Wermelskirchen Ein Tiroler trifft ein Mädchen aus Dhünn

Wermelskirchen · Das Ehepaar Herbert und Gerlinde Schöpf aus Dabringhausen feiert am Freitag seine Goldhochzeit. Sie genießen jeden Tag, wie er kommt, und erfreuen sich an zwei Enkeln. Gefeiert wird im kleinen Kreis.

 Herbert und Gerlinde Schöpf lernten sich bei einem Urlaub in Tirol kennen. Inzwischen ist der gebürtige Österreicher deutscher Staatsbürger.

Herbert und Gerlinde Schöpf lernten sich bei einem Urlaub in Tirol kennen. Inzwischen ist der gebürtige Österreicher deutscher Staatsbürger.

Foto: Jürgen Moll

Die Geschichte beginnt mit einem kaputten Schuh. Die 25-jährige Gerlinde aus Dhünn ist mit einer Freundin im Urlaub in Tirol, in Längenfeld, Nähe Sölden. "Der Schuh meiner Freundin war defekt und wir gingen zu einem Schuster", erzählt die 77-jährige Gerlinde Schöpf. Und schon kommt Einspruch von ihrem Ehemann, Herbert Schöpf (75). "Schuster war bei uns ein Schimpfwort", sagt der gebürtige Österreicher. "Bei uns hieß das ,Fußbekleidungs-Ingenieur', denn wir haben ja die komplette Herstellung gelernt."

Über den kaputten Schuh entstand der erste Kontakt, und auf einem Tanzabend im Urlaub wahrscheinlich die große Liebe. Es folgte ein weiterer Besuch und viele Briefe. 1966 überraschte der Bursche aus Tirol sein Mädchen mit einem Besuch in Dhünn. Eine mittlere Weltreise mit dem Zug bis Köln und mit einem Taxi zur Angebeteten. "Der Fahrer wusste gar nicht, wo Dhünn liegt", sagt Schöpf. So landete er mitten in der Nacht am ausgebuchten "Hotel Drei Linden". Die Familie Bockhacker staunte über den nächtlichen Besucher im Pullover mit dem roten Tiroler-Adler auf der Brust.

Als er den Grund seines Besuchs erzählte, bekam er als spontane Hilfe ein kleines Personalzimmer. Am nächsten Tag konnte er Gerlinde endlich in den Arm nehmen. 1966 haben sie Verlobung gefeiert und ein Jahr später geheiratet. Als "Fußbekleidungs-Ingenieur" fand er im Bergischen Land schnell Arbeit. Zunächst in der Schuhfabrik Siebel in Tente, später bei Ara in Wermelskirchen und dann im Hauptwerk in Langenfeld.

Doch schon damals hatten es Ausländer nicht leicht. "Die Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis musste immer wieder erneuert werden", sagt Schöpf, und er musste zehn Jahre warten, bis er deutscher Staatsbürger werden konnte. "Alles musste ich nachweisen, vom Großvater bis zu den Eltern, mit Schule und Ausbildung, insgesamt auf 32 Seiten", erinnert er sich. Den Antrag durfte er nur einmal stellen, verlor bei Anerkennung automatisch die österreichische Staatsbürgerschaft und musste auch noch 1200 D-Mark zahlen. "Das ist das einzige, was mich bis heute ärgert", sagt Schöpf. Die beiden Goldhochzeiter erfreuen sich guter Gesundheit, lieben die Gartenarbeit und bewirtschaften auch noch einen Nutzgarten in Tente. Seit 31 Jahren wohnen sie in Dabringhausen, engagieren sich als ehrenamtliche Helfer im Freibad und haben eine gute Nachbarschaft. "Das Umfeld ist schön. Wir treffen uns spontan zum Grillen oder machen ein Straßenfest", sagt Gerlinde Schöpf.

So soll es auch am Freitag werden. Mit einer Tochter und zwei Enkeln ist die Familie überschaubar. "Wir feiern hier vor Ort im kleinen Kreis mit den Nachbarn", sagt Herbert Schöpf.

Große Pläne haben die beiden nicht. Gesund bleiben ist wichtig und jeden Tag so annehmen, wie er kommt. "Mehr wie den Tag genießen ja nicht", sagen die beiden und das ist ein schönes Motto.

(RP)
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