Wermelskirchen Freudenchor "Bermuda-Dreieck"

Wermelskirchen · Die Wermelskirchener haben gestern bei sonnigem Wetter beim Matinee ihre "Fünfte Jahreszeit" gefeiert. Tausende Besucher forderten in einigen Gesangseinlagen Arm in Arm eine ewige Partymeile in der Innenstadt. Das erstmals durchgeführte Glasverbot sorgte für Entlastung bei der Polizei.

 Posen auf der Partymeile: Die jungen Matinee-Besucher.

Posen auf der Partymeile: Die jungen Matinee-Besucher.

Foto: Dörner, Hans

Wenn die Wermelskirchener laut genug waren, haben sie sich gestern Nachmittag einen großen Wunsch erfüllt. Dann ist auch heute Matinee. Und morgen. Und übermorgen. Und überübermorgen. Arm in Arm, Bierbecher an Bierbecher und vor allem Goldkehlchen neben Goldkehlchen singen hunderte Menschen im "Bermuda-Dreieck" auf der Matinee "An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit" — Verse der Hymne der "Toten Hosen" für Menschen, die gerade herausgefunden haben, wie der Tag ihres Lebens so aussehen sollte. Und dass man diesen Tag, in diesem Fall ab 11 Uhr auf der Partymeile zwischen Eich und Brückenweg, unendlich oft erleben möchte.

 Glas verboten, PET-Flaschen erlaubt: Das "Bermuda-Dreieck" war gestern Glasverbotszone.

Glas verboten, PET-Flaschen erlaubt: Das "Bermuda-Dreieck" war gestern Glasverbotszone.

Foto: Dörner, Hans

"Ein Fest der Generationen"

Wermelskirchen: Freudenchor "Bermuda-Dreieck"
Foto: Dörner, Hans

Dieser Tag, der in der Region mittlerweile auch den Kosenamen "Fünfte Jahreszeit" trägt, sieht für den Wermelskirchener folgendermaßen aus: Tausende Einheimische oder Ex-Einheimische, die aus den Nachbarstädten oder von noch weiter weg angereist sind, fallen sich um den Hals, feiern, essen Bratwurst, trinken Bier. Es ist proppevoll, die Sonne scheint, alle freuen sich. "Wir treffen uns hier jedes Jahr, sind seit der Windel Freundinnen", sagt Sabine, die mit Tina, Anke sowie einer weiteren Sabine unterwegs ist. "Unsere Eltern und Kinder sind auch hier — das ist ein Fest der Generationen."

 Gute Laune bei der Matinee: Zahlreiche Wermelskirchener trafen sich gestern schon ab 11 Uhr in der Innenstadt.

Gute Laune bei der Matinee: Zahlreiche Wermelskirchener trafen sich gestern schon ab 11 Uhr in der Innenstadt.

Foto: hans dörner

Und die teilen sich traditionell auch ein wenig auf: Die jüngeren drehen in den Karussells und sonstigen Attraktionen der 416. Wermelskirchener Kirmes auf dem Schwanenplatz und dem Loches-Platz ihre Runden. Und die etwas älteren Besucher holen sich ihren (Kauf-)Rausch auf dem Krammarkt. Auf 155 Ständen gibt es von Haarbürsten bis zur Zehnagelschere alles, was der Mensch so braucht. "Hier findet man wirklich alles", sagt eine Damen-Gruppe aus Solingen, die gar nicht berichten müssen, ob sie schon was gekauft haben: Die Plastiktüten sind voll, an einer ist sogar schon eine Schlaufe eingerissen. Später möchten sie sich noch auf ein Glas ins Weindorf.

Doch zurück zum "Bermuda-Dreieck", wo es die meisten hinzieht: Während der Club-Hit "Infinitiy" mit den bescheidenen Zeilen "Ein Freak wie ich braucht einfach nur Grenzenlosigkeit" aus den Boxen dröhnt, ist dort gerade ein junger Mann mit Sonnenbrille und einem "Meter Bier" auf seinem persönlichen Weg Richtung "Grenzenlosigkeit". Ob sein Plan, diesen Weg mit jeweils einem Schritt vor und anschließend zwei zurück bestreiten zu wollen, der richtige ist, ist in etwa so fraglich wie die Farbe seiner Brille — auch das ist die Matinee.

Heute beim Frühstück wird der junge Mann froh sein, dass die Macht des Freudenchors beim Toten-Hosen-Lied doch nicht den erwünschten Effekt hatte: Dass auch die Matinee nicht unendlich sein kann, sondern einmal zu Ende geht. Und mit ihr auch der schwere Tag danach. Ganz bestimmt.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort