Wermelskirchen "Friday Night in San Francisco" in der Katt

Wermelskirchen · Peter Finger hatte zur "International Guitar Night" illustre Gäste aus Gitarristenszene geladen. Diese zogen mit ihren Auftritten das Publikum in ihren Bann.

 Einzige Frau unter Männern: Cecilia Zabala. Die Argentinierin legte nicht nur als Solisten einen spektakulären Auftritt hin, sondern überzeigte auch im Zusammenspiel mit dem Inder Rhythm Shaw.

Einzige Frau unter Männern: Cecilia Zabala. Die Argentinierin legte nicht nur als Solisten einen spektakulären Auftritt hin, sondern überzeigte auch im Zusammenspiel mit dem Inder Rhythm Shaw.

Foto: Katt

Peter Finger hatte in den vergangenen Jahren stets mit seiner "International Guitar Night" ein paar Schmankerl der Gitarristenszene parat. Sowohl, was die Virtuosität der Akteure betraf, als auch deren Auswahl. Doch diesmal - am Mittwoch - schoss er ohne Zweifel den Saitenvogel ab. Mit Cecilia Zabala aus Argentinien, Rhythm Shaw aus Indien, Markus Segschneider "von hier um die Ecke" (Finger) und ihm selbst hatte er eine kreative Melange aus einer Frau und drei Männern am Start, die unterschiedlicher nicht sein konnten und trotzdem harmonierten wie Dur und Moll in einem Stück.

Bereits in der Pause, nachdem jede(r) für sich einen spektakulären Einzelauftritt hingelegt hatte, war eine quer durchs Publikum entfachte Begeisterung zu spüren. Zabala brachte auf ihrer siebensaitigen Gitarre zusammen mit ihrer Stimme - "Vokalismen" sagte Finger dazu - fremdartige Sphären zum Klingen, die, getragen von latenter Spannung und versehen mit einem Schuss Latino-Exotik, kompromisslos faszinierten. Rhythm Shaw (21) riss als junger brutaler Flitzefinger ("ich liebe es, schnell zu spielen") die Leute zu heftigem Begeisterungsapplaus hin. Segschneider zeigte eine ungeahnte, mit allen virtuosen Wassern gewaschene stilistische, melodiöse Bandbreite. Und Peter Finger - als Ausnahmegitarrist bekannt - ließ sich auch diesmal nicht lumpen. Wobei er mit seinen Balladen einen beruhigenden und zugleich reifen Gegensatz zum ungestümen Shaw aufbaute.

So richtig zur Geltung kamen nach der Pause alle durch das Zusammenspiel mit anderen. Finger und Segschneider erzählten zusammen elegisch anmutende Saitengeschichten, die das Herz eines Musikliebhabers gleich welcher Couleur zum Schwingen brachte. Und plötzlich ließ sogar Shaw im Duo mit Zabala, vielleicht animiert durch die jetzt sinnlich aufspielende Argentinierin, bei ihrer gemeinsamen Version von "Blue Bossa" ab und zu mal samtig-weiche Töne vom Stapel. Die beiden schaukelten sich gegenseitig hoch - eine Sternstunde des Jazz in der Katt war geboren.

Weiter ging's in der jetzt wie ein kostbarer Teppich ausgebreiteten jazzigen Stimmung weg von meisterlichen Akustiksolos zu schwunghaftem, jazzigem Duospiel. Finger startete mit einem Walking-Bass einen Gypsy-Swing und Segschneider ließ sich solierend davontragen. In der Mitte trafen sich beide zum flinken Unisonospiel und einem Frage-Antwort-Teil, wobei sie sich und den Besuchern "gegensaitig" zeigten, was sie drauf hatten.

Gegen Ende - von allen sehnlich erwartet - spielten dann alle vier zusammen: "Mercy, Mercy, Mercy" von Joe Zawinul und in der Zugabe den Jazz-Standard "All of Me", den Cecilia Zabala auch sang. Die Improvisationen, die bei diesen Stücken von der Bühne fegten, animierten zu begeisterten Standing Ovations.

Einige Gitarrenliebhaber erinnerten sich spontan an das weltberühmte Konzert "Friday Night in San Francisco" mit den Gitarrenvirtuosen John McLaughlin, Paco DeLucia und Al DiMeola. Insbesondere Rhythm Shaw erinnerte stark an den jungen John McLaughlin.

Mit einem derart fulminanten Konzertabschluss hatten trotz der vorgehenden Leistungen wohl die wenigsten gerechnet. Peter Fingers Überraschung war ohne Zweifel gelungen.

(RP)
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