Wermelskirchen Die Wohnberatung steht vor dem Aus

Wermelskirchen · Seit 17 Jahren gibt es die Wohnberatung in Wermelskirchen. Damals als Modellprojekt gestartet, ist es heute immer noch das einzige Angebot dieser Art im gesamten Kreis. Seit 15 Jahren kümmert sich Wohnberaterin Christiane Beyer um (meist ältere) Menschen, die Probleme in ihren eigenen vier Wänden haben.

Ihr Ziel: Diese Menschen sollen, zum Besipiel durch Umbaumaßnahmen, weiterhin in ihrer Wohnung leben können. Doch es gibt schlechte Nachrichten: Die Wohnberatung in Wermelskirchen in dieser Form steht vor dem Aus. Das wurde nun im Sozialausschuss wieder deutlich.

1,45 Stellen für den gesamten Kreis

Zum Hintergrund: Der Kreis hat mittlerweile ein Interesse daran, auch in anderen Städten und Kommunen eine solche Beratung anzubieten. Das Problem ist aber die Finanzierung. Die Pflegekasse, die die Stelle der Wohnberaterin zur Hälfte finanziert, hat einen Personalschlüssel, der nur 1,45 Stellen für den gesamten Kreis vorsieht, Christiane Beyer besetzt davon eine ganze Stelle. In Zukunft soll mit diesen 1,45 Stellen (0,45 sind noch frei) die Wohnberatung im gesamten Kreisgebiet abgedeckt werden (die BM berichtete im März).

"Konzeptionelle Arbeit, die Frau Beyer seit Jahren leistet, wird es dann in Wermelskirchen nicht mehr geben", sagte Dezernent Jürgen Graef im Fachausschuss. Vor allem die Einzelfallberatung — von der ersten Kontaktaufnahme, über einen Besuch vor Ort bis zur Ausarbeitung eines Konzepts und der Abnahme der Baumaßnahme — könne künftig nicht mehr geleistet werden, wenn die Wohnberatung, eine freiwillige städtische Aufgabe, aus Wermelskirchen abgezogen und an den Kreis abgetreten werde. "20 Jahre hat der Kreis die Wohnraumberatung ignoriert, jetzt hat er sie für sich entdeckt", sagte Graef.

Die Zahl der Menschen, die Christiane Beyer betreut, ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Mit mehr als 200 telefonischen, schriftlichen oder persönlichen Anfragen wird sie jährlich konfrontiert. Wie wichtig und nachhaltig die Arbeit ist, belegen Zahlen: 87 Menschen kamen mit ihren Problemen 2009 auf sie zu, ein Jahr später wohnten 72 weiterhin in ihrem gewohnten häuslichen Umfeld (15 waren gestorben). Aktuell sind es immer noch 52 Personen.

Die Politiker im Sozialausschuss waren sich einig: Das Thema Wohnberatung in Wermelskirchen darf nicht so einfach aufgegeben werden. Sie beantragten: Die Verwaltung solle prüfen, ob ein vergleichbares Wohnberatungsangebot in Wermelskirchen auch in Zukunft möglich ist. FRAGE DES TAGES

(RP/rl)
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