Sternsinger Wenn die Sternsinger klingeln

Dabringhausen · Elisa, Jan und Tom sind zwei Tage lang mit Stern und Kronen durch Dabringhausen gezogen. Sie haben Geld gesammelt, Segenswünsche zugesprochen und Freude verteilt.

 „Wir kommen daher aus dem Morgenland“: Elisa, Jan und Tom (v.r.) ziehen als Sternsinger von Tür zu Tür.

„Wir kommen daher aus dem Morgenland“: Elisa, Jan und Tom (v.r.) ziehen als Sternsinger von Tür zu Tür.

Foto: Theresa Demski

Der Wind pfeift kalt um die glitzernden Kronen auf den Kinderköpfen. „Besser als gestern“, sagt Jan, „da hat es die ganze Zeit geregnet.“ Der Achtjährige zieht sich den Königsmantel etwas enger um die Schultern, greift nach dem Stern und wirft einen Blick auf die Liste. Gemeinsam mit Elisa und Tom und ihren Müttern hat er heute noch mehr als 30 Haustüren vor sich. Aber von Müdigkeit ist – trotz des Einsatzes am Vortag mit ihren Vätern – keine Spur zu erkennen.

Als alle Kronen sitzen und die Umhänge gerichtet sind, starten die drei Sternsinger auf ihren Weg. Erste Station: die Senioren im „Carpe diem“ in Dabringhausen. Hier ist es warm. „Und die Menschen freuen sich irgendwie immer besonders, wenn wir kommen“, sagt Elisa. Und wirklich: Als die Kinder in der Tagespflegegruppe Aufstellung beziehen und ihr erstes Lied anstimmen, sind die Senioren zu Tränen gerührt. „Wir kommen daher aus dem Morgenland“, singen Elisa, Jan und Tom und wirken dabei so furchtlos und entschlossen, dass die alten Menschen die Kinder mit viel Applaus belohnen. Fast eine Stunde lang ziehen die drei dann über Flure und durch Essräume. Und am Ende jedes Einsatzes sagen sie einstimmig: „Ihr seid behütet durch Gottes Segen“. Die Senioren danken es ihnen, werfen Geld in die Dose und bitten um den kleinen schwarzen Aufkleber mit den Kreidebuchstaben „20*C+M+B+19“ – das sichtbare Segenszeichen. „Das ist die Abkürzung für Christus mansionem benedicat“, erklären die Kinder, „Christus segne dieses Haus.“ Am Ende klingt immer Elisa fröhliches „Tschüss“ durch Zimmer und Flure. Die drei sind ausgesprochen höflich und sie nehmen ihre Aufgabe sehr ernst.

Warum? „Wir helfen Kindern, denen es nicht so gut geht“, sagt Elisa ohne zu zögern. Die Sternsinger kennen das Projekt der katholischen Gemeinde in Grunewald. Seit Jahrzehnten unterstützt die Gemeinde Menschen in der Partnergemeinde Concepción in Bolivien. „Es gibt das ein Musikprojekt, das die Kinder von der Straße holt“, sagt Jan, „und dafür sammeln wir Geld.“ Anders also als bei den vielen tausenden Sternsingern, die in diesen Tagen in Deutschland unterwegs sind und die für Kinder in Peru sammeln, sind die Grunewalder für ihre Partnergemeinde auf den Beinen. Als Jan, Elisa und Tom den Seniorenpark wieder verlassen – mit vielen Süßigkeiten und einer Spende im Gepäck – fällt ihnen noch ein Grund ein, warum sie in diesem Jahr wieder als Sternsinger unterwegs sind. „Die Leute freuen sich so“, sagt Elisa. Und dann ist da ja auch noch die Sache mit dem Segen. „Das bedeutet, dass wir den Menschen in den Häusern wünschen, dass Gott auf sie aufpasst“, sagt Elisa. Das sei schließlich wichtig.

Und tatsächlich kommt vielen Menschen in Dabringhausen der Besuch der Kinder gelegen. Kaum geht die Tür auf, legen die Sternsinger mit dem ersten Lied los. „Wenn wir dann den Text für den Segensspruch mal vergessen, dann gucken wir einfach auf die Rückseite von dem Stern“, sagt Elisa. Allerdings kommen die Kinder fast nie in diese Verlegenheit. Schließlich sind sie im fünften Jahr dabei und längst alte Hasen, wenn es um Texte und Melodien geht. „Ein Lied lernen wir aber jedes Jahr neu“, sagt Jan. Und dann stimmen die Kinder eine fröhliche Melodie an: „Geht, ruft es von den Bergen: Der Heiland ist geboren.“ Eine ältere Dame flüstert die Worte leise nach, ein älterer Herr sucht schnell nach Schokolade und die meisten haben den Schein für die Spendendose schon bereit liegen.

Als die Kinder zur nächsten Tür aufbrechen, da rutscht die Krone von Elisa mal wieder über die Ohren. Jan reitet ein paar Meter auf dem Holzstab des Sterns und Tom greift nach seinem rutschenden Umhang. Der Wind pfeift noch etwas kälter. Sternsinger sein, ist manchmal ganz schön ungemütlich. Aber Elisa, Jan und Tom machen weiter. „Das ist doch schließlich unsere Aufgabe“, sagt die Achtjährige und rückt sich die Krone wieder zurecht.

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