Kein Beginn der fünften Jahreszeit in Wermelskirchen Narren vermissen den Start in die Session

Wermelskirchen · Dass am 11.11. nicht die fünfte Jahreszeit eingeläutet wird, stimmt alle Karneval-Fans traurig. Aber Vorsicht geht bei allen Vereinen vor. Einige Jecken haben ein Rezept gegen den Corona-Blues: Sie singen die Karneval-Hits einfach zuhause.

 „Stippeföttche“, wie hier von den Sängerinnen der „Funky Marys“ bei den Dhünnsche Jecken gezeigt, müssen leider ausfallen.

„Stippeföttche“, wie hier von den Sängerinnen der „Funky Marys“ bei den Dhünnsche Jecken gezeigt, müssen leider ausfallen.

Foto: Stephan Singer

Corona lässt den Karneval platzen. Während eigentlich die Vorbereitungen zum Start in die fünfte Jahreszeit in den Startlöchern stehen würden, um am 11.11. pünktlich loszulegen, müssen sich genauso wie andernorts die Narren in Wermelskirchen in 2020/2021 mit den naturgemäßen vier Jahreszeiten begnügen. Unsere Redaktion hat sich bei den Karnevalisten nach der aktuellen Stimmungslage erkundigt. Und eins ist klar: Wehmut angesichts des pandemiebedingten Ausfalls der närrischen Zeit ist ihnen allen gemein. Einig sind sich aber alle in einen weiteren Punkt: Das Coronavirus zwingt die Geselligkeit in die Knie, eine Absage des karnevalistischen Treibens ist in dieser Session alternativlos. Gegen den Blues singt manch einen Karnevals-Schlager im Kreis der Familie.

Ihre traditionelle Sessions-Eröffnungsparty im November hatten die Dhünnschen Jecken schon vor Wochen abgesagt (wir berichteten). Eine für den 6. November angesetzte Jahreshauptversammlung sollte zumindest ein klein wenig gemeinschaftliches Karnevalsflair aufkommen lassen. „Wegen der derzeit wieder stark gestiegenen Infektionszahlen kann dieser Termin aber nun doch nicht stattfinden“, sagt der Jecken-Geschäftsführer Mayk Dinstühler: „Das sollte keine Feier werden, alles im Sitzen und mit Abstand.“ Zumindest hätten sich die Dhünnschen Jecken dabei sehen können, bedauert Dinstühler die Situation: „Es fühlt sich gerade so an, als schrumpfe der Verein in sich hinein. Wir sehen uns nicht, können keine Kontakte wie gewohnt pflegen – da wird der Zusammenhalt immer diffuser.“ Einen aktuellen Sessions-Orden haben die Dhünnschen Jecken trotz Corona aufgelegt. „Es steht noch nicht fest, wie wir damit umgehen. Vielleicht nutzen wir ihn in überarbeiteter Version für 2021/2022.“

Genau wie Mayk Dinstühler betont Peter „Zausel“ Eickhoff, Vorsitzender des Festausschusses in Wermelskirchens Karnevals-Hochburg Dabringhausen, den Respekt vor der Gesundheit und Einhalten der Regeln: „Dass es keinen Karneval gibt ist traurig, aber nicht zu ändern – und wir wollen das auch nicht ändern, wir handeln verantwortungsvoll.“ Unter dem Strich sei der Karneval ein Fest der Gemeinschaft, bei dem die Menschen zusammmenstehen, schunkeln, sich umarmen: „Das geht im Moment nicht.“ Üblicherweise wäre das Herbstfest des Festausschusses bereits über die Bühne gegangen: ein jährlicher Anlass, sich bei den ehrenamtlich aktiven Gruppen zu bedanken und das neue Dreigestirn für die anstehende Session öffentlich vorzustellen. Eine der ersten offiziellen Amtshandlungen von Wermelskirchens neuer Bürgermeisterin Marion Lück wäre die Proklamation der närrischen Regenten Mitte November gewesen. Der Danke-Schön-Ausflug des Festausschusses für das scheidende Dreigestirn (Bauer Marcus Stahlhacke, Prinzessin Samira Kramp, Prinz Mario Berkey) wurde abgesagt, berichtet Peter Eickhoff: „Wir hatten natürlich ein Dreigestirn für 2020/2021 in der Warteschleife. Ob das Trio in 2021/2022 antritt, hängt davon ab, ob die dann Zeit haben. Das ist eine Entscheidung für die Mitte des kommenden Jahres.“ Auf eine Session 2021/2022 und dann wieder mögliche Feste wie Geburtstagsfeiern hofft Katharina „Kathy“ Klaar, Trainerin der Tanzgarde Rut-Wiess Dabringhausen.: „Ohne Karneval wird es ein dunkler Winter. Aber wir müssen vorsichtig sein und alle Vereine oder Gruppen müssen ihrer Vorbildfunktion gerecht werden.“ Die Corona-Lage sei für die Tanzgarde belastend und die mangelnden Auftrittsmöglichkeiten demotivierend, aber: „Der Wille ist da. Da wirft keiner die Flinte ins Korn – Karneval, unser Training und unser Sport sind uns allen zu wichtig.“

Deshalb gelte das „Augen zu und durch“-Prinzip, bis wieder närrisches Treiben möglich ist: „Et hät noch immer jot jejange.“ Klaars Familie ist durch und durch närrisch: Ehemann Markus war einst Prinz und gehört der Altstadtgarde an, Tochter Lynn ist Tanzmariechen bei den Rut-Wiessen: „Wenn es uns zuhause überkommt, dann hören wir Karnevalsmusik und singen lauthals mit – sicherlich schwingt da etwas Wehmut mit.“ Und weiter: „Es ist richtig, dass keine Veranstaltungen stattfinden. Wenn wir beispielsweise eine Online-Aktion starten würden, wäre das nur eine Motivation für die Leute, sich im Privaten zu treffen. Das wäre im Moment das falsche Signal.“

Ihn persönlich würde die Absage des Karnevals nicht so hart treffen, weil er nicht sonderlich jeck sei, sagt Detlef Schwarz, Gruppenführer der Löschgruppe Unterstraße der Freiwilligen Feuerwehr Wermelskirchen, die alljährlich das Tenter „Meddemang“ veranstaltet: „Mir tut es aber leid, um die ganzen Gruppen, die sich immer intensiv auf ihre Auftritte vorbereiten. Aber es lässt sich nicht ändern.“ Der „Meddemang“-Veranstaltung 2021 räumt Schwarz immerhin noch eine Fifty-Fifty-Chance ein: „Wir haben die Hoffnung, dass es vielleicht doch stattfinden kann, nicht ganz aufgegeben – wenn nicht, dann meckern wir nicht herum.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort