Wermelskirchen Für die Waldschule fallen die Bäume

Wermelskirchen · Experten untersuchen derzeit das Gelände im Rahmen einer Artenschutz-Prüfung. Das ist bei Bauvorhaben grundsätzlich üblich. Zwei Dutzend Vogelarten sind auf dem verlassenen Areal entdeckt worden.

 Die ersten Bäume auf dem Gelände des ehemaligen Kreiskinderheims am Vogelsang sind bereits gefällt worden. Bald geht's dort weiter.

Die ersten Bäume auf dem Gelände des ehemaligen Kreiskinderheims am Vogelsang sind bereits gefällt worden. Bald geht's dort weiter.

Foto: Udo Teifel

Wiebke Bindemann ist fündig geworden. In der einzigen Baumhöhle auf dem verlassenen Gelände des ehemaligen Kreiskinderheims hat sie in etwa sieben Metern Höhe synthetische Fasern entdeckt, die Vögel neben Ästen für den Nestbau sammeln. Ob Überbleibsel vom vorigen Frühjahr oder von Vögeln ganz frisch gesammelt, wusste sie gestern Morgen nicht zu sagen. Unterm Mikroskop werden jetzt diese Fasern und weitere Materialspuren untersucht. Denn: Für das erforderliche Artenschutz-Gutachten im Rahmen der Bauplanung für die "Waldschule" wird alles ganz genau untersucht.

Sven Berkey beobachtet die Biologin und ihren Kollegen Stefan Saß auf dem Steiger. Neben dem Landschaftsarchitekten steht Mechthild Höller. Die Leverkusenerin ist freiberufliche Diplom-Biologin und soll untersuchen, ob auf dem Areal Fledermäuse seit dem Verlassen heimisch geworden sind. "Wir haben hier viele leerstehende Strukturen", beschreibt sie die Lage. Und meint damit: Bäume und alte Gebäude.

Sie arbeitet im Auftrag von Sven Berkey. Der Landschaftsarchitekt hat mit seinem "Büro für Landschaftsarchitektur" von der Stadt den Auftrag bekommen, die Artenschutzprüfung durchzuführen. Dieses Gutachten wird dann auch darüber entscheiden, ob und wie weitergeplant und später gebaut werden kann. "Wir müssen schauen, ob es hier Verbotstatbestände gibt." Das hört sich kompliziert an. Aufgelöst heißt das: Brutstätten oder Rückzugsgebiete für seltene Tierarten dürfen nicht zerstört werden. Die Fledermaus gehört sicher zu diesen Spezies.

Die Experten katalogisieren Säugetiere, Vögel, Reptilien und Amphibien auf diesem Areal am Vogelsang. Ornithologen waren bereits tätig. "Hier leben etwa zwei Dutzend Vogelarten. Darunter ist aber nichts Spezielles oder Seltenes. Es sind Allerwelts-Vogelarten, die nicht an diesen Standort gebunden sind und sicher auch nicht weit entfernt im Eifgen leben können", erzählt Berkey, während die Umweltbeauftragte Brigitte Zemella nickt. Sie beobachtet die Arbeiten und schaut besonders den beiden Fledermaus-Experten zu, die die einzige Baumhöhle am Rande des Plangebietes untersuchen. Inzwischen hat die Stadtverwaltung etliche Bäume auf dem Areal fällen lassen, damit nicht Vögel anfangen zu nisten. Sonst könnte das gesamte Projekt ins Stocken geraten, hieß es gestern.

Mechthild Höller hat aber nicht nur ein Auge auf die Baumhöhe, sondern auch auf die Dachstühle dieser ehemaligen Gruppengebäude des Kreiskinderheims. Sie sehen ziemlich verwahrlost aus. Und damit nicht nur immer wieder das Ziel von spielenden Kindern oder Vandalen, sondern auch von Fledermäusen. "Wir haben Anfang voriger Woche angefangen, die Dachstühle zu untersuchen. Aber wir haben bisher weder in den Dachstühlen noch in der Baumhöhle Spuren von Fledermauskot gefunden." Die Artenschutz-Untersuchungen waren mit dem gestrigen Termin nicht abgeschlossen. "Wir werden weiter fortlaufend das Plangebiet begutachten und die Ergebnisse dann auch in den Bericht für das Verfahren einfließen lassen", berichtet Berkey. Währenddessen schleppen Mitarbeiter des Bauhofes eine Leiter an, damit die Mitarbeiter von Mechthild Höller in die verbarrikadierten Häuser einsteigen können.

(RP)
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