Wermelskirchen Experte fürchtet Ärger wegen erneuter Umstellung bei Kabel-TV

Wermelskirchen · Anbieter Unitymedia stellt seine Programmfrequenzen zum 29. August um. Zu diesem Stichtag bleiben die Bildschirme also dunkel.

 Experte Martin Lins freut sich über viele Aufträge, befürchtet jetzt aber großen Unmut bei seinen Kunden.

Experte Martin Lins freut sich über viele Aufträge, befürchtet jetzt aber großen Unmut bei seinen Kunden.

Foto: moll (archiv)

Radio- und Fernsehtechnikermeister Martin Lins ist nach eigenen Worten "leicht wütend". Der Grund: Beim Kabel-Fernsehen stellt Anbieter "Unitymedia" die Frequenzen um, auf denen die Programme ausgestrahlt werden. Die Folge: Zum Stichtag 29. August bleiben die Bildschirme dunkel, die Sender müssen per Suchlauf neu gefunden und die Programme auf den jeweils gewünschten Speicherplätzen neu programmiert werden.

Was Lins, der 1992 den Wermelskirchener Betrieb "Radio Brass" übernahm, stört: Das Ganze geschieht nur kurze Zeit nach der endgültigen Umstellung von analoger auf digitale Übertragung im Juni. Der 61-Jährige fragt sich: "Warum ist das nicht in einem Zug geschehen?"

In Wermelskirchen sind es deutlich mehr als die Hälfte aller TV-Endgeräte, die ihr Signal nicht via Satellit, sondern per Kabel empfangen, sagt Lins. "Bei der Umstellung im Juni haben sich viele Menschen neue Geräte angeschafft, die wir aufgestellt, installiert und programmiert haben." Diese Kunden wären davon ausgegangen, nun für einige Zeit in Sachen Fernsehen ausgesorgt zu haben. "Für den erneuten Programmierungsbedarf wird manch einer kein Verständnis haben", befürchtet Martin Lins, dessen Auftraggeber in der Regel 60 Jahre und älter sind. "Natürlich kann ein Sendersuchlauf eigenständig gemacht werden, aber selbst technisch Versierte tun sich damit schwer. Meine Kunden schaffen das nicht."

Der Radio- und Fernsehtechniker bringt Verständnis für die Situation der betroffenen Bürger auf, sieht in dem kurzen Zeitabstand das Problem. "Dieser erneute Bedarf zur Programmierung betrifft ja eindeutig nicht die Garantie der Geräte. Da werden schnell einmal 30 bis 45 Minuten pro Kunde fällig." Das schlägt dann mit 25 bis 30 Euro zu Buche. Martin Lins hat beispielsweise unlängst das "Haus Regenbogen" mit 20 neuen TV-Geräten ausgestattet: "Die haben schon gesagt, dass ich auf jeden Fall zum Monatsende wieder kommen soll."

Der "Radio Brass"-Inhaber sieht in dem Handlungsbedarf keinen willkommenen Anlass, um Umsatz zu generieren. "Das bereitet mehr Ärger und Diskussionen als es uns Geld einbringt." Lins rechnet mit mindestens zwei bis drei Tagen strammer Arbeit, die nach dem 29. August zu leisten sein werden. "Ich bin bestimmt nicht gegen Aufträge. Nur jetzt kriegen wir wieder ein Problem, das ich nicht verursacht habe. Die Kunden sehen das teilweise ganz anders, für die bin ich der Ansprechpartner. Das ist nicht so, wie wir uns das vorstellen."

"Unitymedia" nennt den 29. August in Nordrhein-Westfalen plakativ "Change day" (englisch: "Wechsel-Tag"), der sich am 5. September in Hessen und 12. September in Baden-Württemberg wiederholt. "Unitymedia erweitert sein Senderangebot und schafft mehr Platz für zusätzliche Sender in HD-Auflösung. Außerdem bereiten wir damit unser Netz auf die Einführung höherer Internetgeschwindigkeiten vor. Dafür müssen unter anderem bestehende Sender verschoben werden. Insgesamt macht der Changeday unser Netz noch stabiler. Wenn wir in Zukunft neue Sender einspeisen, werden Sendeplatzverschiebungen nur noch selten nötig sein", erläutert der Internet-, TV- und Telefonanbieter.

Für Lins bleibt unklar, warum die Umstellung auf Digital-Ausstrahlung und der Frequenz-Wechsel der Programme nicht gleichzeitig geschehen konnten. "Ich vermute, dass Unitymedia nicht alles auf einmal machen wollte, um keine Überforderung zu bewirken." Dieser Schuss sei nach hinten losgegangen, weil genau das nun passiere.

(sng)
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