Historische Leckerbissen Eine Zeitreise ins alte Dhünntal

Wermelskirchen · Der Besucher, der auf dem Staudamm der Großen Dhünn-Talsperre steht und sinnierend über die blaue Wasserfläche schaut, der kommt vielleicht nicht so schnell auf den Gedanken, wie es wohl dort unten auf dem Grund der Talsperre aussehen mag. Einige der wenigen Zeitzeugen, die allerdings hier, irgendwo in einer der kleinen Ortschaften und Höfe, die im Wasser versunken sind, gelebt haben oder deren Familien, Vorfahren oder Verwandte Ackerbau und Viehzucht betrieben haben, wird mit mancher Wehmut diesen Gruß der Zeitlichkeit verspüren.

Marita Jendrischweski, unermüdliche, historische Dhünntal-Erforscherin, ließ diesen Gruß wieder aufleben. Anhand ihres zweiten Buches über "Das Dhünntal - Menschen und Geschichte(n) einer versunkenen Landschaft" veranstaltete sie eine "Bilder- und Lesereise" in Dabringhausen. Im Geselligkeitsraum von "Markt 57" war jeder Platz besetzt. Mit Dias und Lesungen lief am Besucher eine anderthalbstündige Zeitreise im Dhünntal vorbei, die sich über Jahrhunderte erstreckte.

Zwischendurch gab sie einiges weiter, das ihr Zeitzeugen berichtet hatten. Dem Ortsfremden klingelten die Ohren von detailreich geschilderten Personen und den Bezügen zur nicht vergessenen Landschaft des Dhünntales. Aber wer hier in der Gegend verwurzelt ist, für den war es ein historischer Leckerbissen. Hier und da waren spontane Kommentare zu hören wie "Ja, genau so war's!" oder "Den hab' ich auch noch gekannt!"

Mit ein wenig Fantasie wurden die versunkenen Ortschaften wieder lebendig, zusammen mit ihren Bewohnern und dem Leben auf dem Lande. Zum Beispiel lag in der nächsten Umgebung der heutigen Staumauer in nicht ganz 60 Metern Tiefe rechts - mit Blick aufs Wasser - einst die Hofschaft Strünken, zum Schluss nur noch ein einziges Haus. Die Bewohner im 19. Jahrhundert lebten hier und in Loosenau mit der Angst vor den nahen Pulvermühlen. 1837 und 1839 sind einige in die Luft geflogen - es gab Tote. Wie die anderen Hofschaften auf dem jetzigen Gebiet der Großen Dhünn-Talsperre - Pompelbusch, Plätzmühle, Dhün (mit einem "n"!), Loosenau, Hohemühle, Müllenberg, Haaswinkel - befand sich Strünken auf der südlichen Seite der Dhünn, gesehen von Wermelskirchen aus. Damit war damals jedem klar: Die Bewohner sind katholisch. Und tatsächlich: Die Dhünn bildete auch in dieser Hinsicht einen "Grenzfluss". Jeweils auf der anderen Seite der Dhünn wohnten je nach Sichtweise die "Heiden" - nördlich die "Evangelischen" und südlich die "Katholischen".

Religion hin, Religion her - am Samstag, 5. September, ab 14 Uhr treffen sich Zeugen der Zeit und Interessierte im Gemeindehaus Dhünn. Anmeldung an Helmut Thomas, Tel. 02196 80706.

(bege)
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