Wermelskirchen "Eine warmherzige Mutter"

Wermelskirchen · Nach dem Kampf um die Rückführung zweier ihrer vier Kinder wird die Erziehungsfähigkeit von Sarah Atmani jetzt bestätigt. Der Gutachter schreibt aber auch, dass ihr Sohn in der Pflegefamilie Schaden genommen hat.

Der Kampf um ihre Kinder hat sich für Sarah Atmani gelohnt. Nun hat sie es auch endlich schriftlich. Das vom Gericht beschlossene Erziehungsfähigkeitsgutachten bestätigt ihr: "Es wird empfohlen auf Interventionen mit der Ziel der Fremdunterbringung eines oder mehrerer Kinder zu verzichten", schreibt Prof. Matthias Petzold in seinem Gutachten.

Dies ist der glückliche Schlusspunkt eines einjährigen Kampfes um die Rückführung eines Sohnes und einer Tochter, den die BM kontinuierlich mitverfolgt hat. Alle vier Kinder von Sarah Atmani, die 14-jährige Tochter, ein sechsjähriger behinderter Sohn, ein dreijähriger und ein eineinhalbjähriger Sohn leben nun bei ihr.

"Und es läuft gut!", freut sich die alleinerziehende Mutter und fügt zufrieden wirkend hinzu: "Das ist zwar Stress, aber ein schöner Stress. Bei weitem nicht solch ein Stress wie in der Zeit, als meine beiden Kinder nicht bei mir sein durften."

Fremdunterbringung schadete

Dass es nicht leicht ist, alleinerziehend eine pubertierende Tochter, einen behinderten Sohn und zwei weitere quicklebendige kleine Jungen großziehen zu müssen, hat auch der Gutachter erkannt. Er schreibt aber: "Auch jede andere fachlich optimal kompetente Mutter oder jeder Vater wäre mit diesen vier Kindern allein überfordert."

Deshalb ist Sarah Atmani froh, dass sie mindestens noch ein Jahr eine Haushaltshilfe und eine pädagogische Familienhilfe zur Seite gestellt bekommt und außerdem weiter regelmäßig einen Diplom-Psychologen zu einer Langzeit-Psychotherapie aufsuchen kann. Sie soll mehr Selbstvertrauen entwickeln und nicht immer alles perfekt machen wollen, auch mal delegieren, auch mal zurückstellen, schreibt der Gutachter.

Denn auch die Familienhelferinnen hätten erkannt, dass Sarah Atmani eine superperfekte Mutter sein und alles selbst machen will. Gelobt wird sie vom Gutachter als "eine warmherzige und emotional zugewandte Mutter, die trotz großer Belastung diese Liebe den Kindern auch zeigen kann." Der Gutachter bestätigt aber auch, dass die Trennung von der Mutter dem inzwischen dreijährigen Sohn erheblich geschadet hat. Er falle durch Aggressivität und mangelnde Impulskontrolle auf, und wörtlich: ..."was mit Sicherheit auch durch die neunmonatige Fremdunterbringung ausgelöst und verursacht worden ist": Zu diesem Ergebnis kommt der Psychologie-Professor.

Sie kämpft mit für die Awo-Kita

Aber die Ironie des Schicksals will es, dass ausgerechnet dieser Junge jetzt in der von der Schließung bedrohten Kindertagesstätte der Arbeiterwohlfahrt einen guten Start genommen hat und auch der Eineinhalbjährige dort bereits für die Aufnahme ab seinem zweiten Lebensjahr vorgemerkt war. So geht der Kampf für Sarah Atmani weiter: Diesmal schließt sie sich den Eltern an, die sich jetzt für den Bestand der Kindertagesstätte einsetzen.

(RP)
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