Jecke Zick in Wermelskirchen Die rot-weißen „Knabüs“-Kerle aus Dawerkusen

Dabringhausen · Seit 15 Jahren lässt es die Altstadtgarde aus Dabringhausen „krachen“. In der fünften Jahreszeit sind die Gardisten die wichtigsten Begleiter des Dreigestirns.

Herausgeputzt: die fast komplette Altstadtgarde aus Dabringhausen.

Herausgeputzt: die fast komplette Altstadtgarde aus Dabringhausen.

Foto: Theresa Johann Photografie

Natürlich sind ihre „Knabüs“ (Kölsche Kurzform von Knallbüchse) lediglich Holzgewehre, die sich als Persiflage auf den einstigen preußische Militarismus verstehen. Nichtsdestotrotz lassen es die Mannen der Dawerkuser Altstadtgarde in der fünften Jahreszeit und darüber hinaus im übertragenen Sinn gehörig „krachen“. Aber: Die rot-weiße Altstadtgarde aus Dabringhausen hat sich genauso wie die Kölner Prinzengarde einer termin- und arbeitsintensiven Aufgabe im Karneval verpflichtet - die Begleitung und Unterstützung des Dawerkuser Dreigestirns, um den närrischen Regenten sowohl in der Heimat als auch bei „Auswärtsspielen“ zu möglichst viel Aufmerksamkeit, Ansehen, Glanz und Gloria zu verhelfen.

Dafür verrichten die Gardisten jede Menge Arbeit abseits vom „Stippeföttche“-Tanz auf der Bühne im für das feiernde Publikum bei Sitzungen und Partys unsichtbaren Hintergrund, wie der erste und zweite Kommandant der 2005 gegründeten Altstadtgarde, Tim und Roger Rehbold, im Gespräch mit unserer Redaktion berichten. „Terminvereinbarungen und -koordination gehören genauso zu den Aufgaben wie das Stellen von Fahrern für die Fahrzeuge, mit denen wir unterwegs sind. Ebenso muss sich um das Ornat des Dreigestirns und unsere Uniformen gekümmert werden, Regentschafts-Insignien sowie Anstecknadeln und Orden in ausreichender Zahl müssen zur genauen Zeit griffbereit sein“, beschreibt Tim Rehbold die Palette der Aufgaben, die Gardepräsident und Prinzenführer Harry Tiede sowie Adjudant Daniel Fischer federführend steuern. Dazu kümmere sich die Altstadtgarde unter anderem um die mitgeführte Musiktechnik, die für viele der Auftritte eigens auf- und abgebaut wird, deren Bedienung und stellt bei Bedarf sogar einen DJ bereit.

Während der jetzigen Hoch-Zeit der Session ist die Altstadtgarde jedes Wochenende auf Achse, in den kommenden Wochen sogar fast täglich. „Wir teilen uns ein, unsere Aufgabe sind gut verteilt, da sitzt jeder Handgriff. Deshalb funktioniert das – wir haben ja alle noch einen Beruf“, sagen Tim und Roger Rehbold, die beide als technische Angestellte arbeiten. Für die „heiße“ Karnevalsphase zwischen Altweiber und Rosenmontag würden sich die meisten Gardisten Urlaub nehmen: „Sonst geht das nicht – alleine am Altweiber-Donnerstag stehen mindestens 14 Auftritte an“, blickt der 35-jährige Tim Rehbold aus.

Eine große Hilfe sei sicherlich, dass viele Gardisten einmal die Erfahrung als Angehöriger des Dawerkuser Dreigstirns gemacht haben, schätzt Roger Rehbold (46 Jahre), in 2014/15 selbst Bauer an der Seite von Prinz Daniel Fischer und Jungfrau Holger Schüller, der ebenfalls ein Altstadtgardist ist, ein.

Die Altstadtgarde versteht sich als „eingeschworener Haufen“: „Wir sind alle durch und durch Karnevalisten, was uns verbindet. Daraus entwickelt sich ein Zusammenhalt, der über die fünfte Jahreszeit hinaus geht“, sagt Tim Rehbold: „Bei uns steht keiner hinten an. Wer zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen nicht tanzen kann, ist trotzdem dabei.“ Einfach beitreten kann man der Altstadtgarde nicht, vielmehr ist ein einjähriges „Praktikum“ zu absolvieren (aktuell: Tom Schnell), an dessen Ende alle 26 Mitglieder über eine Aufnahme abstimmen. Während der Session trifft sich die Altstadtgarde wöchentlich zur Probe, ansonsten alle 14 Tage. Geburtstage, Polterabende, Hochzeiten oder ähnliche Anlässe werden gemeinsam gefeiert, dazu gibt es jährlich eine Altstadtgarden-Tour.

Auf ein einheitliches Auftreten mit korrekt sitzender Uniform wird Wert gelegt. Jeder achte dabei auf jeden. Roger Rehbold lacht: „Wir machen alles mit links.“ Gemeint ist: Die linke Hand wird in die linke Hüfte gestemmt und der erste Schritt beim Tanz erfolgt stets mit dem linken Fuß. Vergessene Handschuhe oder ungeputzte Stiefel stehen bei der Altstadtgarde unter „Strafe“. Wer am Auftrittsort eine der 25 gardeeigenen „Knabüs“ vergisst, bekommt die „Höchststrafe“: Zwei Kisten Bier müssen ausgegeben werden. „Aber das kommt selten vor“, stellt Tim Rehbold mit einem Augenzwinkern fest.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort