Mehr Sicherheit in Wermelskirchen Ein Codewort für Frauen in Gefahr

Wermelskirchen · Der Verein "Frauen-Zimmer" holt beim Kampf gegen sexualisierte Gewalt jetzt auch die Gastronomen mit ins Boot.

 Auch Aufkleber auf den Damentoiletten zeigen an, ob eine Gaststätte an der Kampagne teilnimmt. Christine Warning (l.) und Constanze Werth von "Frauen-Zimmer" zeigen im Markt 57, wie diese aussehen.

Auch Aufkleber auf den Damentoiletten zeigen an, ob eine Gaststätte an der Kampagne teilnimmt. Christine Warning (l.) und Constanze Werth von "Frauen-Zimmer" zeigen im Markt 57, wie diese aussehen.

Foto: Lena Hogekamp

Das Prinzip ist schnell erklärt: Fühlt sich eine Frau in einer Gaststätte von einem Mann bedrängt, dann fragt sie den Kellner: "Ist Luisa hier?" Der erkennt den Ernst der Lage, weil er entsprechend geschult ist und das Codewort versteht. Ohne großes Aufsehen ermöglicht er der Frau einen Ausweg.

Ab sofort besteht diese Möglichkeit für Frauen auch in Wermelskirchener Gaststätten. Dafür haben Constanze Werth und Christine Warning von "Frauen-Zimmer", der Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt im Rheinisch-Bergischen Kreis, gesorgt. Das Team in der "Centrale" haben sie bereits entsprechend geschult, am Mittwoch machten sie Station im "Markt 57" in Dabringhausen. Termine in der Katt, im Bahndamm und im Brauhaus sind noch geplant.

Einrichtungen, die bereits an Bord der Kampagne sind, erkennen Frauen an einem Plakat im Eingangsbereich und vor allem an entsprechenden Aufklebern auf den Damentoiletten. "Es ist uns wichtig, dass viele Frauen von der Kampagne erfahren", sagt Constanze Werth, "es wäre schön, wenn das Codewort als Hilferuf zur Selbstverständlichkeit würde." Und auch in den Gaststätten soll sich das Prinzip einspielen: Deswegen sind Constanze Werth und Christine Warning in vielen Kneipen im Rheinisch-Bergischen Kreis unterwegs, verteilen Infomaterial und spielen mit den Mitarbeitern die Situation durch: Denn sobald eine Frau, die sich bedrängt fühlt, den Satz "Ist Luisa hier?" ausgesprochen hat, sollte eine Reaktionskette beginnen.

So antworten Kellner auf die Frage ohne Hektik: "Ja, Luisa ist hier. Ich bringe dich zu ihr." Dann begleitet er die Frau aus der brenzligen Situation und bietet ihr einen Rückzugsort an. "Kellner sollen dann nicht fragen, was passiert ist", erklärt Christine Warning, "sondern nur, wie sie helfen können." Darüber entscheiden die Frauen selbst. Tasche vom Tisch holen, Freundin benachrichtigen, Taxi rufen, dem übergriffigen Mann Hausverbot erteilen, die Polizei rufen oder einfach als Schutzschild dienen: Die Möglichkeiten sind vielseitig. Gleichzeitig bekommen die Frauen eine kleine Visitenkarte mit auf den Weg, auf der sie die Kontaktdaten des Frauen-Notrufs finden.

In größeren Städten läuft die Kampagne bereits erfolgreich. Die beiden Fachfrauen aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis machen zum Start der Aktion in Wermelskirchen ganz deutlich: "Sexualisierte Gewalt kommt auch in kleinen Städten vor." Eine Hand, wo sie nicht hingehört. Unerwünschte Hartnäckigkeit beim Flirtversuch. K.o.-Tropfen, die zu wirken beginnen. Belästigung im Karneval. "Jede Frau entscheidet selber, wo die Grenze ist", sagt Constanze Werth, "also entscheidet auch jede Frau selber, wann sie das Codewort nutzen möchte."

Weil die Mitglieder im Verein "Frauen-Zimmer" wissen, dass es für junge Mädchen wie für ältere Frauen gar nicht einfach ist, sich aus diesen Situationen zu befreien, soll das neue Codewort die Kommunikation und den Hilferuf nun erleichtern. "So wollen wir gleichzeitig sichere Orte schaffen", ergänzt Constanze Werth. Wenn Frauen wüssten, dass die Kampagne in einer Gaststätte unterstützt werde, wachse hoffentlich auch das Sicherheitsgefühl. Für Gerhard Juhrte, Wirt im "Markt 57" in Dabringhausen, war die Teilnahme keine Frage. "Unser Publikum ist gemischt", sagt er, "viele Frauen kommen auch alleine." Es sei ihm sehr daran gelegen, dass sie sich sicher und wohl fühlen.

(resa)
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