Neue Normalität in der Innenstadt Wermelskirchen Einkaufen dauert jetzt deutlich länger

Wermelskrichen · Lange Schlangen, eine begrenzte Kundenanzahl, verschlossene Türen und Maskenpflicht: Innerhalb von zwei Monaten hat sich das Lebensgefühl in der Innenstadt komplett verändert – auch mit positiven Signalen.

 Die neue Normalität in der Innenstadt. Moritz Ebertz regelt bei „Daum & Eickhorn“ die Einlasskontrolle – hier im Gespräch mit Manfred Rüsch.

Die neue Normalität in der Innenstadt. Moritz Ebertz regelt bei „Daum & Eickhorn“ die Einlasskontrolle – hier im Gespräch mit Manfred Rüsch.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Markttag. In der Innenstadt herrscht Hochbetrieb. „Bitte Maske aufsetzen“, sagt die Mitarbeiterin des Ordnungsamts zu einem Herrn, der gerade Kartoffeln kauft. Ein kurzes Murren, dann kramt er die Maske aus der Tasche. Das sei dann wohl die neue Normalität in der Stadt, murmelt er noch.

Innerhalb von zwei Monaten hat sich das Lebensgefühl beim Einkaufen grundlegend verändert. An den Marktständen und vor den Geschäften sind Schlangen entstanden, die Mitarbeiterinnen des Ordnungsamts sind ständig präsent. Die Unsicherheit der ersten Tage sei inzwischen fast verschwunden, sagt Schreibwarenhändler Hans-Jürgen Theiß: „Im Großen und Ganzen hat sich das alles eingespielt.“ Die Kunden würden vor dem Eintreten immer vorsichtig um die Ecke gucken, ob die Zahl der drei erlaubten Besucher erschöpft sei. „Wunderbar“, lobt er.

Währenddessen fehlt seinem Kollegen Wolfgang Müllenmeister ein paar Häuser weiter im „Holzwürmchen“ die Leichtigkeit der vergangenen Zeiten: „Hier kommen keine Kinder mehr reingestürmt, um sich Geschenke für die Geburtstagskörbe auszusuchen.“ Alles sei leiser geworden, weniger lebendig. Die Unbefangenheit fehle ihm sehr.

 Frank Beyer von Optik Berghaus zeigt auf sein Einlass-Schild: Bitte klopfen!

Frank Beyer von Optik Berghaus zeigt auf sein Einlass-Schild: Bitte klopfen!

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Währenddessen steht Annette Schikore in der Schlange vor der Apotheke. „Wir kommen vom Land. Ich habe noch gar keinen Bezug zu dieser neuen Normalität“, sagt sie. Eigentlich wollte sie bereits mit dem nächsten Bus zurückfahren. „Aber alles dauert jetzt länger“, sagt sie.

Ein paar Meter weiter, bei Evertzberg und „Daum & Eickhorn“, organisiert ein junger Mann in gelber Weste die lange Schlange. Moritz Ebertz (29) ist über Nacht zum Gesicht der neuen Normalität geworden. „Freitags ist hier richtig viel los“, sagt er und deutet auf die zwölf Kunden, die geduldig warten. Nur einmal sei einer handgreiflich geworden. Seine Strategie: Humor. Auf seinem Rücken trägt er den Schriftzug „Reflektierte Persönlichkeit“ und auf den Lippen hat er immer einen fröhlichen Spruch.

Auch Frank Beyer konzentriert sich auf die positiven Signale dieser Zeit. „Ich hatte noch nie so viel Ruhe und Zeit für meine Kunden“, sagt er. Der Optiker schließt seine Geschäftstür ab und bittet die Kunden um ein kurzes Klopfzeichen. Wenn er den Umsatz mal aus dem Blick lasse, dann komme ihm diese Entschleunigung sehr entgegen. „Wir hatten es immer alle so eilig“, sagt er, „ich habe den Eindruck, dass wir ruhiger geworden sind. Vielleicht können wir uns das ja auch in eine Zeit nach Corona retten.“

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