Weihnachtsbäume aus Radevormwald „Die Nordmanntanne ist ein Modebaum“

Radevormwald · Für Lothar Kirschsieper aus Radevormwald beginnt nun wieder die Weihnachtsbaum-Saison. Er ist seit 40 Jahren im Geschäft.

 Lothar Kirschsieper hat sich bereits vor Jahrzehnten als Produzent von Weihnachtsbäumen selbstständig gemacht.

Lothar Kirschsieper hat sich bereits vor Jahrzehnten als Produzent von Weihnachtsbäumen selbstständig gemacht.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Seine ersten Bäume hat der gelernte Elektriker Lothar Kirschieper im Frühjahr 1978 gepflanzt. Einige Jahre später hat er sich damit selbstständig gemacht. Im BM-Interview spricht der Rader über die Unterschiede zwischen Blaufichte und Nordmanntanne, über den perfekten Weihnachtsbaum und wann dieser idealerweise geschlagen wird.

Herr Kirschsieper, wie sieht für Sie der ideale Weihnachtsbaum aus?

Lothar Kirschsieper Der ideale Weihnachtsbaum muss schon ziemlich perfekt sein, in den Kulturen gibt es diese Bäume zu vielleicht 20 Prozent. Er sollte relativ schlank sein, gleichzeitig Deckenhöhe erreichen – ich will ja schließlich nicht die dafür die Möbel umräumen – und dicht aufgebaut. Mir persönlich ist die Blaufichte lieber als die Nordmanntanne.

Wie ist die diesjährige Situation – hat den Bäumen der heiße, trockene Sommer geschadet?

Kirschsieper Bei den Junganpflanzungen aus 2017 und vorwiegend aus 2018 muss man je nach Fläche und technischer Möglichkeit, die Pflanze in den Boden zu bringen, von etwa zehn bis 40 Prozent ausgehen. Die kleinen Pflanzen sind dann schlicht eingegangen. Den größeren macht es nicht so viel aus, auch wenn sie trotzdem ihre Nährstoffe brauchen. Und weil das Wasser fehlte, konnten sie diese nicht ausreichend aufnehmen. Das heißt, dass die Bäume ein wenig an Brillanz verlieren, das ganz kräftige Grün der Nordmanntanne wird nicht immer vorhanden sein. Ich gehe davon aus, dass die Nadelhaltbarkeit davon allerdings nicht betroffen ist – zumindest dann, wenn sie frisch geschlagen sind. Also nicht vor dem 15. November.

Eingegangene Jungpflanzen – das werden Sie in ein paar Jahren merken.

Kirschsieper Ja, wobei wir den Ausfall im Frühjahr natürlich zu kompensieren versuchen. Das ist aber natürlich ein zusätzlicher Arbeits- und Kostenaufwand. Wie weit sich das dann auf den Markt auswirken wird, kann man jetzt noch nicht sagen. Wir werden allerdings zunächst einmal keine Preiserhöhungen machen.

Wo haben Sie Ihre Schonungen?

Kirschsieper Insgesamt haben wir 52 Hektar Weihnachtsbaumkulturen im Umkreis von etwa zehn Kilometern rund um Jakobsholt.

Was ist der Unterschied zwischen Fichte und Tanne?

Kirschsieper Die normale Rotfichte spielt praktisch keine Rolle mehr. Die Blaufichte ist etwas bläulich, sie durftet beim Betreten des Raums sehr angenehm, und sie trägt den Schmuck besser, da das Geäst stabiler und kräftiger ist. Die Nordmanntanne ist ein Modebaum – sehr angenehm zu schmücken und hat vor allem das frische und glänzende Grün. Dazu kommt eine größere Wirtschaftlichkeit: Man pflanzt ja auf den Hektar eine gewisse Zahl von Bäumen – und die Zahl liegt bei der Nordmanntanne einfach höher. Die Blaufichte macht außerdem mehr Arbeit in der Pflege, denn sie muss öfter gegen Schädlinge gespritzt werden. Das wiederum wollen die Leute nicht – aber ohne geht es leider nicht.

Wie lange muss ein Baum wachsen, bis er geschlagen wird?

