Ab in den Ruhestand Als Dorfsheriff bekannt wie ein „bunter Hund“

Wermelskirchen · Zuletzt war der 62-Jährige Wolfgang Wichterich 19 Jahre als Bezirksbeamter für Dabringhausen, Dhünn und Eipringhausen zuständig.

 Wolfgang Wichterich geht zum 30. September in den Ruhestand.

Wolfgang Wichterich geht zum 30. September in den Ruhestand.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Jungen Erwachsenen, die sich für den Polizeiberuf entscheiden, schreibt Wolfgang Wichterich eine knapp-formulierte und dennoch aussagekräftige Devise in das Stammbuch: „Mensch bleiben“. Am 1. Oktober endet für den Grunewalder die berufliche Laufbahn. Mit dem Erreichen des Höchstalters von 62 Jahren wechselt Wichterich in den Ruhestand.

Zuletzt war Wolfgang Wichterich stattliche 19 Jahre als Bezirksbeamter für Eipringhausen, Dhünn und Dabringhausen bis Odenthal im Einsatz – abgesehen von einem dreimonatigen Intermezzo in Siegburg versah der Polizist seinen Dienst stets an seinem Wohnort und in den Nachbarorten. Das macht den Dorfsheriff, wie die Bezirksbeamten gerne wohlwollend genannt werden, bekannt wie den sprichwörtlichen „bunten Hund.“

Eigentlich wollte Wolfgang Wichterich eine Fotografenlehre machen, aber, so erinnert er sich: „Ich habe mich mit unzähligen Fotos beworben. Sie trafen überall auf ganz andere Vorstellungen.“ Daraufhin folgten eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann und der Wehrdienst.

Als Unteroffizier trat Wolfgang Wichterich vor 38 Jahren am 1. Oktober 1980 in den Polizeidienst ein (Bereitschaftspolizei-Abteilung in Brühl). Das bereut er bis heute nicht: „Ich bin immer gerne Polizist gewesen und würde es jeder Zeit wieder tun.“ Ab 1983 war Wolfgang Wichterich im Wach- und Wechseldienst bei der Polizeiwache Burscheid. 1985 konnte er zur damaligen Polizeistation Wermelskirchen wechseln: „Das hat mir gefallen, weil ich dort Dienst auf dem Motorrad verrichten konnte.“

Als Bezirksbeamter fungierte der verheiratete Vater von drei erwachsenen Töchtern und Opa von sechs Enkeln seit 1999. „Mein Bezirk ist der flächenmäßig größte in Wermelskirchen.“ Der Beruf habe oft ins Privatleben ausgestrahlt, da Wohn- und Einsatzort die selben waren: „Natürlich wurde und werde ich Zuhause angerufen oder auch mal im Restaurant angesprochen, wenn Menschen Sorge, Nöte oder Fragen zur Polizei haben. Das hat uns nie genervt oder gestört, das war nie ein Nachteil.“

Für die Bezirksbeamten bricht Wolfgang Wichterich eine Lanze: „Die müssen trotz Personalknappheit bleiben.“ Bereiche wie Opfernachsorge, die Kontrolle von der Umsetzung von Wohnungsverweisungen nach Gewalttaten oder die Verkehrserziehung an Kindergärten und Schulen hätten das Aufgabengebiet der Bezirksbeamten stetig wachsen lassen.

Gerne erinnert sich Wolfgang Wichterich an die Momente, in denen er im Dienst helfen konnte: „Das macht den Beruf aus, auch wenn manche meinen, es ginge nur um das Schreiben von Knöllchen.“

Als „schlimme“ Zeit bezeichnet der 62-Jährige die 1980er- und 1990er-Jahre, als viele Motorrad-Verkehrsunfälle in und um Wermelskirchen passierten: „Damals wusstest du genau, dass beim einem Spätdienst am Wochenende mindestens einer dabei war, der nicht mehr gut aussieht.“ Wolfgang Wichterich kämpft gegen Tränen an, ein Schauer läuft ihm über den Rücken: „Extrem war damals der tödliche Motorradunfall eines Kollegen.“

Unvergessen bleiben für Wolfgang Wichterich drei Monate bei der Kreispolizeibehörde Siegburg im Jahr 1993, wo er im Personen- und Objektschutz zur Sicherung eines GSG9-Kommandeurs eingesetzt war: „Das war mal etwas ganz anderes.“ Als Schießausbilder sowie Trainer für Taktiken und Eingrifftechniken („wie bringe ich jemanden schnell zu Boden“) übernahm Wolfgang Wichterich Verantwortung für die Eigensicherung seiner Kollegen: „Selbst vor Besatzungen von Krankenwagen ist der Respekt total in den Keller gegangen – das ist unmöglich.“

Der angehende Pensionär ist in Dabringhausen-Grunewald fest verwurzelt. Dem Karneval fühlt sich der einstige aktive Tanzoffizier nach wie vor verbunden, als aktiver Sänger wirkt er im Quartettverein „Blüh auf“ und beim Männergesangverein Dhünn mit. Außerdem hält sich Wolfgang Wichterich gerne mit Walking und Besuchen im Fitness-Studio fit.

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