Friseure öffnen in Wermelskirchen Waschen, schneiden, legen, föhnen

Wermelskirchen · Anna Lilischkies arbeitet als Friseurin – auch in Krisenzeiten. Heute kehrt sie nach der Schließung in den Salon an der Eich zurück. Das Team erwartet einen Arbeitsalltag im Ausnahmezustand.

 Am Montagmorgen tritt sie mit vielen Auflagen wieder ihren Dienst im Friseursalon „Schnittstelle“ an: Anna Lilischkies (24) hat im Februar ihren Meister im Friseurhandwerk gemacht.

Am Montagmorgen tritt sie mit vielen Auflagen wieder ihren Dienst im Friseursalon „Schnittstelle“ an: Anna Lilischkies (24) hat im Februar ihren Meister im Friseurhandwerk gemacht.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Die Termine für diese Woche sind alle ausgebucht. Auch für die nächste Woche finden sich nur noch wenige weiße Flecken im Kalender des Friseursalons „Schnittstelle“. „Wir erwarten viele Wuschelköpfe“, sagt Heidi Lilischkies und schmunzelt, „und bei den Frauen auch große Ansätze. Es gibt Nachholbedarf.“ Die Friseure in der „Schnittstelle“ stehen in den Startlöchern. Sie seien froh, dass es wieder losgeht. Die Vorbereitungen im Team seien alle getroffen, Hygienevorschriften umgesetzt, Listen vorbereitet und Gesichtsmasken bereit gelegt. „Um meine Gesundheit mache ich mir jetzt nicht so große Sorgen“, sagt Heike Lilischkies, „wir stehen ja meistens hinter den Kunden und haben alle Hygienevorkehrungen getroffen.“

Der Alltag wird wohl heute morgen trotzdem nicht einkehren. „Bei so einem Friseurbesuch sollen die Menschen ja auch die Möglichkeit haben, ein bisschen zu entspannen“, sagt Tochter Anna Lilischkies, „wir wünschen uns für unsere Kunden eine kleine Auszeit.“ Ein gutes Buch, ein kleines Gespräch, ein heißer Kaffee: So ein Friseurbesuch könne eine kleine Wellnessoase sein, wünscht sich die 24-Jährige. Und genau dieses Gefühl wolle sie ihren Kunden vermitteln – in Corona-Zeiten, in denen Zeitschriften und Kaffee aus den Salons verschwinden müssen, wird das allerdings schwierig.

Als Anna Lilischkies damals die Ausbildung zur Friseurin antrat, da wusste sie, was sie tat. „Ich habe als Kind viel mitbekommen, weil meine Mutter ja den gleichen Beruf hat, wie ich heute“, erzählt sie. Sie ging in den Ferien mit in den Salon, machte schließlich ein Praktikum, um sich vom Alltag zu überzeugen und entschied sich für die Ausbildung. Bereut hat sie es nie: „Da geht es ja um mehr, als darum, ein paar Haare zu schneiden“, sagt die 24-Jährige. Sie habe sich wegen der kreativen Möglichkeiten und den Begegnungen mit vielen verschiedenen Menschen für diesen Beruf entschieden. „Dazu gehört auch ein bisschen Psychologie“, sagt sie. Das gilt für jene Momente, wenn Frauen nach einer Trennung in den Salon kommen und mal „was ganz Neues“ ausprobieren wollen. Oder für die Vormittage, wenn ältere Damen zum wöchentlichen „Waschen und Legen“ kommen und sich damit auch den großen Wunsch nach Geselligkeit erfüllen. Das gilt auch für den Besuch der kleinsten Kunden, denen Anna Lilischkies erst mal die bunten Scheren zeigt, bevor sie loslegt. Und das gilt erst recht für jene Tage, wenn sich die Friseurin um Festfrisuren kümmert – vor allem für Hochzeiten.

„Ich habe ein Gefühl dafür bekommen, ob Kunden reden oder lieber schweigen möchten“, sagt Anna Lilischkies, „Hauptsache alle fühlen sich wohl.“ Und dann ist die 24-Jährige in ihrem Element. Dann freut sie sich, wenn ihre geübten Hände ein bisschen wie von selbst Haare färben oder Frisuren stecken, Haarteile anbringen oder Dauerwellen wickeln. Ihr Spezialgebiet ist die Farbe geworden: „Vor allem Blond“, sagt sie und wirft ihre eigene, helle Mähne zurück. „Viele Kundinnen wünschen sich blonde Haare“, sagt sie, „aber man sollte auf den Hauttyp achten.“ Und dann beginnt die Friseurmeisterin zu beraten und empfehlen. „Wenn wir uns dann ans Färben machen, dauert so ein Besuch auch mal vier Stunden“, erzählt sie.

Am allerliebsten sind ihr fast jene Kunden, die ihr Schicksal in die kreativen Hände der Friseurinnen legen. „Manchmal kommen Frauen und wünschen sich eine komplette Veränderung“, erzählt sie. Die wenigsten ziehen den Wunsch dann auch durch. „Aber ich liebe es, wenn die Kundinnen am Ende in den Spiegel blicken, ihre Augen zu leuchten beginnen und sie sich noch mal ganz anders wahrnehmen“, sagt Anna Lilischkies.

Inzwischen hat die 24-Jährige auch den Meister noch obendrauf gesetzt. Denn irgendwann wolle sie den Salon ihrer Mutter übernehmen. „Aber das hat Zeit“, sagt Anna Lilischkies, „jetzt bin ich gerade glücklich wie es ist.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort