerte holte sich der Männerchor neue Inputs und Inspirationen von Prof. Dr. Jürgen Terhag, Professor für Musikpädagogik an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln und Ehrenvorsitzender des Bundesverbandes für Musikunterricht.

Mit ungewöhnlichen Übungen führte der erfahrene Musikpädagoge die rund 30 Sänger auf eine spannende Entdeckungstour des notenlosen Gesangs. Bei dem zweistündigen Workout war nicht nur die Stimme der Sänger gefordert - Ganzkörpereinsatz war gefragt. "Es ist wichtig, den Körper beim Musizieren zu integrieren. Das verbessert jede Art von Chorgesang", erklärte Jürgen Terhag während der Aufwärmungsphase.

Der Gastdirigent begleitete die Sänger am Klavier. Sein Repertoire war sehr vielfältig und erstreckte sich von altertümlichen Volksliedern bis hin zu Jazz-Melodien.

"Heutzutage fällt es den Musikern schwer, ohne Noten zu spielen. Dabei ist das Singen ohne Noten eine alte Gesangstechnik, die in jedem von uns vorhanden ist", weiß der Musikpädagoge. Bei dem Training ging es nicht nur um das Singen, sondern auch um das Zuhören. "Der notenlose Gesang intensiviert die Hörbildung. Dadurch lernt man besser, sich selbst und den anderen beim Singen zuzuhören", erklärte der Gastdirigent.

Voller Begeisterung ließen sich die Sänger auf die ausgefallenen Übungen ein. Getragen von der Musik, waren sie erstaunt zu hören, dass Singen auch ganz spontan und ohne Noten gelingen kann. Das Training kam bei allen Sängern gut an. "Ich bin positiv überrascht. Es ist eine ganz neue Erfahrung für den Chor", sagte Dirigent Peter Rinne. Der Kontakt zu Musikpädagoge Terhag war letztes Jahr bei einem Weihnachtskonzert des Schwullesbischen Chors Köln entstanden. Die spontane Art des Musikprofessors hatte sofort das Interesse geweckt. "Wir wollten unseren Sängern diese Art des Musizierens unbedingt vorstellen und sind froh, dass alles so gut geklappt hat", berichtete der Dirigent zufrieden.

"Es war sehr ungewöhnlich und befreiend gleichzeitig", kommentierte Chorsänger Reinhold Kuhn, der schon seit 30 Jahren bei dem MGV dabei ist. Er fand das Training sehr inspirierend. "Es hat wirklich sehr viel Spaß gemacht. Zudem hat man was Neues dazu gelernt!"

"Es ist wichtig, dass man als Männergesangsverein für neue Sachen offen ist. Deshalb sind solche Trainings eine willkommene Abwechslung", berichtete Sänger Manfred Schmitz. Michael Sengespeick, zweiter Vorsitzender des Vereins, war sich sicher, dass das Gelernte den Sängern auf der Bühne zugute kommen werde. "Diese Art von Training stärkt den gesanglichen Ausdruck und fördert das Rhythmusgefühl. Viele Sänger sind zu sehr an den Noten gebunden, dadurch fällt es ihnen schwer, Emotionen in Gesang einfließen zu lassen" wusste Sengespeick.

Zur Zeit konzentriert sich der MGV voll und ganz auf die Vorbereitung der anstehenden Weihnachtkonzerte. "Auch dieses Jahr haben wir ein abwechslungsreiches Repertoire mit vielen Höhepunkten zusammen gestellt", versicherte Sengespeick.

(doho)
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