Wermelskirchen Ein Konzept gegen die Einsamkeit

Wermelskirchen · Die "Carpe diem"-Gesellschaft feiert in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen. Von Wermelskirchen aus werden inzwischen 25 Pflegeeinrichtungen verwaltet. Zwei Einrichtungen gibt es am Gesellschaftsstandort.

 Der Seniorenpark "Carpe diem" ist angesiedelt in der ehemaligen Flöringschen Fabrik. Ebenfall dort ist auch die Gesellschaft untergebracht. Von dort aus werden alle 25 Senioreneinrichtungen verwaltet.

Der Seniorenpark "Carpe diem" ist angesiedelt in der ehemaligen Flöringschen Fabrik. Ebenfall dort ist auch die Gesellschaft untergebracht. Von dort aus werden alle 25 Senioreneinrichtungen verwaltet.

Foto: Pudelski

Wohngemeinschaften statt der Einsamkeit auf langen Fluren, Lebensqualität im Alter statt Tage ohne Sinn: Als die "Carpe diem"-Gesellschaft vor 20 Jahren erste Pflegeeinrichtungen konzipierte, hatte ihre Geschäftsführung eine Vision. Jan C. Schreiter hatte gerade selbst erlebt, wie seine Großmutter in eine Pflegeeinrichtung umgezogen war. Das Thema war präsent - auch weil neue Gesetze die Pflegeversicherung und damit die Öffnung der Branche ermöglicht hatten. Jan C. Schreiter machte aus einer Vision damals Realität. Der gelernte Maschinenbauingenieur, der sich früh auf Prozessoptimierungen spezialisiert hatte, sah Entwicklungschancen. Und diese Entwicklung wollte er mitgestalten. Erste Erfahrungen hatte er bei der Gründung einer Einrichtung in Niederselters gesammelt als er 1998 die "Carpe diem"-Gesellschaft gründete, ihr den Namen seiner Idee gab und sie Wirklichkeit werden ließ.

20 Jahre später feiert die Gesellschaft ihren runden Geburtstag. 25 Einrichtungen gehören inzwischen zu "Carpe diem" - von Aachen bis Bad Driburg, von Radebeul bis Dinslaken. Das bedeutet in Zahlen: 2000 stationäre Bewohner, 800 Menschen im betreuten Wohnen, 370 Tagespflegeplätze, 1400 Kunden der ambulanten Pflege und 2700 Mitarbeiter. An den beiden Standorten Wermelskirchen und Dabringhausen leben insgesamt 166 pflegebedürftige Menschen in den "Carpe diem"-Einrichtungen. Ihre Zentrale hat die Gesellschaft inzwischen nach Wermelskirchen verlegt.

Seit den Anfängen hat sich vieles verändert: Die Branche wächst und wächst, der Pflegebedarf steigt, der Fachkräftemangel auch. Die Gesellschaft hat zentrale Strukturen entwickelt, organisiert EDV, Einkauf und Buchhaltung für alle Einrichtungen in Wermelskirchen. Inzwischen gibt es ein System, das die Entwicklung und den Aufbau neuer Einrichtungen steuert und die Erfahrungen der Vergangenheit nutzt. Auch Tagespflege, ambulante Pflege und hauswirtschaftliche Leistungen gehören heute zum Angebot. "So viel Pflege wie nötig, so viel Selbstständigkeit wie möglich - das ist unser Motto", sagt Jan C. Schreiter, Geschäftsführender Gesellschafter.

Auch, wer nicht in einer der Einrichtungen wohnt, kann Putzservice, Wäscheservice oder Mahlzeitendienst in Anspruch nehmen. "Weil wir alles selber machen, sind wir sehr flexibel und können individuelle Pakete schnüren", sagt Schreiter. Prozessoptimierung, die Alltag geworden ist.

Die Idee allerdings, die am Anfang stand, markiert auch heute noch das Herz der Gesellschaft. "Wir wollen den Menschen ermöglichen, in Normalität zu leben", sagt Schreiter, "und nicht ihre Pflegebedürftigkeit in den Mittelpunkt stellen." Natürlich müsse es gute Pflegeleistungen in den Einrichtungen und ambulanten Diensten geben. "Aber uns ist auch die Begleitung wichtig, dass Menschen nicht alleine sind und Treffpunkte haben." Deswegen gehört zu jeder "Carpe diem"-Einrichtung ein Restaurant. "Dort treffen sich Bewohner und Gäste von draußen", sagt Schreiter.

Und deswegen hat die Gesellschaft auch schon 1998, als davon viele noch nichts hören wollten, auf Wohngemeinschaften in den Einrichtungen gesetzt. "Maßnahmen gegen die Anonymität" nennt der Geschäftsführer Schreiter diese Konzepte.

20 Jahre später seien viele der Ideen in der Branche zur Normalität geworden - eine Bestätigung, die den Geschäftsführer motiviert. Weitere Häuser sind geplant, bald soll die komplette Flotte auf E-Mobilität umgestellt werden. Die Entwicklung geht weiter.

Zum 20. Geburtstag halten Geschäftsführung, Mitarbeiter, Bewohner und Geschäftspartner für einen Augenblick inne. Für heute hat Schreiter in die Katt eingeladen - zu Erinnerungen, Musik und kulinarischen Köstlichkeiten aus der eigenen Küche. Auch die Heimbeiräte aus den 25 Einrichtungen feiern mit.

(resa)
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