Wermelskirchen Flüchtlingshäuser - Bähringhausener sind verunsichert

Wermelskirchen · Es wurde gleich zu Beginn klar: Der Stadtverwaltung ist wichtig, für das Bauvorhaben in Bähringhausen zu werben, es zu erklären und das Verständnis der Anwohner zu gewinnen.

Zur Informationsveranstaltung in der Turnhalle Tente hatte Bürgermeister Rainer Bleek daher Vertreter aller zuständigen Abteilungen mitgebracht, für die Politik waren alle im Rat vertretenden Parteien beteiligt. Und auch Andreas Weger und Karola Abrahams vom Gemeinnützigen Bauverein waren anwesend.

Der Bauverein plant, in Bähringhausen im ersten Bauabschnitt drei Häuser für 40 Flüchtlinge zu errichten. Im Anschluss sollen vier weitere Mehrfamilienhäuser an der B 51 gebaut werden, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. In der alten gewachsenen und überschaubaren Hofschaft herrscht Unsicherheit. "Wir versuchen, die Flüchtlinge für jeden Standort anzupassen", betonte Sozialamtsleiterin Tanja Dehnen. Sie versicherte: "Es werden nicht 40 alleinstehende Männer in Bähringhausen einziehen."

Die Bewohner haben Zweifel, denn die Stadt könne sich die Flüchtlinge ja nicht aussuchen. Und sie haben Zweifel am Genehmigungsverfahren. "Wir sind hier im sogenannten Außenbereich und in der Wasserschutzzone drei", sagte Matthias Nobel, der gegenüber dem geplanten Neubau wohnt. "Hier durfte nie etwas gebaut werden - selbst Gartenhäuschen wurden abgelehnt", ergänzte Nachbar Mathias Conrad. Das Grundstück hatte der Bauverein 2012 gekauft, weit vor Beginn des Flüchtlingsstroms im Jahr 2015. Der vordere Bereich an der B 51 war Bauland, dahinter war Schutzzone. Doch die Gesetze haben sich geändert. Es fehlen Wohnungen für Flüchtlinge, weshalb eine Genehmigung machbar ist, aber eben nur für Flüchtlingswohnungen.

Die Situation nach dem Krieg führte 1950 zur Gründung des Bauvereins. Bürgermeister Rainer Bleek meinte mit Blick zurück: "1946 hatte Wermelskirchen 16.000 Einwohner und 5000 Flüchtlinge. Da sollte unsere reiche Gesellschaft doch die aktuelle Situation schaffen. Ich möchte nie wieder diese Menschen in einer Turnhalle sehen." Er ist sicher, dass die allgemeine Wohnungsnot in Zukunft dazu führen werde, dass mehr Genehmigungen im ländlichen Bereich erteilt werden.

Damit die Häuser schnell errichtet werden können, hat man sich für eine einfache Bauweise entschieden. Es wird keine Keller geben, Balkone werden als "Vorsatzkonstruktion" errichtet, die Häuser sind mit Außentreppen ausgestattet und erhalten ein Pultdach. Der Bauverein sieht sich in einer sozialen Verantwortung, betonte Andreas Weger. "Wir planen einen Treffpunkt für die Anwohner und die neuen Nachbarn", sagte er. Auch die Flüchtlingsinitiative "Willkommen in Wermelskirchen" will helfen. "Gehen Sie auf die neuen Nachbarn zu", appellierte Brigitte Krips. "Inklusion ist keine Romantik. Es gibt Probleme, aber sie kann funktionieren. Wir haben viele Beispiele dafür."

Die Informationsversammlung verlief ruhig und sachlich, trotzdem konnte sie die Anwohner nicht gänzlich überzeugen. "Wir sind nicht gegen Flüchtlinge", betonte Anwohner Conrad. "Wir werden die Sache mit dem Baurecht prüfen lassen, dann sehen wir weiter."

Fakt ist: Die Zeit drängt. Der Bauverein wird jetzt den Bauantrag stellen. Anfang 2018 soll der Bau der Flüchtlingshäuser beginnen.

(wsb)
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