Dorfgeschichte(n) aus Osminghausen Maibaum symbolisiert Dorfgemeinschaft

Osminghausen · In Osminghausen stehen die Menschen auch während der Corona-Pandemie sehr eng zusammen. Das zeigen unter anderem Tafeln, die am traditionsreichen Maibaum angebracht sind. Darauf verewigen sich viele Einwohner des Dorfes.

 Die Tafeln am Maibaum wurden erneuert: Rolf Felder stellt den traditionsreichen Pfahl in der Dorfmitte vor.

Die Tafeln am Maibaum wurden erneuert: Rolf Felder stellt den traditionsreichen Pfahl in der Dorfmitte vor.

Foto: Theresa Demski

Rolf Felder legt den Kopf in den Nacken und blickt zur Spitze des Maibaums in der Dorfmitte. „Der hat bei uns Tradition“, sagt er. Es sei der dritte Baum in der Geschichte Osminghausens und dieses Mal habe man sich für Douglasie entschieden, damit er möglichst lange hält. „Er ist ein Zeichen für unsere besondere Dorfgemeinschaft“, sagt Felder. Und dann deutet er auf die bunten Embleme, die hier seit dem Frühling wieder glänzen und blitzen.

Jeder Berufsstand im Dorf hat sich am Maibaum verewigt. „Wer wollte, konnte 60 Euro in die Kasse legen und bekam ein entsprechendes Emblem“, sagt Felder. Viele heimischen Unternehmen und Anwohner haben diese Möglichkeit genutzt – das gilt für Anbieter von Ferienwohnungen ebenso wie für den Automechaniker, den Tischler oder den Biohof und das Tiefbauunternehmen. Auch zwei Kinderärztinnen, die im Ort leben, der Apotheker und die Tagesmutter haben Embleme gestalten lassen.

Insgesamt 15 dieser bunten Schilder haben inzwischen ihren Platz am Maibaum gefunden. „Es ist immer mal eines dazugekommen“, sagt Felder. Das gilt etwa für die Jäger oder die Tagesmutter. Andere verschwanden – wie zum Beispiel das Feuerwehrauto.

Am Anfang wurden die Tafeln aus Holz hergestellt. Als sie verwitterten, ließ die Dorfgemeinschaft Kunststoffplatten herstellen. Ekkehard Lehnert nahm Pinsel und Farben zur Hand und bemalte die Schilder. „Jetzt haben wir sie alle noch mal abgenommen und versiegelt“, erzählt Felder. Inzwischen haben alle Tafeln wieder ihren Platz gefunden und erzählen vom Leben und Arbeiten der Menschen im Dorf.

„Wir haben hier eine besondere Gemeinschaft“, sagt Felder und spaziert durch den Ort – mit allerlei Fachwerk und vielen Neubauten, die hier in den vergangenen Jahrzehnten entstanden sind. Dadurch würden heute Menschen ganz verschiedener Generationen im Dorf leben, erzählt er, während er lachend eine Nachbarin grüßt, die gerade ihren Garten inspiziert. Viele Menschen leben hier schon ihr ganzes Leben, andere sind hergezogen, um hier eine Familie zu gründen. Viele kleine Neubürger sind in den vergangenen Jahren geboren worden. Und wann immer Rolf Felder von einer Geburt erfuhr, spazierte er zu seinem Fahnenmast im Vorgarten und hisste neben der Fahne auch einen Strampler – in rosa oder blau. „Hier wird jedes Kind herzlich begrüßt“, sagt er.

Auch das Programm, das die Menschen in Osminghausen für gewöhnlich durch das Jahr begleitet, sei auf Familien abgestimmt, sagt Felder und erinnert an die große, bunte Kaffee-Tafel, die alle zwei Jahre im Oberdorf auf der Straße aufgebaut wird. Er erzählt von der Dorfolympiade in den Feldern, bei der kleine und große Bewohner gegeneinander antreten und sich dann bei Eintopf und Gegrilltem treffen. „Wegen der Corona-Krise mussten wir diese Veranstaltungen in diesem Jahr absagen“, sagt Felder. Aber allein gelassen wurde niemand. „Wir sind in diesen Zeiten füreinander da“, sagt er. Wer Hilfe brauche und sie sich wünsche, bekomme sie – ganz praktisch oder per Plausch über den Gartenzaun.

Und immer mal wieder kommen auch Wanderer in Osminghausen vorbei, die sich für den Weg A1 entschieden haben. Nicht selten machen sie dann Halt am Maibaum, studieren die bunten Embleme und das Erklärschild, das jüngst seinen Weg an den Pfahl gefunden hat.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort