Ein Jahr nach dem Hochwasser in Wermelskirchen Ein Manager für die Klimafolgen soll es richten

Wermelskirchen · Eifgenbach und Linnefe wurden zu reißenden Strömen, in den Kellern stand das Wasser: Vor genau einem Jahr sorgte der Dauerregen auch rund um Wermelskirchen für heikle Situationen und hohe Schäden – ebenfalls eine Herausforderung für die Verwaltung.

 Das Freibad Dabringhausen wurde von Flutwellen aus der Linnefe überschwemmt. Sturzbäche ergossen sich überall.

Das Freibad Dabringhausen wurde von Flutwellen aus der Linnefe überschwemmt. Sturzbäche ergossen sich überall.

Foto: Udo Teifel

Noch immer sind einzelne Brücken gesperrt, und Anrainer des Eifgenbachs sehen das plätschernde Gewässer heute mit anderen Augen. Das Tiefdruckgebiet „Bernd“ vor einem Jahr hat Spuren hinterlassen – auch im Rathaus.

Wie bewertet die Stadt ein Jahr ­danach den 14. Juli 2021 ? „Im Vergleich zu anderen Kommunen im Kreis sind wir noch recht wenig betroffen gewesen“, erinnert Florian Leßke, Leiter des Amts für Stadtentwicklung. Die Siedlungsschwerpunkte lägen auf den Höhenrücken. Und trotzdem war die Bilanz nach dem 14. Juli 2021 schmerzhaft: Mehrtägige Regenfälle und der gesättigte Boden sorgten für 160 Einsätze der Feuerwehr. In elf städtischen Gebäuden wurden Wassereinbrüche gemeldet, zwei Drittel der Abwasser-Pumpstationen waren überlastet, das Vakuumpumpsystem in Pantholz fiel aus. Brücken an den Wanderwegen wurden teils weggeschwemmt, genauso wie Teile der Markusmühle. Viele Bürger verzeichneten Schäden durch vollgelaufene Keller.

Welche Systeme haben gut funktioniert ? Wo gibt es Nachbesserungsbedarf ? Ein Jahr danach blickt die Verwaltung relativ zufrieden auf die bestehenden Systeme. Auf die technischen Einrichtungen der Abwasserentsorgung habe der Starkregen „keine gravierenden Auswirkungen“ gehabt. „Es ist auch weiterhin davon auszugehen, dass die Anlagen künftigen Ereignissen standhalten werden“, sagt Leßke. Der Städtische Abwasserbetrieb prüfe aber noch, ob es vorsorglich trotzdem organisatorische oder technische Maßnahmen geben werde. Die Kanalisation sei teilweise überstaut gewesen – eine Verschlammung wie in anderen Kommunen habe es nicht gegeben. Vereinzelt wurden Schachtabdeckungen ausgehoben. Die Regenbecken und Regenüberläufe hätten aber bestimmungsgemäß die jeweiligen Gewässer entlastet.

Welche Rolle spielt Fremdwasser bei der Überlastung der Systeme? „Die Pumpstationen waren durch Fremdwasserzufluss überlastet, und es kam zu einigen Ausfällen“, erklärt der Amtsleiter. Neben dem Straßenwasser, das sich den Weg in die Kanalisation suchte, könnten auch heimische Grundstückseigentümer die Überlastung mitverursacht haben. „Es besteht die Möglichkeit, dass zu dem Straßenwasser zusätzlich Fremdwasser von privaten Grundstücken unzulässiger Weise eingeleitet wurde“, sagt Leßke. Die Überprüfung solcher Fehleinleitungen sei ein kontinuierlicher Vorgang bei Verdachtsfällen.

 Schwer getroffen hat es dieses Haus in der Markusmühle.    Foto: Engelke/Feuerwehr  .

Schwer getroffen hat es dieses Haus in der Markusmühle. Foto: Engelke/Feuerwehr .

Foto: Engelke/Feuerwehr

Wie sah die Nachbearbeitung im Rathaus aus? Die Verwaltung habe umgehend mit der Erfassung der Schäden begonnen – vor allem im Freibad Dabringhausen, an der Mehrzweckhalle in Dhünn und in der Kita Jahnstraße hatte das Wasser städtische Gebäude getroffen. Kleinere Maßnahmen seien sofort behoben, größere Schäden durch Fachunternehmen repariert worden. „Zum Teil laufen die Arbeiten heute noch“, sagt Leßke. Nach dem Hochwasser seien Handwerker schwer zu bekommen gewesen. Mit dem Bergischen Wanderland wurden schnell Gutachten für Wanderwege und Brücken auf den Weg gebracht.

   Hier begann der 16-stündige Dauereinsatz der Feuerwehr: Die Fahrbahn an der Eipringhauser Mühle stand unter Wasser. Foto: Theresa Demski

Hier begann der 16-stündige Dauereinsatz der Feuerwehr: Die Fahrbahn an der Eipringhauser Mühle stand unter Wasser. Foto: Theresa Demski

Foto: Theresa Demski

Wie hoch ist der finanzielle Schaden für die Stadt? „Eine Zahl können wir nicht nennen“, sagt Leßke. Das habe unter anderem damit zu tun, dass die meisten Schäden Versicherungsfälle seien, bei denen die Stadt über die Schadenssumme nicht informiert werde. Beschädigte Brückenbauwerke und Straßenbankette schlagen mit 784.000 Euro zu Buch. Dieses Geld werde komplett durch Fördergelder abgedeckt, sagt Leßke, inzwischen gebe es eine entsprechende Zusage. Auch höhere Kosten, die sich noch ergeben sollten, seien durch die Wiederaufbauhilfe abgedeckt.

Gibt es im Rathaus Pläne, um sich für Starkregenereignisse zu rüsten? Schwachpunkte an Gebäuden seien bereits herausgearbeitet worden, sagt Leßke. Bei Neubaugebieten berücksichtige die Stadt das Thema Wasser bei der Bauleitplanung künftig noch intensiver – das gelte etwa für die Pläne an der Vorderhufe, wo die Fragen nach Regenereignissen nun über das rechtlich erforderte Maß hinaus geprüft werden. Und die Stadt nimmt am Förderprogramm „Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels“ teil. Sollte der Förderantrag bewilligt werden, soll ein Klimawandelanpassungsmanager eingestellt werden und ein entsprechendes Konzept erstellen – mit möglichen Maßnahmen und Beratungsangeboten für Bürger.

Wie unterstützt die Stadt die Bürger beim Thema Wasserschäden? Nach dem Starkregenereignis haben sich einige Eigentümer im Rathaus für eine Beratung gemeldet. „Die Grundstückseigentümer sind stark sensibilisiert worden für dieses Thema“, sagt Leßke. Im Internet habe die Stadt ein ausführliches Beratungsangebot. „Wir empfehlen vor allem den Einbau von Rückstauklappen“, sagt Leßke. Die Anzahl der Eigentümer, die durch einen Rückstau aus der Kanalisation geschädigt worden seien, sei überschaubar. „Etwa fünf“, sagt Leßke. Andernorts sei das auf der Oberfläche abfließende Wasser für Überschwemmungen verantwortlich gewesen, oder in Keller eindringendes Grundwasser.

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