Interview Eric Weik "Die Stadt braucht mehr Großereignisse"

Wermelskirchen · Der Bürgermeister möchte zusätzlich zur Kirmes weitere große Veranstaltungen in Wermelskirchen etablieren. Durch Events auf dem Schwanenplatz soll auch die untere Eich belebt werden. Ein Leerstands-Problem in der Stadt sieht Weik nicht.

 Mehr als 2000 Menschen kamen im März zum Schwanenplatz und kämpften mit Bürgermeister Eric Weik um den Gewinn des WDR 2-Tags.

Mehr als 2000 Menschen kamen im März zum Schwanenplatz und kämpften mit Bürgermeister Eric Weik um den Gewinn des WDR 2-Tags.

Foto: Hertgen (Archiv)

Herr Weik, auf Sie wartet morgen wieder eine besondere Aufgabe: Sie übernehmen den Fassanstich der Kirmes. Wie groß ist die Vorfreude?

Weik Ich freue mich sehr. Die Kirmes ist ein Ereignis, zu dem die Leute aus allen Außenortschaften in die Innenstadt kommen. Als ich neu in Wermelskirchen war, kam die Frage auf, was mit dem Loches-Platz geschieht. Viele ältere Menschen haben zu mir gesagt: "Sie können machen, was Sie wollen. Aber fassen Sie unsere Kirmes nicht an."

Was macht die Kirmes so besonders?

Weik Es ist eine innerstädtische Kirmes, das ist außergewöhnlich. Fast keine Stadt leistet sich den Luxus, mitten in der Stadt so große Flächen freizuhalten und bei der Stadtentwicklung derart darauf zu achten, dass die Kirmes weiter stattfinden kann. Zudem ist die Kirmes ein kulturelles Ereignis. An der Katt zum Beispiel ist für jeden Geschmack etwas dabei — das ist wie ein eigenes kleines Musikfestival. Und natürlich ist Matinee unglaublich — vergleichbar mit dem Rosenmontag in Köln. Es gibt so viele Menschen, die zur Matinee aus ganz Deutschland anreisen, um Freunde wiederzusehen.

Fehlen in Wermelskirchen weitere große Events wie die Kirmes?

Weik Ich denke ja. Nach dem Umbau der Innenstadt hat sich die Situation komplett geändert. Es muss nun mehr kommen. Bei den Veranstaltungen "Rock am Markt" und dem Finale um den WDR 2-Tag hat man gesehen, was in der Stadt möglich ist. Auch der Schwanenplatz hat ein riesiges Potenzial, er ist bislang noch nicht so genutzt worden. Ich bin mir aber sicher, dass dies irgendwann kommen wird. Ich habe den Wunsch, dass in der Stadt mehr passiert. Niemand hat Lust, immer extra in Großstädte zu fahren, um mal etwas zu erleben.

Haben Sie Ideen oder Visionen, was man machen kann?

Weik Auf jeden Fall. Mein Ziel ist, dass es mindestens einmal im Jahr eine große Veranstaltung auf dem Schwanenplatz und zusätzlich mehrere Events pro Jahr am Markt gibt.

Radevormwald hat mit einer Eisfläche im Winter viele Menschen angelockt. Nun denkt Hückeswagen darüber nach, dieses Event zu organisieren. Wäre das auch in Wermelskirchen möglich?

Weik Wir haben schon mal überlegt, eine "Eiszeit" in die Stadt zu holen. Es ist aber schlichtweg zu teuer, wir können es nicht finanzieren.

Was macht Wermelskirchen für die Menschen zu einem interessanten Wohnort?

Weik Man hat durch die Autobahn eine sehr gute Anbindung, drei Großflughäfen sind in knapp einer Stunde zu erreichen. Aber: Das bedeutet auch, dass man ganz schnell hier weg ist — auch im negativen Sinn. Ein Nachteil ist, dass wir kein Zentrum, keinen richtigen Mittelpunkt haben. Das ist in Hückeswagen und Radevormwald anders.

