Jubiläum für die Grunewalder Karnevalsfreunde Keimzelle des närrischen Treibens

Grunewald · Zum Jubiläum stellen die Karnevalsfreunde in der kommenden Session das Dawerkuser Dreigestirn, Die inzwischen vierte Regenten-Konstellation aus ihren Reihen.

 Die grün-weißen Grunewalder heute: Die Gruppe vereint mittlerweile vier Generationen.

Die grün-weißen Grunewalder heute: Die Gruppe vereint mittlerweile vier Generationen.

Foto: Stephan Singer

Wer im Dawerkuser Karneval feiert, kommt an den Grunewaldern nicht vorbei. Sie sind Ursprung, Vorbild und Messlatte vieler der heutzutage beteiligten Gruppen und obendrein die mitgliederstärkste Narrenformation in Wermelskirchen. In diesem Jahr blicken die grün-weißen Karnevalsfreunde, die nicht einmal unmittelbar aus Dabringhausen, sondern dem beschaulichen Grunewald stammen, auf ihr 30-jähriges Bestehen zurück. Grund genug und willkommener Anlass, in der kommenden Session 2019/2020 mit Prinz Mario Berkey, Bauer Marcus Stahlhacke und Prinzessin Samira Kramp das närrische Dreigestirn zu stellen.

Treibende Kräfte bei den Grunewalder Karnevalsfreunden sind drei Familien, deren „Clans“ bis heute den „Laden zusammen halten“ und Ende der 1980er Jahre das närrische Treiben in Grün-Weiß aus der Taufe hoben. In diesem „Taufbecken“ tummelte sich einst die „Dhünntaler“ Tanzgarde, deren Kostüme – inzwischen einige Male umgenäht – noch heute die „mittlere“ Tanzgarde der Grunewalder trägt. Schon damals in diesem Tanzcorps aktiv waren Gaby (geborene Büngen) und Wilfried Weyer, die 1974 heirateten. Gemeinsam mit Andrea und Frank Rehbold sowie den „Ur-Grunewaldern“ Dorothee und Heiner Büngen gründeten die Weyers die Grunewalder. „Das ist nicht etwa aus einer Bierlaune, sondern aus einer Kaffeelaune heraus entstanden“, erinnert sich Dorothee Büngen im Gespräch mit unserer Redaktion. Damals habe der Dabringhausener Karneval geschwächelt, weil sich Gruppen auflösten, erzählen die Ehepaare Büngen und Rehbold: „Wir haben uns dann zusammengetan und Nachbarschaft, Verwandtschaft und Freunde für die Grunewalder mobilisiert.“

Karnevalsbegeistert waren und sind alle Initiatoren – beispielsweise Frank Rehbold, dem das närrische Treiben in die Wiege gelegt wurde: Bereits sein Vater Günter fungierte schon als Büttenredner in Grunewald, sein Sohn betrat mit zwölf Jahren zum ersten Mal eine Karnevalsbühne. In den 1970er Jahren scharte Frank Rehbold eine Gruppe um sich, die als Clowns in der Dabringhausener Mehrzweckhalle sangen – bis heute ist Frank Rehbold für seine musikalischen Einlagen als Sänger oder Trompeter bekannt.

Ohne Gaby und Wilfried Weyer, der sich nach wie vor um die Geschicke des Grunewalder Tanzgarden-Nachwuchses kümmert, wäre das grün-weiße Treiben nie denkbar gewesen, befinden Andrea und Frank Rehbold sowie Dorothee und Heiner Büngen. Unvergessen bleibt die erste Teilnahme der Akteure als Grunewalder am Rosenmontagszug im Dabringhausener Dorf. „Wir waren sieben Familien mit Jungen und Mädchen, deren Kinder inzwischen Enkel sind“, sind die Grunewalder stolz auf die unterschiedlichen Generationen, die in ihren Reihen gemeinsam an einem Strang ziehen. Und Andrea Rehbold denkt zurück: „Wir waren junge Familien mit kleinen Kindern – da durfte das alles nichts kosten.“ Der erste Wagen, eine Blockhütte auf einem Karren, liehen sich die Grunewalder in Neschen – das erste Motto der Gruppe war sinnbildlich: „Ohne Moos nix los“. Mit einem Lachen und Kopfschütteln erzählt Frank Rehbold: „Damals sind wir am Karnevalssonntag zum Umzug nach Bergisch Gladbach gefahren, haben dort Kamelle gesammelt und diese dann beim Rosenmontagszug in Dabringhausen geworfen.“ Heute stehen die Grunewalder anders da, wie Wolfgang Gockel, der inzwischen ebenso zum federführenden Grunewalder Kreis gehört, sagt: „Für ein Bonbon bückt sich heute niemand mehr. Beim Rosenmontagszug haben wir heutzutage rund 500 Kilogramm Wurfmaterial im Wert von 1200 bis 1400 Euro dabei. Dazu kommen 3000 selbst gebundene Strüsscher.“

Der Spaß an der Freude und das Freude-Bereiten steht für die Grunewalder nicht nur während der Session hoch im Kurs. „Wir feiern auch über das gesamte Jahr gemeinsam – ob es Hochzeiten oder Geburtstage sind“, berichtet Andrea Rehbold, die ebenso das Amt der Schatzmeisterin im Dabringhausener Festausschuss ausübt. Ein Höhepunkt abseits der fünften Jahreszeit ist das jährliche Pfingstzeltlager, zu dem regelmäßig 60 bis 70 Teilnehmer zusammenkommen. „Wir sind das ganze Jahr über lebendig“, sagt Wolfgang Gockel.

Aktuell bestünden die Grunewalder aus vier aktiven Generationen – das sichere den Fortbestand und den Schwung der Karnevalsfreunde. „Es ist ja nicht so einfach, jedes Jahr ein neues Kostüm zu kreieren und zu schneidern sowie einen neuen Auftritt einzustudieren“, stellt das Grunewalder „Urgestein“ Karin Buchholz fest. Florian Büngen, inzwischen selbst Vater und Sohn von Dorothee und Heiner Büngen, begann mit fünf Jahren in der Grunewalder Tanzgarde, gehört als ehemaliger Tanz-Offizier inzwischen zu den „Alten“: „Junge Leute machen bei uns mit, weil es einen Trieb zum Erhalt der Traditionen gibt – das war auch bei mir so. Wenn diese Tradition wegbricht, fehlt im gesamten Dorf etwas – und das nicht nur im Karneval.“

 Die „Dhünntaler“ Tanzgarde, hier ein Foto aus dem Jahr 1979, war der Ursprung, aus dem federführend Wilfried Weyer die Grunewalder formte.

Die „Dhünntaler“ Tanzgarde, hier ein Foto aus dem Jahr 1979, war der Ursprung, aus dem federführend Wilfried Weyer die Grunewalder formte.

Foto: Quelle: Grunewalder Karnevalsfreunde
 Session 2019/2020: Bauer Marcus Stahlhacke, Prinzessin Samira Kramp und Prinz Mario Berkey (v.l.).

Session 2019/2020: Bauer Marcus Stahlhacke, Prinzessin Samira Kramp und Prinz Mario Berkey (v.l.).

Foto: Stephan Singer
 Session 2013/2014: Prinz Stefan Wurth, Prinzessin Katharina Büngen und Bauer Christian Haasbach.

Session 2013/2014: Prinz Stefan Wurth, Prinzessin Katharina Büngen und Bauer Christian Haasbach.

Foto: Quelle: Grunewalder Karnevalsfreunde
 Session 2002/2003: Bauer Heiner Büngen, Prinz Frank Rehbold und Jungfrau Frank Reif.

Session 2002/2003: Bauer Heiner Büngen, Prinz Frank Rehbold und Jungfrau Frank Reif.

Foto: Quelle: Grunewalder Karnevalsfreunde
 Die ersten Regenten aus den Reihen der Grunewalder: Marco und Nadine Weyer im Jahr 1999.

Die ersten Regenten aus den Reihen der Grunewalder: Marco und Nadine Weyer im Jahr 1999.

Foto: Quelle: Grunewalder Karnevalsfreunde

Was die Grunewalder so stark mache, fasst Frank Rehbold zusammen: „Wir haben Redner, Musiker, Tänzer, Choreographen, Schneider, Wagenbauer und viele mehr bei uns. Dadurch können sich einzelne Gruppen autark um einen Bereich kümmern und haben Spaß dabei. Das macht uns extrem flexibel.“

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