Wermelskirchen Einzelhändler befürchten Umsatzeinbußen

Wermelskirchen · Karl-Heinz Stock bringt es auf den Punkt: "Der fließende Verkehr mit Haltemöglichkeiten am Straßenrand ist für den Einzelhandel in der Telegrafenstraße das Wichtigste", sagt der Verkaufsleiter der Bäckerei Evertzberg. In verkehrsberuhigten Zonen, in denen Kunden nicht vor den Geschäften parken können, hätten die Händler keine Überlebenschance. "Sollte das kurzzeitige Halten vor unserem Geschäft bald nicht mehr möglich sein, rechnen wir mit extremen Umsatzeinbußen von bis zu 50 Prozent", berichtet Stock und bezieht sich auf Erfahrungen von anderen Evertzberg-Standorten. "Die Filiale an der Telegrafenstraße ist schon bei 20 Prozent weniger Umsatz gefährdet." Man müsste sich dann überlegen, ob man die Filiale noch weiter betreibt.

Zum Hintergrund: Die Stadtverwaltung will für Radfahrer einen Schutzstreifen mit einer Mindestbreite von 1,25 Meter auf der linken Seite der Telegrafenstraße anlegen. Zudem sollen Halteverbotsschilder angebracht werden. Das bedeutet: Die Wermelskirchener könnten dann nicht mehr vor den Geschäften halten und schnelle Einkäufe bequem erledigen. Und gerade das sei aber für die Händler überlebenswichtig, betonen Karl-Heinz Stock, Stefan Evertzberg, Geschäftsführer der Firma Evertzberg, und Rainer Eickhorn, Chef der Metzgerei "Daum & Eickhorn" im BM-Gespräch. "Wir möchten einen Kompromiss finden, mit dem alle gut leben können", sagt Evertzberg. Ihr Vorschlag: Der Radverkehr soll künftig über den Brückenweg oder die Kölner Straße geleitet werden, damit die Flächen vor den Geschäften zum "kurzzeitigen Halten" genutzt werden können. Eine weitere Alternative wäre, dass Radfahrer absteigen und ihr Rad durch die Telegrafenstraße schieben müssten.

Es habe schon gute Gespräche mit Florian Lesske, dem Leiter des Amtes für Wirtschaft, Umwelt und Stadtentwicklung, gegeben. Bald soll auch ein Austausch mit Bürgermeister Eric Weik erfolgen, in dem die Händler ihre Standpunkte darlegen können. In den nächsten Wochen wird sich an der Verkehrssituation nicht viel ändern. Es müssen noch einige rechtliche Fragen geklärt werden, sagt Lesske auf BM-Anfrage. Grundsätzlich geht es darum, wer über eine neue Regelung zu entscheiden habe: die Verwaltung oder der Rat? Zudem geht es um mögliche Rückforderungen, falls das Gestaltungs- und Innenstadtkonzept aus dem Jahr 2003 wieder geändert wird.

In der Telegrafenstraße gilt ein eingeschränktes Halteverbot. "Man darf dort zum Be- und Entladen halten, nicht aber zum Einkaufen", sagt Lesske. "Wir müssen deutlich machen: Das Parken war lange geduldet, es war aber illegal", hatte Bürgermeister Eric Weik zuletzt deutlich gemacht.

Rainer Eickhorn wünscht sich, die Haltemöglichkeiten für die Kunden zu erhalten. "Dadurch bleibt es lebendig in der Stadt. Sonst vertreibt man viele Kunden."

(RP)
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