Wermelskirchen Erinnerung an die Dorfschule

Wermelskirchen · Dokumente über fast 100 Jahre Schulzeit der ehemaligen Evangelischen Schule Süppelbach hat Hans Otto Lentz für sein "Antiquariat" geschenkt bekommen. Er arbeitet das Material auf und möchte darüber ein Buch schreiben.

Einen interessanten Fund machte Hans Otto Lentz nach einer Schenkung eines ehemaligen Lehrers der Evangelischen Volksschule Süppelbach. In der Kiste befanden sich Auszüge aus der Schülerzeitung sowie Stammrollen und Bilder von 1876 bis 1964. Die werden derzeit im Antiquariat des "Büchernarrs" in der Oststraße durchgearbeitet. Gerd Hausmann und Walter Wick, die einst diese Schule besuchten, stöberten in den Unterlagen.

Die Stammrolle der Schule zeigte Eintragungen über Name des Schulkindes, Tag der Impfung, Religion, Tauftag, Geburtstag und Ein- sowie Ausschulung. Gerd Hausmann, der die Schule von 1935 bis 1943 besuchte, berichtete, dass seine Schulklasse damals nur vier Schüler hatte.

"Es gab viele Dorfschulen. Das kennt man heute gar nicht mehr. Süppelbach war eine davon", erzählte der Zeitzeuge. "Wir sind insgesamt acht Jahre auf der Schule gewesen." Neben Gerd Hausmann konnte auch Walter Wick von seinen Tagen an der Schule in Süppelbach berichten. "Am 1. April war immer der Einschulungstag", so Wick.

100 Jahre alte Fotos

Doch nicht nur eine Stammrolle gehörte zu den Schätzchen dieser Schenkung. Etliche Fotos aus der Zeit von 1900 bis 1920 machen diesen historischen Fund noch wertvoller. Diese zeigen jeweils die Schulklassen und das Mahnmal, das an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs erinnerte und damals noch in Süppelbach stand. Ein Foto, das das Schulgebäude der Evangelischen Volksschule zeigte, war leider nicht vorhanden.

"Es gab damals keine Schuluniformen", so Hausmann in Erinnerung an seine Schulzeit. "Wenn die Eltern es sich nicht leisten konnten, verschiedene Anziehsachen für die Kinder zu kaufen, dann wurde in der Schule die Sonntagskleidung angezogen."

Das schwarze Buch

Eine Kladde rief auch bei Wick und Hausmann teils schmerzhafte Erinnungen wach. Es war das Verzeichnis, in das die Lehrer die bestraften Schulkinder eingetragen hatten — und wie sie bestraft worden waren. "Wegen Beschädigung des Tisches, Tötung von Fröschen und ständiger Faulheit" gab es damals "vier Schläge aufs Gesäß", so die Informationen aus dem schwarzen Buch. "Die Lehrerin Fräulein Teidel hat den Kindern", so erinnerte sich Hausmann, "mit Lineal oder Zeigestock als Strafe auf die Fingerspitzen geschlagen."

Davon waren auch die Eltern damals nicht immer begeistert. Gerd Hausmann wusste zu berichten, dass es hitzige Diskussionen zwischen Eltern und Lehrern gab. Bevor die Bücher und Fotos an das Stadtarchiv gehen, möchte Hans Otto Lentz ein Buch darüber verfassen, um die Erinnerung für eine breite Öffentlichkeit zu erhalten.

Zeitzeugen, die sich auf dem Bild der Schulklasse von Jahrgang 1939 wiederfinden oder die Evangelische Schule Süppelbach einst besucht haben, bittet er, sich unter Tel. 02196 707744 zu melden, um mit ihren Berichten aus damaliger Zeit das Buch zu ergänzen.

(RP)
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