Schwerpunkt Sternenkinder Ein Kind im Himmel, eins auf Erden
Britta Kowalewske hat auch das tote Kind in ihr Leben eingebunden.
"Die Trauer ist die gleiche, egal, ob das Kind gelebt hat, oder schon im Mutterleib gestorben ist", weiß Beate Haldenwang von der Elterninitiative delfin. Zum delfin-Gesprächskreis für verwaiste Eltern gehören auch Mütter und Väter, die ihre Kinder nicht durch Krankheit oder Unfall, sondern durch Fehl- oder Totgeburt verloren haben. Beate Haldenwang erlebt auch, dass vor allem ältere Frauen nie die Gelegenheit hatten, diese Trauer zu verarbeiten und mit jemandem darüber zu sprechen: "Eine Fehlgeburt war ein Tabu, da sprach man nicht mehr drüber. Aber die Trauer ist trotzdem geblieben", weiß sie.
Eine Mitarbeiterin des delfin-Elternkreises ist die 39-jährige Britta Kowalewske aus Dhünn: "Ich habe einen Sohn im Himmel und einen auf der Erde", sagt die Mutter von Emil, der vor fünf Jahren tot geboren wurde, und von dem dreijährigen Leo. Sie musste fünf Tage ein totes Kind im Bauch tragen und es wie ein lebendes Kind gebären. Ganz offen ist Britta Kowalewske mit ihrer Trauer umgegangen und rät allen Eltern in ähnlicher Situation, dies auch zu tun: "Man muss drüber sprechen, die Trauer nicht in sich hineinschweigen", sagt sie.
Über Emil, der auf dem Dhünner Friedhof begraben liegt, sprechen die Eltern auch mit dem kleinen Leo: "Er denkt noch, sein Bruder wäre der kleine Engel, den wir aufs Grab gestellt haben", berichtet die Mutter. Im engsten Familienkreis wird auch Emils Geburtstag jedes Jahr am 22. April gefeiert.
Eine gute Freundin der Familie, die Pfarrerin Antje Böhme (früher Eicker) hat Emil auch im Krankenhaus sofort nach der Entbindung noch getauft. Einige Stunden konnten die Eltern ihr totes Kind dann noch bei sich behalten. "Auch die Großeltern konnten Emil noch mal sehen. Wir waren zugleich stolz und traurig", erinnert sich die Mutter. Es war ihr wichtig, dass sie gemeinsam Abschied von Emil nehmen konnten, ihm dann auch eine würdige Beerdigung bereitet haben.... und ihren ersten Sohn nicht vergessen: "Ich bin Mutter von zwei Kindern", sagt Britta Kowalewske und zeigt es auch: Sie trägt ein Amulett mit Härchen von Emil und eine Umhängetasche, auf der steht: "Mama von Emil und Leo".
Sehr geholfen habe ihr in ihrer Trauer neben der Pfarrerin, Verwandten und Freunden auch das Sternenkinder-Forum im Internet, berichtet die Mutter. "Da konnte ich mit Gleichgesinnten chatten und habe auf diese Weise eine Deutsche in Australien kennengelernt, die auch ein Kind verloren hatte. Und inzwischen bin ich Patentante von ihrem lebenden Kind", erzählt sie, verhehlt aber auch nicht: "In solchen Situationen zeigt es sich, wer ein wirklicher Freund ist.