Ist es Ihr Wunsch, durch große Veranstaltungen die untere Eich wieder mehr ins Stadtleben einzubeziehen?

Weik Definitiv. Ich war noch nicht hier, als der Durchstich Eich erfolgte. Fakt ist: Dieser Durchstich hat die untere Eich abgetrennt, gefühlt endet die Innenstadt dort. Man muss die Menschen nun dorthin locken, automatisch kommen sie nicht mehr. Da sind die Händler, Gastwirte und Hoteliers gefragt. Man darf nicht nur jammern, sondern man muss auch etwas unternehmen. Ich bin bereit, dabei zu helfen.

Ist die untere Eich so tot, wie sie von vielen Bürgern bezeichnet wird?

Weik Die untere Eich ist schwieriger geworden, die Leute müssen mehr tun — tot ist der Bereich aber nicht. Es gibt gute Geschäfte und Restaurants. Menschen reden gerne alles schlecht. Alle jammern zum Beispiel über die Leerstände in der Stadt.

Zu unrecht?

Weik Ja. Es gibt aktuell in Wermelskirchen so wenig Leerstände wie seit 20 Jahren nicht mehr. Wir haben kein Leerstands-Problem, eher ein Mecker-Problem. Es gibt immer Läden, die leer stehen, das hat aber auch damit zu tun, dass es ständig Wechsel gibt. Null Prozent Leerstand gibt es nicht.

Im Dezember schließt der Kaufpark an der Kölner Straße. Viele Menschen reagierten verärgert...

Weik Dort wird es durch den Weggang des Kaufparks problematisch. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir schnell einen Nachfolger finden und das Gebäude nicht lange leer steht. Genaueres kann ich noch nicht sagen. Die Stadt ist in vielen Fällen nicht der Vermieter, oft fehlt auch das Engagement der Eigentümer, wenn der Mieter zum Beispiel bestimmte Anliegen hat. Einige Vermieter müssen umdenken.

Über das Bauprojekt von Investor Gerhard Uhle wird in der Bevölkerung auch heftig diskutiert.

Weik Diese negative Stimmung kann ich nicht verstehen. Es ist eine super Nachricht, dass dort jetzt wieder etwas entsteht. Das wäre auf Dauer ein schlimmer Leerstand gewesen. Wenn das Kaufhaus fertig ist, ist die Telegrafenstraße für mich die "Kö" des Bergischen Landes.

Lassen sich die Menschen zu schwer zu einem Umdenken bewegen?

Weik Der Rat hat Anfang der 2000er Jahre kluge Entscheidungen getroffen, als der Innenstadtumbau beschlossen wurde. Wenn wir das nicht gemacht hätten, gäbe es heute ein großes Leerstands-Problem. So aber ist ein tolles Flair entstanden. Die Stadt hat die Voraussetzungen geschaffen, dass der Handel funktionieren kann. Jetzt ist der Ball bei den Hauseigentümern und den Händlern. Es dauert aber eben lange, bis sich die Menschen an etwas Neues gewöhnt haben und Gefallen daran finden.

Der gegenläufige Radverkehr ist ein passendes Beispiel.

Weik In jeder anderen Stadt gehören Radfahrer dazu. Ich bin mir sicher, dass dies auch in Wermelskirchen kommen wird. Es dauert aber länger, als mir lieb ist. Die Balkantrasse ist eine riesige Attraktion für Touristen. Als ich 2004 hierher kam, habe ich mich gewundert, warum es keine Radwege gab. Es hieß, dass es hier keine Radfahrer gebe. Das hat sich gewaltig geändert.

Wird Wermelskirchen irgendwann zu einer richtigen "Fahrrad-Stadt"?

Weik Das ist mein Ziel. In der Stadt wird es künftig noch mehr Radwege und somit mehr Platz für Radfahrer geben. Leider wird auch das dauern, bis alle es verstanden haben. Die politische Diskussion zum Radverkehr war ein Machtspiel im Stadtrat. Das ist schade.

SEBASTIAN RADERMACHER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(.)
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