Wermelskirchen. Ein Neuzugang in Gottes Ensemble

Wermelskirchen. · Daniel Sluminsky, Praktikant in St. Michael, wird morgen in Neuss zum Diakon geweiht - ursprünglich wollte der 28-Jährige Schauspieler werden.

 Daniel Sluminsky wird morgen, 16 Uhr, in der Kirche St. Marien in Neuss zum Diakon geweiht.

Daniel Sluminsky wird morgen, 16 Uhr, in der Kirche St. Marien in Neuss zum Diakon geweiht.

Foto: Privat

"Was trägt dich eigentlich in deinem Leben?" Diese Frage stellte sich Daniel Sluminsky, als er nach seinem Abitur am Remscheider Gertrud-Bäumer-Gymnasium den Weg in die Schauspielerei einschlagen wollte. Das war im Jahr 2005. "Ich hatte die Zusage einer privaten Schule in Aachen, war mir aber nicht sicher, wie ich das finanzieren sollte", erinnert sich der 28-Jährige, der in Remscheid geboren wurde und aufwuchs. Morgen wird er - nach einem Pastoralpraktikum in der Wermelskirchen Pfarrgemeinde St. Michael - mit fünf anderen Seminaristen aus dem Bistum Köln in Neuss zum Diakon geweiht wird. Im kommenden Jahr will er die Priesterweihe erlangen. Der Weg von der Bühne herunter hin zum Altar mag auf den ersten Blick nicht der nächstliegende sein - für Daniel Sluminsky war er die logische Konsequenz aus der Antwort auf seine Frage.

Vor der Entscheidung steht immer die Findung: Für Sluminsky hieß der entscheidende Wegstein "Theater total!", ein Projekt des Bochumer Vereins Theater macht Mut: "In neun Monaten können junge Leute dort das Theaterleben mit allen Facetten kennenlernen, vom Proben über das Gestalten von Kulissen und Kostümen bis zur Tournee. Das ist eine Form der Berufsorientierung - aber ich stellte schon bald fest, dass ich nicht für den Schauspielberuf gemacht bin."

Es ging um jene ganz grundsätzlichen Fragen, die den jungen Mann umtrieben. Eben auch die nach der Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns. "Ich habe gemerkt, dass ich nicht Schauspieler um des Schauspielens Willen werden wollte. Im Beruf wollte ich meinen Mitmenschen helfen, einen Sinn zu finden. Ihnen einen Sinn geben", sagt er nachdenklich. Zudem war der Druck in Bochum enorm: "Die Regisseurin hat uns zusammengefaltet, wenn wir unseren Text nicht auf Zuruf perfekt konnten." Spätestens hier hatte der junge Mann, der auch als Erwachsener regelmäßig die katholische Messe besuchte, gemerkt, dass das nicht alles sein konnte: "Bei 'Theater total!' musste man immer funktionieren, war aber nie gut genug - dagegen habe ich aber doch diesen Gott kennengelernt, der mich mag, einfach, weil ich da bin."

Die endgültige Entscheidung für ein Theologie-Studium und den Weg ins Priesteramt war gefallen, als Sluminsky sich an ein Wort des Remscheider Stadtdechants Thomas Kaster erinnerte. Der hatte auf die Frage, wann er gewusst habe, dass er Priester werden wolle, geantwortet: "An dem Tag, als ich merkte, dass ich ohne die Heilige Messe nicht mehr leben kann." Ein Prozess, der sich für Sluminsky über Monate entwickelte. Weniger Damaskuserlebnis also als allmähliches Bewusstwerden: "Ich habe gemerkt, dass da etwas ist, das mich nicht mehr loslässt. Wie wenn man sich verliebt", sagt Sluminsky, der der Schauspielerei in Form seiner Filmleidenschaft passiv treu bleibt.

Das Studium absolvierte er in Bochum, wechselte aber 2012 wieder ins heimische Erzbistum Köln. Dort standen Praktika in der Uni-Klinik und an einem Gymnasium in Bonn an. Anfang des Jahres begann er den Pastoralkurs, der ihn schließlich nach Wermelskirchen führte: "Ich mache hier mein Gemeindepraktikum, dazu kommt ein Theorieblock im Priesterseminar in Köln."

Den Abschluss unter diese erste Stufe des Priestersakraments stellt nun die Diakonenweihe am morgigen Sonntag, 16 Uhr, in der Kirche St. Marien in Neuss (Marienkirchplatz 30) dar. Der 28-Jährige wirkt mit sich und seiner beruflichen Entscheidung völlig im Reinen. Auch die Reaktionen aus der Heimatgemeinde freuen ihn sehr: "Ich bekomme viele Grußkarten und Mails, auch auf der Straße sprechen mich die Leute an und gratulieren mir."

Was genau Daniel Sluminsky im Leben trägt, steht auch in der Bibel, im Matthäus-Evangelium: "Für unsere Einladungskarten zur Diakonenweihe haben wir die Geschichte gewählt, in der Jesus Petrus auffordert, über den See zu ihm zu kommen. Und es ist der Glaube, der den Menschen Petrus auf dem Wasser trägt. Der Glaube."

(RP)
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