Fest der Vielfalt in der Katt Beim Sport spielt die Sprache keine Rolle

Wermelskirchen · Einheimische und Neubürger stellten gestern Nachmittag das dritte „Fest der Vielfalt“ auf die Beine. In der Kattwinkelschen Fabrik herrschte Hochbetrieb und beste Stimmung. Integration wurde erlebbar.

 Asiatische Kampfkunst gab es auf dem Fest der Vielfalt gestern in der Katt zu sehen.

Asiatische Kampfkunst gab es auf dem Fest der Vielfalt gestern in der Katt zu sehen.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Ahmed Ahmed strahlt der älteren Dame, die an seinem Kaffeetisch Halt macht, fröhlich entgegen. „Möchten Sie eine Tasse?“, fragt der Syrer dann. Und Angela Lanza lässt sich nicht zweimal bitten. Sie nimmt den kleinen, schmuckvollen weißen Becher entgegen und riecht genüsslich an dem frisch aufgebrühten Kaffee. Als Ahmed Ahmed ihr syrisches Baklava dazu anbietet, greift sie zu. Und dann breitet sich jenes Strahlen auch über ihre Gesichtszüge aus. „Wahnsinn. Das ist sehr lecker“, bescheinigt sie ihrem syrischen Gastgeber. Und noch als sie ihren Weg durch die Kattwinkelsche Fabrik fortsetzt, leckt sie sich die Finger ab. Ahmed Ahmed freut sich über das Kompliment, über die fröhliche Geselligkeit an seinem Stand. Er wolle mit den anderen Menschen ins Gespräch kommen, sagt er dann.

Und alle bringen sich ein – mit Aktionen, Köstlichkeiten oder Gesprächsangeboten. „Wir haben heute eine richtig schöne Atmosphäre hier“, sagt Christiane Beyer vom Amt für Soziales bei der Stadt. Und der dritten Auflage des Festes merke man an, dass es sich wie die Integration selbst auch verändere. „Alle gestalten dieses Fest inzwischen mit: Einheimische und Neubürger“, sagt sie. Integration werde erlebbar.

Gerade noch haben in der kleinen Halle in der Katt die jungen Streicher vom Schnecken- und Fröschetreff der Musikschule ihr Können gezeigt, da schallen vom Flur laute Trommelschläge durch die Katte. Die WTV-Sportler von „Vö Vietnam“ und deren sportliche Gäste aus der Schweiz übernehmen: Erst tanzt eine Fabelgestalt zu den Trommelschlägen durch die Reihen, dann zeigen die Kampfsportler unter großem Interesse des Publikums ihr Können. Wieder sind es Einheimische und Neubürger, die Grenzen sind schwindend.

WTV-Vorsitzende Anne Ueberholz serviert Getränke, Cathy Kanku aus dem Kongo flechtet den Mädchen Zöpfe. Andreas Kämmerling spielt mit interessierten Kindern erste Töne auf dem Klavier, Naima Ouffa aus Marokko malt Hannah-Kunst auf die Hände der Kinder. Tischtennis und Torwandschießen, Shuffleboard und Kletterfelsen, Basketball und Einradfahren, Bogenschießen mit dem alpha-Projekt und Pilates: Vor allem sportliche Angebote sollen zum Fest der Vielfalt die Hemmschwelle zur ersten Begegnung schwinden lassen. „Bei Sport, Musik und Kulinarischem spielt die Sprache überhaupt keine Rolle“, sagt Christiane Beyer. Und die Idee geht auf. TuS, WTV und SV 09/35, der Kreissportbund und die Basketballfreunde, die Initiative 84 und die Sportjugend Rhein-Berg: Sie nutzen den Aktionstag auch, um einzuladen. Einheimischen und Neubürgern soll der Weg in die Vereine noch leichter werden. Denn dort geht Integration dann weiter.

Am Rande des Festes steht Brigitte Krips von „Willkommen in Wermelskirchen“. „Alle tragen ihren Teil bei“, sagt sie und erzählt, wie viele Neubürger seit Tagen in Vorbereitungen stecken, um Reis und Hühnchen, Couscous und Sater, gefüllte Weinblätter und Fischspezialitäten servieren zu können. Sie berichtet von dem jungen Syrer, der im vergangenen Jahr am Abend neben ihr stand und bekannte: „Das war der schönste Tag, den ich erlebt habe, seit ich in Deutschland bin.“

Echte Begegnungen auf Augenhöhe würden das Fest ausmachen, sagt sie und verheimlicht nicht, dass es nach wie vor auch in Wermelskirchen Vorbehalte gegen Flüchtlinge gebe. Aber der große Andrang von Einheimischen und Neubürgern beim Fest der Vielfalt spricht am Ende für sich selbst.

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