Serie Mein Wermelskirchen Die Dorfschule rettet sich in die Zukunft

Wermelskirchen · Vor drei Jahren war die Schließung der Grundschule in Hünger beschlossene Sache. Dann regte sich Widerstand, es fehlten nur drei Kinder für eine vollständige erste Klasse. Jetzt soll sogar ausgebaut werden, der offene Ganztag macht's möglich.

 Stolze Schüler in Hünger (v.l.): Julia (9), 3. Klasse, Laura (6) kommt im Sommer in die 1. Klasse, Lehrerin Kirsten Pistor, Johanna (5) kommt 2019 in die Schule und Richard (8), 2. Klasse.

Stolze Schüler in Hünger (v.l.): Julia (9), 3. Klasse, Laura (6) kommt im Sommer in die 1. Klasse, Lehrerin Kirsten Pistor, Johanna (5) kommt 2019 in die Schule und Richard (8), 2. Klasse.

Foto: Jürgen Moll

Hünger Wer Richard (8) fragt, was ihm am besten an seiner kleinen Schule in Hünger gefällt, der bekommt jene Antwort, die wohl fast alle Zweitklässler geben würden. "Die Pausen", sagt er und strahlt mit einer hübschen Zahnlücke. Dann könne er Fußball spielen. Denn sowieso sei Sport das Allerbeste in der Schule. "Wir fahren auch jeden Montag mit dem Bus zum Schwimmen", sagt Richard noch, bevor er sich dem Unterricht zuwendet. Musik steht auf dem Stundenplan. Und auch wenn Richard von den Pausen schwärmt, legt er sich mit der Trommel ordentlich ins Zeug.

Der Achtjährige lebt mit seiner Familie in Preyersmühle und fährt jeden Morgen eine halbe Stunde mit dem Bus Richtung Hünger. Als er vor zwei Jahren in die Schule kam, da hatten Eltern, Lehrer und Schüler der "Grundschule Am Haiderbach" gerade stürmische Zeiten hinter sich. Denn 2015 stand der Standort in Hünger vor dem Aus. Nur zwölf Kinder waren für das neue Schuljahr angemeldet worden. "Wir brauchten 15, um überhaupt eine erste Klasse bilden zu können", erinnert sich Schulleiterin Marion Klein. Damals entstand die Aktion "Rettet Hünger". Alle zogen an einem Strang. Ein Dorf stand Kopf. Und Peter Kolitschus machte sich auf die Suche nach drei Kindern, die die Schule retten könnten. "Er hat sie gefunden", sagt Marion Klein. Die Politik habe sich überzeugen lassen, ein Ganztagsangebot einzurichten. Das fehlte vielen Eltern in Hünger, so dass sie ihre Kinder in die Stadt brachten. "In unserer aktuellen Ersten Klasse sitzen 30 Kinder", sagt Marion Klein, "wir haben es geschafft." Und deswegen investiert die Stadt in einen Umbau - zum ersten Mal seit 1981: 130.000 Euro sollen das Ganztagsangebot zukunftsfähig machen. Es entsteht eine Mensa, und die Offene Ganztagsschule (OGS) mit etwa 60 Kindern zieht in das Erdgeschoss der Hausmeisterwohnung um. Die Pläne für den Umbau allerdings waren umstritten, Peter Kolitschus vom Betreuungsverein protestierte entschieden. Das Ergebnis: 2019 wechselt der OGS-Träger, der Betreuungsverein wird abgelöst.

Unterdessen atmen die Eltern auf. "Für uns ist diese Schule in Hünger wichtig", sagt Annika von Mondrowsky. Als Tochter Julia vor drei Jahren eingeschult wurde, bekam die Familie eine Absage - aus Mangel an Anmeldungen. "Julias Vater ist hier zur Schule gegangen, ihr Großvater auch", erzählt sie. Jeden Morgen in die Stadt fahren, um die Kinder zur Schule zu bringen, wo sie im Zweifelsfall niemanden kennen, das habe sie unbedingt vermeiden wollen.

Heute fährt Julia mit dem Roller von Pohlhausen zur Schule. "Alle Kinder kennen sich und alle Lehrer kennen alle Kinder", sagt von Mondrowsky, "ich bin froh, dass es gut ausgegangen ist."

(resa)
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