In Wermelskirchen Filigran und perfektionistisch

Wermelskirchen · Heike van Kan zeichnet für ihr Leben gerne. Ihre liebsten Motive sind Tiere. Für ein Porträt eines lieben Haustiers braucht die Perfektionistin schon einmal mehrere Tage.

 Heike van Kan ist Tierzeichnerin. Hier arbeitet sie am Projekt „die unvollständige Raubkatze“.

Heike van Kan ist Tierzeichnerin. Hier arbeitet sie am Projekt „die unvollständige Raubkatze“.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Wenn man sich durch eine Sammlung mit Zeichnungen von Heike van Kan blättert, fragt man sich nicht nur einmal, ob man sich gerade Fotografien ansieht. So teils fotorealistisch sind die Bleistiftzeichnungen der 53-jährigen Wermelskirchenerin. Da blicken einem die treuen Augen von Hunden und Pferden entgegen, deren Fell so genau und detailreich gezeichnet ist, wie man es wohl nur mit ganz viel Hingabe und Liebe zur Perfektion hinbekommen kann. „Ich habe immer schon gerne gezeichnet, schon als kleines Mädchen. Ich war gerade erst wieder mal bei meiner Mutter, die jüngst den Keller ausgemistet hat. Da gibt es noch alte Kalender, die ich ihr als Kind gemalt habe – das war vergleichsweise gekrakelt“, sagt sie lachend.

Wobei „gekrakelt“ ein viel zu starkes Wort für das ist, was schon die junge Heike van Kan aufs Papier gebannt hat. „Ich war nur nicht so perfektionistisch, wie ich es heute bin“, sagt die 53-Jährige. Wenn heute jedes Haar der Mähne und jede Kräuselung im Fell perfekt sitzen muss, durfte es früher schon mal ein wenig ungenauer zugehen. „Das ist heute wirklich extremer geworden. Aber das Zeichnen liegt mir offensichtlich im Blut, das habe ich schon immer gerne getan“, sagt Heike van Kan.

Und ihr Talent ist ganz offensichtlich auch schon anderen als der eigenen Familie aufgefallen, wie die 53-Jährige im Gespräch mit der Redaktion erzählt. „Bei besagtem Besuch bei meiner Mutter hat sie mir eine Ausgabe des Friesen-Journals gezeigt.“ In dem Magazin über Friesen-Pferde findet sich ein Artikel der Journalistin Inge Thelen über die damals etwa 30-jährige Heike van Kan.

Die Journalistin habe sie auf einer Pferdeshow kennengelernt. „Mit den Friesen hat auch alles für mich angefangen, die habe ich wohl noch vor dem Zeichnen geliebt“, sagt Heike van Kan. „Ich habe früher vor allem Pferde gezeichnet. Und vor allem nie gedacht, dass das irgendwie besonders ist, was ich hier mache“, sagt die 53-Jährige. Irgendwann sei dann ihr Umfeld auf sie zugekommen und habe sie darauf angesprochen, doch mal Porträts zu zeichnen. „Da kamen die ersten Aufträge, dass ich das Haustier oder das Pferd zeichnen sollte.“

Heute füllen die Fotos der Auftragsarbeiten einen dicken Ordner. „Meistens wollen die Leute ein Porträt in DIN A4 oder DIN A5. Ich arbeite praktisch nur mit dem Bleistift“, sagt Heike van Kan. Weil das ja verwischen könnte, wenn man mit dem Fingern an die Zeichnung kommt, sage sie den Auftraggebern immer, dass sie das Porträt möglichst umgehend in Glas rahmen sollten. „Ich fixiere die Zeichnung nicht, denn das verändert sie.“

Sie sitze zwar nicht von morgens bis abends an einer Zeichnung, aber wenn sie die Arbeit an einem durchschnittlichen Porträt zusammenrechne, denke sie eher in Tages-, denn in Stundendimensionen. „Das liegt aber wirklich nur daran, dass ich so pingelig bin“, sagt die 53-Jährige lachend. Und das kann man schon beim Anblick der Fotografien ihrer Zeichnungen nur bestätigen.

Heike van Kan ist selbst Hunde- und Pferdebesitzerin. Ein Lieblingsporträt ist daher auch eine Zeichnung eines ihrer Windhunde. „Aber ich habe auch eine bis jetzt noch unvollendete Serie mit fünf Hunden gezeichnet, bei der der fünfte noch fehlt. Der ist noch ein Welpe und muss erst noch ein paar Wochen älter werden, ehe ich ihn zeichne. Die Serie finde ich aber auch sehr gelungen“, sagt die 53-Jährige.Um ein so naturgetreu wie mögliches Porträt zeichnen zu können, braucht die Künstlerin ein Bild des Tiers. „Dass das Tier Modell steht, ist natürlich utopisch. So lange hält kein Tier freiwillig still“, sagt sie lachend.

 Verewigt: Hunde-Tattoo  auf dem Unterschenkel

Verewigt: Hunde-Tattoo auf dem Unterschenkel

Foto: Heike van Kan

Am besten seien indes mehrere Fotos aus verschiedenen Blickwinkeln. Nur so könne sie sich in das Aussehen des Tiers eindenken und es möglichst gut nachzeichnen. Letztlich komme es besonders auf den Blickwinkel an. „Mein Mann fotografiert sehr gerne – und wenn ich mir manchmal ansehe, welche Perspektiven er auswählt, merke ich, wie unterschiedlich man die Dinge sehen kann“, sagt die 53-Jährige. Zum Blickwinkel kämen dann noch das nötige Talent und das richtige Auge für das Objekt als Grundvoraussetzung dazu.

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