Serie 60 Minuten Im Ehrenamt Für Hündin Linlin die Welt verbessern

Wermelskirchen · Sabine Schnier geht jeden Tag mit den Tierheim-Hunden Gassi - bei Wind und Wetter. Dabei kommt sie auch selbst zur Ruhe.

 Eingespieltes Team: Sabine Schnier führt Hunde aus dem Tierheim aus - hier rechts Linlin und links Susie. Der ehrenamtlichen Helferin geht es vor allem um das Wohl der Tiere, um ihnen die Welt etwas besser zu machen.

Eingespieltes Team: Sabine Schnier führt Hunde aus dem Tierheim aus - hier rechts Linlin und links Susie. Der ehrenamtlichen Helferin geht es vor allem um das Wohl der Tiere, um ihnen die Welt etwas besser zu machen.

Foto: theresa demski

Wermelskirchen Linlin ist schüchtern. Kein Wunder. Schließlich hat der Mischlingshund viel erlebt, bevor ihn die Tierschützer aus Rumänien nach Wermelskirchen holten. Sabine Schnier begrüßt den Hund mit sanfter Stimme, legt ihm dann eine Leine an und macht sich auf den Weg zur Gassi-Runde. An der anderen Hand führt sie Susie. Die aufgeweckte Hündin beginnt schnell zu schnüffeln und zu entdecken. "Jeder Hund hier ist anders", sagt sie, "und jeder hat seine eigene Geschichte." Das berührt Sabine Schnier - und deswegen kommt sie jeden Tag nach der Arbeit zum Aschenberg und gönnt sich und den Tieren ehrenamtlich eine Runde durch den Wald.

Und jeden Tag erwarten sie andere Herausforderungen. Tiere, die keinen guten Tag haben. Hunde, die sie bereits sehnlichst erwarten. Neue Tierheim-Bewohner, die noch gar nicht wissen, wo sie sind. "Als Linlin zu uns kam, da war sie völlig traumatisiert und ließ sich überhaupt nicht anfassen", erzählt Sabine Schnier. Viele Stunden verbrachte die Tierschützerin auf der Treppe vor dem Käfig, um sich dem Hund anzunähern. "Er musste verstehen, dass es Menschen gibt, die ihm nichts tun wollen", sagt sie. Das brauchte Zeit, die sich Sabine Schnier nahm.

Und Linlin belohnte das Bemühen. Wenn er heute das Auto von Sabine Schnier die Straße runterfahren sieht, dann steht er schon bereit, wedelt mit dem Schwanz und empfängt sie fröhlich. "Er weiß ja nicht, dass es noch besser für ihn werden könnte", sagt Sabine Schnier, "er hält das Leben hier schon für das Paradies." Wenn sie unterwegs sind, dann scheut er vor anderen Menschen, während er andere Hunde neugierig begrüßt.

Heute fällt die Runde eher klein aus, weil wenige Helfer im Einsatz sind und Sabine Schnier gleich noch eine weitere Runde mit anderen Hunden geht. Aber manchmal sind die Ehrenamtliche und der traumatisierte Hund lange unterwegs, drehen eine große Runde durch Wald und Felder.

Zwischendurch machen sie eine Pause, dann erzählt sie dem Tier von ihrem Tag, von den Sorgen des Alltags und von schönen Erlebnissen. "Es ist eine ehrliche Sache, wenn du mit den Hunden unterwegs bist", sagt Sabine Schnier, "du musst dir keine Gedanken machen, wie du wirkst, sondern kannst einfach sein. Und wenn du einen schlechten Tag hast, dann mögen sie dich trotzdem." Nach ihren Einsätzen im Tierheim sitzt Sabine Schnier meist entspannt im Auto auf dem Weg nach Hause. Auch wenn es in Strömen geregnet hat.

Unsicher mit den Hunden ist sie längst nicht mehr. "Ich hatte seit meiner Kindheit selber Hunde", erzählt sie. Bis sie in die Stadt zog und die Zeit knapper wurde. Damals nahm sie Kontakt zum Tierheim auf, erwarb die Sachkundebescheinigung, um auch Hunde mit mehr als 40 Zentimetern ausführen zu können und ist den Hunden seit dem treu geblieben. "Ich freu mich natürlich, wenn die Tiere zu freundlichen Menschen vermittelt werden", sagt sie. Allerdings habe sie auch schon "Rotz und Wasser" geheult, wenn ein Hund das Tierheim verließ. "Man baut schon eine Bindung auf", sagt sie.

Und doch gehe es ihr vor allem um das Wohl der Tiere. "Man muss sich damit abfinden, dass man nicht jeden Hund retten kann", sagt sie, "aber wenn ich für einige Tiere wie Linlin die Welt etwas besser machen kann, dann habe ich schon etwas erreicht."

(RP)
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