Freibäder in Wermelskirchen und Remscheid Diese Technik ist ein „Quantensprung“ für das Freibad Dabringhausen

Wermelskirchen / Remscheid · Mit einem Riesen-Kraftakt versetzten die Dabringhauser am Samstag die Filteranlagen aus dem Freibad im Eschbachtal in ihr Strandbad an der Linnefe. Die neue Technik soll in der Saison Kosten und Arbeit sparen.

Die komplette Technik aus dem Freibad Eschbachtal wurde in Remscheid abgebaut, verladen und zum Freibad Dabringhausen gefahren, wo sie eine zweite „Karriere“ antritt.

Foto: Jürgen Moll

Die Spuren des Nachtfrosts liegen noch auf der Wiese am alten Freibad, als Ralf Magney und Volker Niemz am führen Vormittag im Eschbachtal ankommen. Hinter Magney liegt schon der Winterdienst, er ist seit 2 Uhr nachts auf den Beinen. Aber der Termin im Freibad im Eschbachtal steht fest im Terminkalender. „Und er hat mich schon einige schlaflose Nächte gekostet“, wird Magney später verraten. Absagen waren also keine Option. Auch nicht für Rudi Hachenberg, der ehrenamtlich mit seinem Kran ins Freibad gekommen ist oder für Sven Horn, der seinen Schlepper mitgebracht hat. Die Männer haben sich für diesen Tag viel vorgenommen. Sie wollen die drei großen Filterbehälter, die jeweils fast drei Tonnen wiegen, im Remscheider Freibad ausbauen und nach Dabringhausen bringen. „Das katapultiert uns in Dabringhausen aus den 1970er Jahren in die Moderne“, sagt Ralf Magney, „das ist also ein Quantensprung, ein echter Glücksgriff.“

Und so glücklich wie die im Freibad Dabringhausen Aktiven über diesen „Glücksgriff“ sind, genauso glücklich sind es die Remscheider. „Wir würden die alte Anlage nicht vermarktet bekommen“, erzählt Klaus Ellenbeck, der gemeinsam mit Remscheids Oberbürgermeister Burkard Mast-Weisz ins Eschbachtal gekommen ist. „Wir müssten das alles abreißen und verschrotten“, ergänzt er. Denn fest steht: Die Remscheider werden ihre Filteranlage nicht mehr brauchen. Bis 2026 wird das komplette Freibad neu gebaut.

Eine Schwimmerin aus Dabringhausen, die im Remscheider Rathaus arbeitet, kam auf die Idee, ob die Filter womöglich noch eine zweite Karriere im Waldbad in Dabringhausen machen könnten. „Wir haben uns alles angeguckt und einen Badplaner mit ins Boot geholt“, erklärt Katja Salz-Bannier vom Betreiberverein des Freibads in Dabringhausen. Der Ingenieur gab grünes Licht und Ralf Magney und Volker Niemz begannen, den Einsatz zu planen. Der bunte Clown, der im Kinderbereich für Wasserfontänen sorgen soll, hat bereits die Reise vom Eschbachtal nach Dabringhausen geschafft.

Die Kessel aus dem Freibad Eschbachtal hob ein Kran über den Eingangsbereich des Waldbades an der Linnefe in Dabringhausen.

Foto: Theresa Demski

„Für uns ist das Nachbarschaftshilfe, mit der wir das ehrenamtliche Engagement in Dabringhausen unterstützen“, sagt Mast-Weisz im Eschbachtal. Dann grinst er und ergänzt: „Bergisch geht so einfach.“

Inzwischen hat das ehrenamtliche Team aus Dabringhausen, zu dem auch Marc Dabringhaus gehört, das Dach des Technikgebäudes des alten Freibades geöffnet. Der Sand ist bereits aus den Filteranlagen entfernt, die alten Rohre sind gelöst. Der erste Filterkessel schwebt nun aus dem kleinen Raum. Es wirkt, als würden alle kurz die Luft anhalten – bis auf Rudi Hachenberg, der den drei Tonnen schweren Kessel in aller Ruhe auf den vorbereiteten Anhänger hebt. Das Team atmet wieder aus und macht sich an den zweiten Kessel.

Die Eschbachtal-Technik verbraucht weniger Strom. So könnte die Solaranlage (links) irgendwann genug Strom für den Freibad-Betrieb liefern.

Foto: Katja Salz-Bannier

„Wir haben das gut vorbereitet“, sagt Magney. Trotzdem sei auch eine ordentliche Portion Aufregung im Spiel. „Aufregend wird es vor allem, wenn wir in Dabringhausen ankommen“, sagt Magney. Wer dem Team bei der Arbeit zuschaut, der spürt nicht nur das gute Miteinander und die heitere Stimmung. Jedem Beobachter wird schnell klar: Die Männer arbeiten Hand in Hand. Nach rund vier Stunden ist die Arbeit im Eschbachtal erledigt – und der Tross macht sich auf den Weg nach Dabringhausen. „Das wird spannend“, sagt Magney als er einsteigt. Denn gelegentlich werden die Schlepper in der Straßenmitte fahren müssen, schließlich messen die Kessel fast vier Meter Höhe. „Teilweise werden wir Straßen kurz sperren müssen“, ahnt der Fachmann.

Um kurz nach 13 Uhr kommt der Tross in Dabringhausen an. Die Männer beraten kurz und entscheiden dann, die drei Filterkessel über die Brücke am Eingang des Bades zu heben. Als Rudi Hachenberg den Kran anwirft, halten nochmal alle die Luft an. Der erste Kessel schwebt über die Brücke und landet sicher jenseits des Kassenhäuschens. Innerhalb einer knappen Stunde hat das Team einen neuen Platz für alle drei Kessel gefunden. Alles hat funktioniert. „Aber die eigentliche Arbeit kommt erst noch“, sagt Volker Niemz. Im Sommer soll die neue Filteranlage an den Start gehen. Dafür müssen noch bauliche Veränderungen im Freibad vorgenommen werden, um genug Platz zu schaffen – samt neuer Bodenplatte, neuen Wänden und der Entfernung des alten Systems.

„Das kostet natürlich auch Geld“, rechnet Katja Salz-Bannier. Aber der Dabringhauser Filter hätte in diesem oder im nächsten Jahr ohnehin gewartet werden müssen. Das hätte mit rund 50.000 Euro zu Buche geschlagen. Die für Dabringhausen neue Filteranlage aus dem Eschbachtal, die zwar aus den 1960er Jahren stammt, wurde erst 2017 generalüberholt und runderneuert. „Deswegen ist sie für uns so wertvoll“, erklärt Magney. Langfristig soll die neue Anlage außerdem ordentlich Strom und Arbeitskraft sparen. „Sie ist viel einfacher in der Handhabung“, hat sich Katja Salz-Bannier erklären lassen. Statt des aktuellen offenen, arbeitsintensiven Filtersystems, reinigt sich das neue geschlossene System auf Knopfdruck. „Und wir gehen davon aus, dass wir fast die Hälfte des bisher verbrauchten Stroms sparen können“, sagt Niemz. Die neue Anlage arbeite mit zwei statt mit vier Pumpen: „Damit kommen wir dem Traum, mit dem Strom der Fotovoltaikanlage auszukommen, immer näher.“

Rudi Hachenberg fährt im Freibad in Dabringhausen inzwischen den langen Arm des Krans wieder ein. Sven Horn macht sich mit seinem Trecker auf den Heimweg. Ralf Magney und Volker Niemz atmen tief durch – die Anspannung dieses Tages ist abgefallen.