Städtepartnerschaft Wermelskirchen-Loches Ein Jahr ohne persönliche Begegnungen

Wermelskirchen · Per Telefon halten die Wermelskirchener in diesen Tagen Kontakt zu den Freunden in Loches. Dort ist die Situation deutlich heikler als hier. Trotzdem hoffen alle auf ein baldiges Wiedersehen.

 Da war die Welt noch in Ordnung: 2019 feierten Klaus Flanhardt, Stefan Görnert und Jean-Pierre Grangeret (v.l.) die Errichtung neuer Partnerschaftsschilder an den Stadtgrenzen.

Da war die Welt noch in Ordnung: 2019 feierten Klaus Flanhardt, Stefan Görnert und Jean-Pierre Grangeret (v.l.) die Errichtung neuer Partnerschaftsschilder an den Stadtgrenzen.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Drei Reisen nach Frankreich hatte Jean-Pierre Grangeret in diesem Jahr geplant. „Seit ich meine Heimat verlassen habe, gab es kein Jahr, in dem ich nicht zurückgekehrt bin“, sagt er. Seine Fahrten in die alte Heimat hat er absagen müssen – sowohl den Termin zur Ostermesse in Loches, als auch die Reise zum Europa-Treffen im Mai. Und nun fällt auch die große Reise der Wermelskirchener nach Loches über das Himmelfahrtswochenende aus. In den Jahrzehnten seit der Gründung ein Novum. Am kommenden Donnerstag wollte der Partnerschaftsverein mit einem großen Bus Richtung Loches aufbrechen. „Aber wir haben die Reise Anfang April abgesagt“, erzählt Klaus Flanhardt. Erst drohte dem Verein ein hoher finanzieller Verlust, dann ließ das Busunternehmen mit sich sprechen und stellte einen Gutschein aus. Der ist bis Juli 2022 gültig. „Wir hoffen doch, dass wir bis dahin wieder unsere Freunde in Loches besuchen können“, sagt Flanhardt. Denn genau wie Grangeret spürt er, wie die Sehnsucht nach Frankreich wächst.

„Dazu kommt die Sorge“, sagt Flanhardt. Sowohl in Wermelskirchen als auch in Loches würden viele der Vereinsmitglieder inzwischen zur Risikogruppe gehören. „Und die Situation in Frankreich sieht noch anders aus als hier“, ergänzt der Vereinsvorsitzende. Während des ständigen telefonischen Kontakts hätten die Freunde in Loches vom Ausnahmezustand berichtet. „Vor den Lockerungen in dieser Woche durften die Menschen nur für eine Stunde täglich das Haus verlassen und auch nur mit triftigem Grund“, erzählt Grangeret. Jedes Mal habe man sich dafür selbst einen Passierschein ausstellen müssen. „Viele Menschen dort sind nun sehr alleine“, erzählt Flanhardt. Umso wichtiger sei in den vergangenen Wochen der telefonische und schriftliche Kontakt nach Loches gewesen.

„Die Stadt befindet sich in der Zone orange“, erzählt Grangeret. Sie sei also nicht so stark betroffen wie etwa Paris oder das Elsass, aber die Situation sei doch heikler als in den grünen Zonen. „Loches hat Glück, weil es so ländlich liegt“, sagt Flanhardt, „von unseren Freunden ist noch niemand an Corona erkrankt.“

Nun warten Vereinsmitglieder auf beiden Seiten auf die Gelegenheit, wieder reisen zu dürfen. „Ich hoffe auf den Sommer“, sagt Grangeret. Und auch Klaus Flanhardt will sich ins Auto setzen, sobald die Reise nach Loches wieder möglich ist.

Noch hoffen die Wermelskirchener, auch ihre Weinverköstigung am 2. Oktober im Haus Eifgen veranstalten zu können. „Das war im vergangenen Jahr eine sehr erfolgreiche Aktion“, erzählt Flanhardt. Ohnehin sei das 45. Jahr nach der Vereinsgründung sehr gut gelaufen. „Wir haben viele neue Mitglieder gewonnen“, sagt der Vorsitzende. Ob bei den Stadtfesten oder den neuen Veranstaltungsangeboten des Vereins: Es herrschte immer Hochbetrieb. Und auch der Besuch der Freunde aus Loches im Mai 2019 sei heute eine schöne Erinnerung. Damals hatte der Verein wegen des Wasserschadens im Rathaus mit ihrem Partnerschafts-Fest in die Mehrzweckhalle in Dabringhausen ausweichen müssen. „Die Vereinsmitglieder haben toll mitgezogen“, sagt Flanhardt, „sonst hätten wir das nicht hinbekommen.“ Die Jahreshauptversammlung hatte der Verein noch Anfang März ausgerichtet – ohne Händeschütteln, aber an einer großen Tafel. „Seitdem hat sich alles verändert“, resümiert er.

Währenddessen haben die Freunde in Loches alle Termine diesen Jahres bereits in den Kalender für nächsten Jahr übertragen – Himmelfahrt 2021 könnte dann der Besuch der Wermelskirchener anstehen.

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