Wermelskirchen Ein Schildbürgerstreich
Wermelskirchen · Der Neubau des Bühnenzugangs an der Realschulaula mutet wie ein Schildbürgerstreich an. Denn der Kulturverein steht vor der Einstellung der Theateraufführungen und die PCB-belastete Schule wird aufgegeben.
"Es sieht wie ein Schildbürgerstreich aus, aber es ist keiner", kommentiert Bürgermeister Eric Weik den Neubau des Bühnenzugangs zur Aula der Realschule. Ein neuer Kulissenaufzug ist dort noch eingebaut worden. Und der neue Bühnenzugang steht kurz vor seiner Fertigstellung. Paradoxerweise hat der Kulturverein aber bereits angekündigt, die Theateraufführungen wegen der angekündigten Zuschussstreichungen durch die Stadt höchstwahrscheinlich nicht mehr fortsetzen zu können.
Außerdem soll die Realschule spätestens nach sieben Jahren ohnehin geräumt werden, da das Gebäude PCB-belastet ist und nicht saniert werden kann. Und die Realschule wird gemeinsam mit der Hauptschule als Schulform aufgegeben und in die Sekundarschule überführt.
Kulissenteil abgestürzt
"Wir mussten trotzdem noch neu bauen, auch wenn es mit dem Kulturverein zu Ende gehen sollte", betont der Bürgermeister. Er wisse, dass dies den Bürgern schwer zu vermitteln sei. Aber für diese Investitionen gebe es zwei Gründe: die erhebliche Gefahrensituation des alten Bühnenzugangs und die Tatsache, dass der Kulturverein schon die Verträge für die nächste Spielzeit unterschrieben hatte: "Es wäre eine zu große Härte entstanden, wenn wir den Kulturverein auf den Ausgaben für die Spielzeit hätten hängen lassen", meint Weik. Etwa 90 000 Euro seien in den neuen Kulissenaufzug und in den Bühnenzugang investiert worden, berichtet Weik. Im Übrigen wisse auch das Rechnungsprüfungsamt von der Angelegenheit, und die Investition sei abgestimmt, betont der Bürgermeister.
Der Investition für den Bühnenzugang und Kulissenaufzug stehen laut Nadja von Foller, Geschäftsführerin des Kulturvereins, Kosten in Höhe von 100 000 Euro für eine Spielzeit gegenüber, aber darüber hinaus ein nicht zu bezifferndes Sicherheitsrisiko: "Im Februar ist ein Kulissenteil abgestürzt, und es war nur Glück, dass kein Helfer darunter stand", berichtet von Foller. Denn vor Installation des neuen Kulissenaufzuges hätten immer vier bis sechs Helfer des Kulturvereins die enorm schweren Kulissenteile mit einem Kran über einen sechs Meter tiefen Schacht hieven müssen. "Die Helfer standen notgedrungen unter den Teilen, und ich hatte bei jeder Theateraufführung Angst, dass ihnen etwas passiert", gibt von Foller zu. Tragische Unfälle und mächtig viel Ärger mit der Berufsgenossenschaft habe man (endlich!) vorbeugen müssen.
Zahlen die Abonnenten mehr?
Auch will die Geschäftsführerin "ihren" Kulturverein noch nicht gänzlich aufgeben: "Im Mai bekommen unsere Abonnenten mit den Theaterkarten auch einen Fragebogen zugeschickt. Darauf geben wir Preise an und fragen, wie viel mehr die Abonnenten verbindlich bereit wären zu zahlen. Wenn wir das wissen, dann können wir sagen, ob wir es noch ein Jahr weiter schaffen", hofft Nadja von Foller.