Wermelskirchen Die PCB-Sanierung versäumt

Wermelskirchen · Weil die Stadt 1996 eine Haushaltssperre verhängte, wurde die PCB-Sanierung so lange verschoben, bis die Stadt heute tatsächlich fast pleite ist. Nur 16 von 96 Räumen in beiden Schulen liegen tolerabel unter 300 ng PCB.

 PCB-Sanierung mit Schutzanzug und -maske: Teile der Realschule wurden so saniert, aber die Werte sind trotzdem wieder gestiegen, Bis unter 300 ng, wie der Gutachter jetzt fordert, sanken die Werte nur in 15 von 69 Räumen in der Realschule und nur in einem von 27 in der Grundschule Ost.

PCB-Sanierung mit Schutzanzug und -maske: Teile der Realschule wurden so saniert, aber die Werte sind trotzdem wieder gestiegen, Bis unter 300 ng, wie der Gutachter jetzt fordert, sanken die Werte nur in 15 von 69 Räumen in der Realschule und nur in einem von 27 in der Grundschule Ost.

Foto: hans Dörner

"Wie gefährlich ist PCB?": Diese Frage stellen besorgte Eltern Henning Rehse laut eigener Angaben jetzt immer wieder am Telefon und bei facebook. Der WNKUWG-Fraktionsvorsitzende und Chemiker gibt zu, dass er diese Frage nicht gültig beantworten kann. Für ihn sei aber klar, dass PCB ein Gift sei, das sich in den Beton fresse. "Und deshalb kann man nur abreißen und neu bauen", wiederholt er.

Zur weiteren Untermauerung des Gemeinschaftsantrags von WNKUWG/CDU und wohl auch der Grünen für einen Neubau der Sekundarschule unter Abriss der PCB-belasteten Schulen hat Rehse seine bis zu 20 Jahre alten Unterlagen zur PCB-Problematik aus dem Umweltausschuss durchforstet.

1989 seien Rehse, Horst Krüger und auch Rüdiger Bornhold die Einzigen gewesen, die das Thema PCB ernst genommen und den Abriss der belasteten Gebäude gefordert hätten. "Wir hatten in unserer Fraktion dafür aber keine Mehrheit", erinnert sich Rehse an seine CDU-Zeit. Zwischen 1989 und April 1996 tauchte das Thema PCB-Sanierung zwar immer wieder im Umweltausschuss auf, verschwand dann aber abrupt bis September 1998 von der Tagesordnung.

Der Grund: "Der Ausschuss nimmt zur Kenntnis, dass aufgrund der angeordneten Haushaltssperre eine Fortführung der PCB-Sanierungsmaßnahmen gegenwärtig nicht möglich ist", heißt es im Protokoll vom 25. April 1996. Rehse war aber damals selbst Vorsitzender des Umweltauschusses. Er sagt heute: Da es eine Haushaltssperre gab, habe die Verwaltung, mit der die Tagesordnungen abgestimmt werden mussten, bis 1998 nicht mehr zugelassen, dass das Thema PCB weiter behandelt wurde.

Bis 1996 zieht es sich allerdings durch die Protokolle. Die Grünen hatten den Anstoß 1990 gegeben, mit einer Anfrage zu asbest- und formaldehydhaltigen Materialien in Schulpavillons, wo die Nutzer über häufige Kopfschmerzen klagten. Die städtischen Gebäude wurden bis 1992 untersucht.

Der Kämmerer rechnet und rechnet

Zweimal legte PCB-Gutachter Dr. Gerhard Zwiener bis 2004 dann Toleranzwerte fest: zuerst sind noch 3000 ng PCB pro Kubikmeter Luft angeblich nicht gesundheitsgefährdend, dann sind es 1000. Heute heißt es in dem juristischen Gutachten, dass die PCB-Grenzwerte schon vor 16 Jahren bei maximal 300 ng hätten festgelegt werden müssen.

"Sieben Jahre hat sich seit 2004 nichts mehr geregt", wundert sich Rehse und fügt hinzu: "In den Ratsunterlagen steht 2004, die PCB-Sanierung sei abgeschlossen", schüttelt er voller Unverständnis den Kopf. Interessant aber der Eintrag aus der Umweltausschusssitzung vom 21. November 2002: "...die Fertigstellung der PCB-Sanierung ist nicht dauerhaft auszusetzen, sondern lediglich in Abhängigkeit der Haushaltssituation zu strecken." Und die Haushaltssituation heute? Stadtkämmerer Bernd Hibst rechnet und rechnet. Auf Nachfrage der BM sagte er gestern, man habe zur PC-Problematik noch kein Ergebnis.

(RP/rl)
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