Wermelskirchen Flüsse im Kreis sind auf gutem Weg

Wermelskirchen · Seit fast 90 Jahren kümmert sich der Wupperverband um die Qualität der Flüsse und Bäche in der Region. Vor 30 Jahren war die Wupper noch biologisch tot, nun laichen wieder Lachse darin. Es gebe aber noch viel zu tun.

 Vor vier Jahren wurde der Thermorüssel neben dem Turm (links der Überlauftrichter) eingebaut. Er soll wärmeres Oberflächenwasser in die Dhünn ableiten - ob dieser Schritt Wirkung zeigt, muss noch abgewartet werden.

Vor vier Jahren wurde der Thermorüssel neben dem Turm (links der Überlauftrichter) eingebaut. Er soll wärmeres Oberflächenwasser in die Dhünn ableiten - ob dieser Schritt Wirkung zeigt, muss noch abgewartet werden.

Foto: Jürgen Moll

Die Natur kennt kein Hochwasser, dass ein Fluss über die Ufer trete, sei ganz normal. "Nur wir Menschen haben ein Problem damit, weil wir zu nah dran bauen", sagt Susanne Fischer, Pressesprecherin des Wupperverbands. Der Verband setzt sich unter anderem mit den Grundstücksbesitzern zusammen, um nach Lösungen und Ersatz zu suchen, damit der Fluss wieder den Platz bekommt, den er eigentlich braucht.

Der Wupperverband versucht, den natürlichen Zustand von Flüssen und Bächen, soweit möglich, wieder herstellen, so wie es die europäische Wasser-Rahmenrichtlinie fordert. Eine Anfrage der Grünen im Bundestag ergab, dass in Deutschland nur 6,6 Prozent der Flüsse und Bäche in ökologisch gutem Zustand sind, geht es nach den EU-Kriterien. In 93 Prozent der Fließgewässer lebten nicht mehr die Gemeinschaften aus Fischen, Pflanzen und Kleintieren, die man dort eigentlich vorfinden müsste. Zudem seien 79 Prozent der Fließgewässer durch Ausbau "in ihrer Struktur deutlich bis vollständig verändert", wie es in der Antwort der Bundesregierung heißt.

Früher seien Flüsse nur als Abwasser gesehen worden. "Und diese sollten möglichst schnell wegfließen", sagt Fischer. Flüsse wurden in der Folge begradigt, Uferböschungen befestigt, die Fließgeschwindigkeit erhöht. "Mit kleinen Inseln, Steinen und Baumstämmen bringen wir wieder mehr Leben ins Wasser", sagt Fischer. Die Hindernisse sorgen für Verwirbelungen und erhöhen dadurch den Sauerstoffgehalt. Aber nicht nur um Flussläufe kümmert sich der Wupperverband. In seiner Verantwortung liegen zusätzlich elf Klärwerke und 14 Talsperren.

"An der großen Dhünn-Talsperre beispielsweise wurde früher das Wasser immer nur von unten her abgelassen", sagt Fischer. Dies habe dazu geführt, dass das Wasser, das aus tiefen Schichten des Stausees kam, immer einige Grad kälter war als an der Oberfläche. Fische und Kleinlebewesen vermehrten sich bei den tieferen Temperaturen aber nicht so gut. Aktuell habe man einen Thermorüssel installiert, der das Wasser aus höheren Schichten ansaugt. "Ob die Maßnahme Wirkung zeigt, müssen wir aber noch abwarten."

Laut Umweltbundesamt sind die häufigsten Gründe für einen mäßigen, unbefriedigenden oder schlechten Zustand der Gewässer Belastungen aus der Landwirtschaft, etwa mit Dünger oder Spritzmitteln, sowie eine Begradigung, Verbauung oder Unterbrechung durch Wehre.

An beiden Punkten setzt auch die Arbeit des Wupperverbands an. "Wir haben extra einen landwirtschaftlichen Berater, der den Landwirten zur Seite steht", sagt Fischer. Dieser gehe besonders auf das Thema Düngen ein und dass die richtigen Mengen zur richtigen Zeit in den Boden eingebracht würden. Auch der Abstand zum Gewässer sei wichtig. "Das läuft schon seit 25 Jahren sehr gut, wir haben selbst in den Trinkwassertalsperren sehr niedrige Nitratwerte, weit unter den Grenzwerten", sagt Fischer. Hohe Nährstoffmengen stellten eine große Gefahr für die Gesundheit des Gewässers dar, Kläranlagen filtern deshalb verstärkt Stickstoff und Phosphat heraus.

Auch Wehre und andere bauliche Hindernisse stehen im Fokus des Wupperverbands. Wehren würden zum Teil zurückgebaut und wo das nicht ginge, sorge man für Fischaufstiegsanlagen um die Durchgängigkeit der Flüsse zu gewährleisten. "Im Gegensatz zum Bundesdurchschnitt sind die Gewässer in der Wupperregion zu 25 Prozent in gutem Zustand", sagt Fischer.

Aber auch beim Wupperverband könne man keine 300 Jahre industrielle Entwicklung zurückdrehen. "Ökologie lässt sich eben nicht auf Knopfdruck entwickeln", Es gebe noch viel zu tun, aber Flüsse und Bäche seien auf einem sehr guten Weg. "War die Wupper vor 20, 30 Jahren noch biologisch tot, haben wir jetzt wieder Lachse und Biber in der Region", sagt Fischer.

Fleißige Helfer und Fischfreunde hätten in den letzten Jahren Lachse gezüchtet und die jungen Tiere in der Wupper ausgesetzt. Diese kämen nun zum Laichen aus der Nordsee über den Rhein wieder in die Wupper.

(cha)
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