Ansichtssache Ehrenamtler brauchen heute ein dickes Fell

Radevormwald · Wer immer heute etwas auf die Beine stellt, muss mit Häme im Netz rechnen. Auf die Dauer zermürbt das jene, die sich für die Gemeinschaft engagieren möchten.

  STEFAN   GILSBACH

STEFAN GILSBACH

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Die Schützenkirmes am vergangenen Wochenende hat vielen Menschen Freude gemacht. Manche Einwohner, darunter Geschäftsleute, haben kritisiert, dass die Absperrungen arg weiträumig gewesen waren. Darüber kann man natürlich reden, ohne das Fest an sich zu kritisieren. Aber leider mussten sich die Organisatoren auch viel unsachliche Kritik anhören. Es ist leider so: Wer heute eine größere Veranstaltung auf die Beine stellt, der braucht ein dickes Fell.

Kaum war die Kirmes in Radevormwald gestartet, da überboten sich Kommentatoren in den angeblich „sozialen“ Netzwerken schon mit Häme und Herabsetzung. Da darf man sich nicht wundern, wenn Ehrenamtler irgendwann den Elan verlieren. Ein Beispiel, wohin Dauergeschimpfe führen kann, ist der Märchenpark im Ittertal bei Solingen. Viele Kommentatoren machten sich im Netz einen Sport daraus, den rund 100 Jahre alten Freizeitpark kaputtzuschreiben. Bis die Betreiber nicht mehr wollten und hinschmissen. Dann plötzlich wurde im Netz viel Betroffenheit gepostet.

Freilich hat es Leute, die gern alles heruntermachen, schon immer gegeben. Das Internet bietet ihnen nun die große Bühne. Doch da, wo mal wirklich angepackt werden muss, wo Einsatz oder eine Spende gefragt sind, da ist von den Meckerern nichts zu sehen. Doch kaum hat ein Projekt die ersten zaghaften Schritte gemacht, hauen sie in die Tastaturen. Die Rader Schützen nehmen die Kritik gelassen – noch.

In dieser Woche hat der Hauptausschuss darüber diskutiert, wie Schnellfahrer auf der Uelfestraße diszipliniert werden können. Es gibt zwar schon seit längerem Tempo-30-Gebote im Bereich des Seniorenheims und des Kindergartens, doch das juckt viele Fahrer nicht. So entstand die Idee, zwei Schwellen zu installieren. Denn der Zustand ihres Autogetriebes macht vielen Menschen offenbar mehr Sorgen als die Sicherheit von Senioren und Kindern. Fürs Erste werden nun an den genannten Stellen Tempo-Displays aufgestellt, die mit einem fröhlichen oder missmutigen Gesicht dem Fahrer anzeigen, ob er zu schnell fährt oder nicht. In der Ortschaft Wellringrade hat die Verwaltung jüngst ebenfalls solche Geräte aufgestellt und die Erfahrungen sind gut.

Wer weiß, vielleicht werden diese „Smileys“ auch an der Ispingrader Straße demnächst zum Einsatz kommen. Auch dort steht inzwischen ein Tempo-30-Schild, doch offensichtlich reicht das inzwischen nicht mehr aus, um Verkehrsteilnehmer zum pfleglichen Fahren zu bewegen.

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