Wermelskirchen Ein zügelloser Spaß
Wermelskirchen · Die „Rocky Horror Show“ – nach 1985 wurde das Kultstück zum zweiten Mal in Wermelskirchen von Laiendarstellern aufgeführt. Eine tolle Inszenierung mit bergischem Lokalkolorit. Für viele Zuschauer eine Erinnerung an ihre Jugend.
Der aus dem Publikum geworfene Reis ist bei der anfänglichen Hochzeitsszene obligatorisch. Daher verwandelte sich die Katt am Freitag- und Samstagabend in den wohl schillerndsten und zugleich schrillsten Ort in ganz Wermelskirchen. Hier ließen Armin Himmelrath und seine Mitstreiter die „Rocky Horror Show“ wieder aufleben und dabei so richtig die Puppen tanzen.
Das Publikum war hellauf begeistert von der brillanten Inszenierung und den sowohl schauspielerischen als auch gesangtechnischen Darbietungen der Laienschauspieler. Denn diese trauten sich einiges zu, die Texte der rockigen Songs wurden alle selbst auf Englisch gesungen. Spätestens beim Song „Let´s do the time warp again“ war auch das Publikum in der wilden Geschichte angelangt. Unterstützt wurden die Akteure dabei durch eine Band der Musikschule Wermelskirchen und den Tänzerinnen der Katt-Dancers.
Auf der Bühne ging´s zudem nur recht spärlich bekleidet zu. Neben Armin Himmelrath, der ständig nur in Strapsen, Korsage und Stöckelschuhen zu sehen war (wie gegen Ende alle anderen Akteure auch), spielte Michael Müller seine Rolle als Rocky im gesamten ersten Durchgang nur in der silbernen Unterhose. Da waren die Lacher aus dem Publikum sicher. Schnell bebte nicht nur die Bühne sondern auch der ganze Saal, die Veranstaltung wurde zu einem Highlight für Publikum und Akteure, denn immer wieder fand die Handlung inmitten des Publikums statt.
An einigen Stellen animierte die Aufführung sogar zum Mitmachen. Denn zur „Rocky Horror Show“ gehört einfach, dass in einer Regenszene aus dem Publikum mit Wasserpistolen geschossen wird. Schnell wurden die Darsteller da komplett durchnässt. Dieser freudige Reigen endete dann mit dem Werfen von Klopapierrollen und wilden Verfolgungsjagden der Akteure durch die Publikumreihen. Dieses Verhalten beider Seiten ist ebenso wie die Geschichte selbst Kult geworden. Sie dreht sich um Janet Weiss und ihren Verlobten Brad Majors, die nach einer Autopanne um Hilfe bitten und dabei an den Transvestit Frank N. Furter geraten, der auf einem Schloß zusammen mit monströsen Wesen zügellose Orgien feiert. Brillant: Andreas von Drach als Riff Raff.
Vorlage für die Inszenierung war der Film zum Musical von 1975. Der Schauplatz der Handlung wurde aber kurzerhand den Gegebenheiten im Bergischen angepasst. Das Unwetter, das die beiden Verlobten zu Frank N. Furter führt, findet in Eipringhausen statt, Unterschlupf finden sie in Schloß Burg und die Verlobung findet vor dem Bild der Stadtkirche Wermelskirchen statt – heimatliche Bezüge dürfen einfach nicht fehlen. So wundert es nicht, dass die Katt an beiden Tagen ausverkauft war und einige Besucher vor dem Eingang noch mit „Suche Karten“-Schildern ihr Glück versuchten.