Wermelskirchen Ein Holzofen und viele Experten im Eifgental

Wermelskirchen · Claus Heuft öffnet neugierig die Klappe des alten Holzofens. In sechster Generation baut er in seinem Heimatort Bell in der Eifel Holzöfen. Am Samstagabend ist er zu Gast in Neuemühle bei Familie Büngen. Zum ersten Mal richtet Stephan Büngen den Stammtisch für Holzofenfreunde aus der ganzen Republik aus. Bäcker, Holzofenbauer, Lehrer von der Bäckerfachschule sind dabei.

 Wibke Büngen und Vater Stephan (links) empfingen in Neuemühle Holzofenexperten aus ganz Deutschland - wie Claus Heuft und Leo Trumm.

Wibke Büngen und Vater Stephan (links) empfingen in Neuemühle Holzofenexperten aus ganz Deutschland - wie Claus Heuft und Leo Trumm.

Foto: Demski

Und die Neugier auf das alte Exemplar im Keller der Mühle ist groß. Bäcker Simon Hoberg wirft einen schnellen Blick auf den Ofen. "120 Jahre", prognostiziert er dann. Und er soll recht behalten. Als Claus Heuft das Schmuckstück unter die Lupe nimmt, klärt er viele Fragen, die in Neuemühle bisher unbeantwortet geblieben waren: Der Ofen wurde in Königswinter gebaut, ist rund 120 Jahre alt und stammt nicht aus einem Guss. Zu ungewöhnlich wirke das Gewölbe, als dass der Ofen ursprünglich zum Backen gebaut worden wäre.

Als Stephan Büngen vor einem Jahr beschloss, den alten Ofen in der Mühle wieder ans Laufen zu bringen, da wusste er wenig über Holzöfen. Also rief er in Olpe bei "Holzofen-Papst" Leo Trumm an. Der machte sich auf den Weg nach Wermelskirchen, begutachtete das alte Stück und war auch beim ersten Anfeuern dabei. Und er öffnete den Büngens den Blick in den großen Kreis der Holzofenfreunde. Einmal im Jahr trifft sich der Stammtisch, der vor 15 Jahren als Arbeitskreis begann, um über Holzöfen ins Gespräch zu kommen.

"Die Menschen haben das Holz wieder entdeckt, naturbelassene Lebensmittel, sie haben Sehnsucht nach Vertrautem", sagt Leo Trumm. Und dazu passe das Backen im Holzofen hervorragend. Deswegen habe er schon vor vielen Jahren ein entsprechendes Seminar in den Lehrplan der ersten deutschen Bäckerfachschule in Olpe aufgenommen. Die Resonanz war riesig. Interessierte aus ganz Deutschland nahmen teil und wollten die Kunst lernen. Es entstand ein großes Netzwerk von Holzofenfreunden aus der ganzen Republik. Also gründete Leo Trumm 2003 den Stammtisch.

50 Mitglieder gehören inzwischen dazu - so wie Stephan Büngen. Sie eint die Leidenschaft für das Backen auf Tuffstein. Ob Claus Heuft, der die Jahrhunderte lange Erfahrung seiner Familie einbringt. Oder Rajita Banija, die aus Nepal nach Olpe kam, um Bäckerin zu werden, und nun vor der Meisterprüfung steht. Ob Simon Hoberg, der in Soest eine Brotmanufaktur gegründet hat oder Gerd Sifferath aus Sulzbach, der als Metzgermeister in eine Bäckerfamilie einheiratete und nun begeistert ist vom Holzofen. Die Runde ist so vielseitig wie die Köstlichkeiten aus dem Holzofen.

Während die Experten im Keller der Mühle noch fachsimpelten, bestaunten und begutachteten, tischte Wibke Büngen als Chefin des Restaurants eben jene Spezialitäten auf. Ob Kartoffeln oder Schweinebraten, Brot, Quiche oder Aufläufe: Die Köstlichkeiten aus dem alten Ofen hinterließen einen Nachgeschmack. Nach mehr.

(resa)
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