Konzert im Haus Eifgen in Wermelskirchen Big-Band-Sound der besonderen Art im Eifgen

Wermelskirchen · Wer sagt, dass voluminös klingende Bands mindestens in halber Fußballmannschaftsstärke auf die Bühne müssen, hat das Duo „RoMi“ noch nicht gehört. Die Gelegenheit dazu nahmen am Mittwochabend rund 30 Besucher im Haus Eifgen wahr - verdient hätten die beiden Absolventen der renommierten Essener Folkwang Musikhochschule aber mindestens das Doppelte oder Dreifache.

 Der Pianist Roman   Babik

Der Pianist Roman Babik

Foto: Sensitive Colours

Denn was Roman Babik an den Keyboards und der singende Schlagzeuger Mickey Neher da präsentierten, war aller höchster Jazz-Ehren wert.

Die beiden bezeichneten sich selbst als „Big Band auf zwei Quadratmetern“, und in der Tat: Wenn man die Augen zumachte, hätte man nicht sagen können, wie viele Musiker da gerade zugange waren. Und da die Musiker auch noch ihrem jazztypischen Hang zur Improvisation nachgingen, waren die Songs wie das den Abend eröffnende „Planet Earth“ auch in der Länge gerne eher ausufernd. Easy Listening war das natürlich nicht, was die zwei Vollblutmusiker da ablieferten. Verquere Rhythmen, bei denen der normale Musikkonsument sich durchaus zurecht fragte, wie Neher dazu auch noch singen konnte, trafen auf verspielte Orgelklänge, die mal rein akkordhaft begleitend, dann wieder feist und cool groovend bis hin zu hemmungslos solierend ins Haus Eifgen gespielt wurden. Da musste man schon mit dem Kopf dabei sein, um im Rhythmus zu bleiben.

Aber wenn man dazu in der Lage war, erschlossen sich einem die Stücke irgendwann und man konnte sich an wilden Schlagzeugexkursen oder ebensolchen Bassläufen auf dem Keyboard erfreuen. Und daran, dass sowohl Neher als auch Babik ihr teils extrem furioses Spiel mit einer lässigen Chuzpe heraushauten, als würden sie gerade im Telefonbuch von Buxtehude blättern. Besonders deutlich wurde das beim Stück „Dark Eyes“. Da präsentierten die beiden instrumentale Teile, die stilistisch derart an die Titelmelodien der Edgar-Wallace-Filme aus den 1960ern angelehnt waren, dass man Blacky Fuchsberger und Heinz Drache im Ermittleroutfit direkt um die Londoner Straßenecken lugen sehen konnte.

Und Babik sorgte mit Walking Bass und kreischender Hammondorgel für jenen Big-Band-Sound, dem nur noch ein feister Bläsersatz zur Seligkeit fehlte, während Neher auf den Kesseln rührte, als würde er nach Schlagzahl bezahlt. Ganz hervorragend, sehr eigenständig – und, nicht zuletzt, für ein Duo schwer beeindruckend.

Balladesk konnten es RoMi aber auch, wie sie mit „The Sunshine Of A Dream“ ganz eindrucksvoll unter Beweis stellten. Hier war dann auch tatsächlich so etwas Ähnliches wie schmeichelnde Eingängigkeit im Programm. Selbst wenn natürlich auch bei diesem Stück noch genug musikalische Schweinereien eingebaut waren. Mit einem etwas gefälligeren Sänger als dem doch etwas rau und ruppig klingenden Neher hätte der Song jedenfalls durchaus in die grandiosen Dimensionen der britischen Trip-Hop-Helden „Portishead“ vorstoßen können. Was nicht nur am wunderschönen E-Piano Babiks lag, sondern auch an der im Ohr hängenbleibenden Melodie und der latent depressiven Atmosphäre.

Wie bei Jazzern so üblich, saßen auch bei Babik und Neher jeder Trommelschlag und jedes Keyboard-i-Tüpfelchen an diesem Abend perfekt.

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