Serie Arbeitsplätze in Wermelskirchen Die Innenstadt ist seine Westentasche

Wermelskirchen · Heinz Walter Liebig dreht seit 20 Jahren mit Besen, Zange und dem alten Handwagen in der Stadt seine Runden.

 Heinz Walter Liebig ist seit fast 40 Jahren bei der Stadt Wermelskirchen als Stadtreiniger tätig.

Heinz Walter Liebig ist seit fast 40 Jahren bei der Stadt Wermelskirchen als Stadtreiniger tätig.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Geduldig schiebt Heinz Walter Liebig den alten Handwagen über das Pflaster. „Der hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel“, sagt er, „aber er hat nen Satz neue Reifen bekommen“. Als Heinz Walter Liebig am Rande des Gehwegs eine Plastikfolie entdeckt, hat er schnell die Zange zur Hand. Der Müll wandert in Sekundenschnelle in die blaue Mülltüte. Der 54-Jährige scheint einen besonderen Blick für die Papierchen und Folien, für Verpackungen und Dosen zu haben. Denn noch während Heinz Walter Liebig über seinen Alltag als Stadtreiniger berichtet, piekt er hier ein Stück auf und sammelt dort ein anderes Teil ein. „Inzwischen kenne ich die Stadt wie meine Westentasche“, sagt er, „und da fällt es mir natürlich auf, wenn was nicht stimmt.“

Seit 20 Jahren ist Heinz Walter Liebig als Stadtreiniger im Einsatz. „Und ich gehe mit vollem Hals da rein“, sagt er und lacht. Dann ergänzt er noch: „Einer muss es ja machen.“ Jeden Tag sammelt er in der Stadt den Müll auf, den andere achtlos weggeschmissen haben. In der Telegrafenstraße und der Kölner Straße, bis zum Busbahnhof und zum Schwanen. Manchmal mache es ihn etwas ärgerlich, dass die Menschen Müll einfach fallenlassen. „Aber dann komme eben ich und es ist wieder sauber“, sagt er fröhlich. Dazu kommt die Leerung von rund 20 Aschenbechern, die Kontrolle von Mülleimern, die zweimal in der Woche von einem Dienstleister geleert werden. „Und ich habe auch die zwölf Tütenboxen im Blick“, erklärt Liebig. Sind die gelben Tüten für die Hinterlassenschaften der Vierbeiner aufgebraucht, legt er neue ein. „Manchmal sagen die Leute nach meinem Urlaub, sie hätten gemerkt, dass ich nicht da gewesen bin“, erzählt der Stadtreiniger. Denn er gehört zur Innenstadt wie die Stadtkirche zum Markt oder der Loches-Platz zur Eich. „Die meisten Leute kenne ich“, sagt er. Und die meisten kennen ihn. Ein kurzer Gruß, ein kleiner Plausch, ein flotter Spruch: Heinz Walter Liebig ist bekannt wie ein bunter Hund.

Als er weiter über das Kopfsteinpflaster in der Telegrafenstraße geht, beginnt er von dem Spezial-Staubsauger zu erzählen, mit dem regelmäßig Müll und Zigarettenkippen aus den Zwischenräumen gesaugt werden. Und er erzählt von den Kehrmaschinen, die am Rosenmontag nach dem Karnevalsumzug in Dabringhausen im Einsatz waren. Und dann berichtet Liebig von der Kirmes. „Da habe ich Urlaubssperre“, sagt er, „klar.“ Schließlich gibt es dann besonders viel zu tun für das Straßen- und Stadtreinigungsteam. Fies wird ihm die Arbeit selten. „Es gibt doch ne Dusche und ne Waschmaschine“, sagt er. Und außerdem habe er ja immer die Zange und den Besen dabei. Und dazu komme die neue Ausrüstung, die die Stadt gerade angeschafft habe – in Neonfarben. Und so beklagt sich der Stadtreiniger auch nicht, als es anfängt zu nieseln und der Wind anzieht. „Bei jedem Wetter“, sagt er, „das ist mein Beruf.“

Das war nicht immer so: Nach der Schule trat er in die Fußstapfen seines Vaters, der schon bei der Stadt gearbeitet hatte. „Vor genau 38 Jahren habe ich bei der Stadt angefangen“, erzählt er, „damals im Kanalbetrieb.“ Die meiste Zeit habe er unter der Erde gearbeitet, Auge in Auge mit der einen oder anderen Ratte, die im Untergrund zuhause war. Auch damals habe er sich schnell zurechtgefunden. „Aber das schönste an meinem Beruf als Stadtreiniger ist es, dass ich jeden Tag an der frischen Luft bin“, sagt er. Dann nimmt er den großen Schlüssel aus der rechten Hosentasche, schließt das Fach am Handwagen auf, wechselt einen Müllsack aus und geht weiter. Es gibt noch viel zu tun.

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