Kirschsieper Wir pflanzen in der Regel nach dem zwei-plus-zwei-Prinzip – das heißt, die Bäume sind vier Jahre alt, wenn sie ausgesetzt werden. Die vier Jahre vorher wachsen sie vom Samenkorn bis sie etwa 15 bis 20 Zentimeter hoch sind. Nach den ersten zwei Jahren wir der Baum einmal verschult und nach weiteren zwei Jahren dann in die Schonung gepflanzt. Dort bleibt er dann die kommenden zehn Jahre und kann bis 250 bis 280 Zentimeter groß werden. Die Bäume sind also um die 14 Jahre alt, wenn sie geschlagen werden.

Wie aufwendig müssen die Bäume das Jahr über gepflegt werden?

Kirschsieper Die Bäume müssen in die entsprechende Form geschnitten werden, denn die Kunden wollen natürlich einen möglichst schlanken und dichten – oder zumindest schön etagierten – Baum haben. Er soll nicht in die Breite gehen. Aber das geht nicht von alleine, sondern die Bäume müssen entsprechend geschnitten werden. Dann müssen wir uns um das Unkraut rund um die Bäume kümmern und sie davon freihalten – genau wie von den möglichen Schäden. Das machen bei mir im Betrieb zusammen mit mir fünf fest angestellte Leute. Und die sind bis auf den Januar und vielleicht den halben Februar das ganze Jahr über mit der Baumpflege beschäftigt.

Sie bieten ja auch Weihnachtsbaumschlagen in der Schonung an – wer kommt da denn?

Kirschsieper Ich höre da immer wieder die Beschreibung eines Familien-Events. Das wird immer schon sehr gut angenommen, eigentlich seit ich darüber nachdenke. Die Leute kommen mit ihren Kindern und freuen sich, dass sie mal in so eine Baumschonung hineinkönnen. Manche bringen Äxte und Sägen mit – wobei man ja mit einer Axt keinen Weihnachtsbaum fällt! Wir haben aber natürlich eine große Auswahl an Sägen hier auf dem Hof. Die Familien freuen sich dann, wenn sie es gut hinbekommen und ihren selbst geschlagenen Baum aus der Schonung heraustragen können, auf das Auto schnallen und nach Hause fahren. Und davor geht es noch ordentlich mit Glühwein, Punsch und Grillwürstchen zur Sache. Das gehört genauso dazu – und viele Kunden lassen genauso viel Geld dafür hier, wie der eigentliche Baum gekostet hat…

Wann geht das Geschäft so richtig los?

Kirschsieper Die Hauptarbeit mit Baumfällen geht so um den 15. November los. Der Handel wird vorwiegend in der letzten November- und der ersten Dezemberwoche beliefert. Wir selber haben auch zwölf Verkaufsplätze, die wir aufbauen und mit Bäumen beliefern müssen, damit der Verkauf dort um den 7. oder 8. Dezember losgehen kann. Bei uns auf dem Hof wird der Kunde dann bedient, wenn er vorbeikommt. Manche kommen schon eine Woche vor dem ersten Advent und kaufen sich einen Baum für den Balkon oder die Terrasse. Wir haben auch immer wieder Firmen, die mit allen Kollegen vorbeikommen und im Rahmen eines Firmen-Events einen Nachmittag in der Schonung verbringen und sich dann einen Baum für die Firma aussuchen.

Gibt es auch Leute, die kurz vor Toresschluss an Heiligabend einen Baum wollen?

Kirschsieper Ja, das kommt auch vor. Gerade im Vorjahr etwa ein Kunde aus Wuppertal, der gegen Mittag anrief und um halb vier Uhr noch vorbeikam, um sich einen dreieinhalb Meter hohen Baum abzuholen. Den bekam er sonst natürlich nirgendwo mehr…

Wie oft pflanzen Sie neue Setzlinge?

Kirschsieper Wir versuchen jedes Jahr annähernd die Menge wieder einzusetzen, die wir entnommen haben. Nicht ganz, weil wir manche Flächen auch ganz abernten.

Wann suchen Sie selbst sich Ihren Weihnachtsbaum aus?

Kirschsieper Das ergibt sich beim Durchgehen durch die Schonung. Wenn ich dann meinen Wunschbaum zufällig finde, hänge ich da mein eigenes Etikett dran. Das geschieht im täglichen Ablauf.

Wer ist bei Ihnen für den Baumschmuck zuständig?

Kirschsieper Das macht meine Partnerin. Ich mach das gerne, kümmere mich um die Lichter. Und sie macht den Schmuck rein.

Und wie lange steht der Baum bei Ihnen nach Weihnachten?

Kirschsieper Ungefähr bis zum 10. Januar.

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