Jan-Schwarte-Band im Haus Eifgen Erdige Bluestöne wärmen die Seele

Wermelskirchen · Die fünfköpfige Jan-Schwarte-Band aus Solingen präsentierte im Haus Eifgen bekannte und unbekannte Blues- und Classic-Rock-Hits aus den 1960er- und 1970er-Jahren.

Rund 50 Bluesfreunden ist es am Mittwochabend nicht zu kalt gewesen, um sich auf den Weg ins Haus Eifgen zu machen. Dort waren der Solinger Gitarrist Jan Schwarte und seine vier Mitmusiker an Bass, Gesang, Orgel und Schlagzeug auf der kleinen Bühne rund zwei Stunden lang bei der Arbeit zu genießen. Und das Quintett aus der Nachbarstadt kredenzte dem Publikum kernigen Bluesrock in seiner effektiven und reduzierten Form, der einen das Winterwetter direkt vergessen ließ. Selten mal instrumental präsentiert, in der Regel nämlich mit der im positivsten Sinne so wirklich dreckigen Stimme von Hermann Daun geadelt, der immer wieder an den großen Joe Cocker erinnerte.

Der Sound lebte nicht vom selbstverliebten instrumentalen Größenwahn, der ja oft bei Bluesrockgitarristen zu beobachten ist. Im Gegenteil, es war das zurückhaltende, wenngleich sehr effektive Spiel Schwartes, der sich zwar immer wieder zum einen oder anderen Solo hinreißen ließ, viel öfter aber mit kleinen, aber feinen Licks und Riffs zu begeistern wusste. Etwa bei den langsamen und souligen Blues-Songs wie „It Feels Like Rain“ - einem „Slow Blues aus dem Bergischen“, wie Daun humorvoll anmerkte - oder dem Klassiker „Sittin‘ On The Dock Of The Bay“ von Otis Redding, die beide eine durchaus positive Gemächlichkeit und Behaglichkeit ausstrahlten. Die wiederum passte wunderbar zum winterlichen Wetter, aus dem man sich nach der Pause wieder zurück ins Warme gerettet hatte. Hier und da fühlte man sich da doch glatt ein wenig an einen relaxten Jimi Hendrix erinnert. Denn wie in den, nennen wir sie mal „friedlichen“ Momenten der Jim Hendrix Experience klang das, was Schwarte, Daun sowie Paco Saval an der Orgel, Manju Breuer am Bass und Ralph Schläger am Schlagzeug da präsentierten. Und auch ein räudiger Blues in bester Muddy-Waters-Manier passte da hervorragend ins Programm, vor allem dann, wenn Daun seinem „Baby“ mit kraftvoller und gleichzeitig leidender Stimme ein vielfaches „Where‘s My Baby?“ hinterherschrie. Die Orgel wummerte dazu herrlich fett, Schlagzeug und Bass dröhnklöppelten den Beat und drüber jammerte die Gitarre, ohne prätentiös zu wirken. Ehrliches Blues-Handwerk war das, keine Frage.

Der Kanon des Bluesrocks der 1960er- und 1970er-Jahre ist umfangreich, keine Frage – die Auswahl riesig. Da war die Versuchung, sich nur auf den Hits von Clapton, Cream oder Creedence Clearwater Revival auszuruhen, bestimmt groß. Umso schöner dann doch, dass die fünf Musiker sich auch für das eine oder andere selten gehörte Stück entschieden hatten. So etwa „Suzie Q“ der Classic-Rock-Helden Creedence Clearwater Revival, das keineswegs weniger eingängig war, als deren bekanntere Hits. Sehr schön war auch das nur vielleicht etwas zu flott dargebotene „White Room“ von Cream.

Aber als sich Daun dann bei „With A Little Help From My Friends“ endgültig als veritabler Joe-Cocker-Wiedergänger in Szene setzte - den immer etwas wirren und sympathisch-verpeilten Gestus des britischen Ausnahmesängers, der 2014 gestorben ist, inklusive –, spätestens dann war klar, dass es eine ganz und gar richtige Entscheidung gewesen war, das heimische Sofa gegen einen Platz am Tresen im Haus Eifgen eingetauscht zu haben. Denn so ein Abend mit herzlich-kernigem Bluesrock ging doch glatt als das musikalische Äquivalent zur Hühnersuppe für die Seele durch und war doch gerade das Richtige für das Bergfest dieser Arbeitswoche. Und dafür brauchte es keine einzige Instrumentaleskapade.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort