Wermelskirchen Die dreckige "Kehrseite"

Wermelskirchen · Wenn die Verkehrs- und Verschönerungsvereine die Stadt vom Müll befreien wollen, ist das wie ein Kampf gegen Windmühlen: Ein Wochenende eine saubere Stadt – ab Montag fliegt neuer Dreck wieder rum.

Wenn die Verkehrs- und Verschönerungsvereine die Stadt vom Müll befreien wollen, ist das wie ein Kampf gegen Windmühlen: Ein Wochenende eine saubere Stadt — ab Montag fliegt neuer Dreck wieder rum.

Wenn heute 320 Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Müllsacken, Zangen und festen Handschuhen aufbrechen, um die Stadt ein bisschen sauberer zu machen, ist das fast wie ein Kampf gegen Windmühlen. Das weiß Hauptorganisator Bernd Weiß. Doch die Verkehrs- und Verschönerungsvereine lassen sich davon nicht abbringen — wenigstens ein Wochenende lang soll's richtig sauber sein. "Wenn wir am Montag zum Beispiel wieder an den Autobahnabfahrten schauen, liegen schon wieder die ersten Flaschen und Mülltüten dort."

Das gilt auch entlang der Umgehungsstraße — besonders an der Böschung zum Lidl-Gelände. "Auf unseren höflichen Brief vom vorigen Jahr reagierte das Unternehmen überhaupt nicht", so der VVV-Geschäftsführer. Damals hatte man dem Discounter die "Kehrseite" aufgezeigt — doch den Dreck räumten die VVV-Helfer weg. "Eigentlich ist ihnen das nicht mehr zumutbar. Kunden werfen ihren Dreck über die Mauer. Wir werden überlegen, wie wir darauf reagieren."

Verdreckt ist auch das UPA 1 in Ostringhausen — Wermelskirchens Vorzeigegewerbegebiet an der Autobahn. Sieben neue Abfallkörbe hängen dort. Manche sehen aus wie unbenutzt. Leere Dosen und Joghurtbecher, Papier und sonstiger Müll — bis hin zu benutztem Toilettenpapier — zeugen davon, dass vor allem Lkw-Fahrer sich keine Mühe machen, mal ein paar Meter zu gehen, um ihren Müll ordnungsgemäß zu entsorgen. Die Anlieger müssen dort Gehwege und Flächen sauber halten, erklärt Volker Niemz vom Bauhof. "Wir können doch nicht mit Wermelskirchener Steuergeldern Probleme anderer lösen", sagt er und meint die fehlenden Rastplätze an den Autobahnen.

Überdimensionierter Staubsauger

Innerstädtisch wird bald ein selbstfahrendes, wendiges Reinigungsgerät mit Rüssel eingesetzt — damit werden aber nur städtische Flächen gesäubert. "Wir tunen diesen überdimensionierten Staubsauger so, dass wir auch die Pflasterfugen sauber bekommen", so Niemz. Der Einsatzbereich ist vom Busbahnhof bis zum Schwanen — städtische Grundstücke und Grünanlagen wird Heinz-Walter Liebig dann von Müll und Kippen befreien. Die Innenstadt-Anlieger hingegen müssen ihre gepflasterten Bürgersteige weiterhin sauber halten. Das kontrolliert das Ordnungsamt. Ob auch in der Zukunft, bleibt abzuwarten. Denn der neue Arbeitskreis "Sauberkeit" soll eine Lösung finden. Die Politiker müssen festlegen, wie künftig "Standards" in der Sauberkeit definiert werden. Entscheiden werden sie auch müssen, ob die Pflasterfugen versiegelt werden sollen. Die Probeflächen sind vielversprechend, aber mit 20 Euro den Quadratmeter teuer.

Niemz jedenfalls muss sich, vor allem von Fremden, anhören, dass der "Gesamteindruck nicht besonders" sei. "Ich wünsche mir, dass dieser Eindruck besser wird."

(RP)
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