Motorradlärm Mit langem Atem gegen Motorradlärm

Wermelskirchen · Die vor knapp drei Jahren gegründete Arbeitsgruppe gegen den Lärm von zu lauten und zu schnellen Zweirädern plant eine intensive Vernetzung mit Nachbarkommunen. Die Displays zur Sensibilisierung werden wieder aufgestellt.

 Motorradfahrer sind gerne auf den kurvigen Streckenund Landstraßen im Bergischen unterwegs. Anwohner klagen über Lärm.  Foto: Udo Teifel

Motorradfahrer sind gerne auf den kurvigen Streckenund Landstraßen im Bergischen unterwegs. Anwohner klagen über Lärm. Foto: Udo Teifel

Foto: RP/UDO Teifel (Archiv)

Komplexität hin, verzwickte Gesetzeslage her – die Arbeitsgruppe (AG) Motorradlärm arbeitet mit Nachdruck weiter. Dieses Signal sendeten die Vertreter der an der AG beteiligten Behörden sowie betroffene Anwohner im Rahmen eines Pressegesprächs aus. „Kurzfristige Effekte sind durch unsere Arbeit nicht realisierbar – das haben wir schmerzlich erfahren müssen. Unsere Maßnahmen zielen auf eine langfristige Wirkung ab“, betonte der Technische Beigeordente der Stadt Wermelskirchen, Thomas Marner.

Angesichts der gestiegenen Zahl von bei Unfällen verletzten Motorradfahrern (2018: 29 in Wermelskirchen) denkt die Polizei sogar über spezielle, nur für Motorradfahrer gültige Geschwindigkeitsbegrenzungen auf betroffenen Streckenabschnitten nach. „Diese Maßnahme ist sehr speziell und selten auf Bundesgebiet“, sagte Hermann Terjung von der Direktion Verkehr im Rheinisch-Bergischen Kreis. Die Polizei habe besonders die Unfallzahlen, die so nicht hinnehmbar seien, im Blick: „Eine gesonderte Geschwindigkeitsbegrenzung ist die Minimalmaßnahme, eine Streckensperrung das letzte Mittel.“ Wermelskirchens Tiefbauamtsleiter Harald Drescher stellte fest: „Jede durchgeführte Streckensperrung in Deutschland ist in der Unfalllage begründet. Die Straßenverkehrsordnung ermöglicht keine Maßnahme aufgrund von Lärm. Ausnahmen bilden Autobahnen an Wohngebieten.“

Drescher und Marner kündigten an, dass die Stadt Wermelskrichen die im vergangenen Jahr angeschafften zwei Displays, die die Verkehrsteilnehmer auf zu lautes Fahren aufmerksam machen, weiterhin einsetzt: „Wir wollen die Sensibilisierung fortsetzen.“ Standorte werden neuralgische Punkte wie Preyersmühle (L408 und L409), Kreckersweg (L101) oder Limmringhausen als Einfalltor aus Richtung Odenthal sein.

Skeptisch sieht Bernd Luchtenberg von der AG, selbst Motorradfahrer und betroffener Anwohner, die Idee von speziellen Geschwindigkeitsbegrenzungen für Motorradfahrer: „Die dadurch ausgelösten Überholmanöver von schnelleren Verkehrsteilnehmern könnten eine neue Unfallsituation hervorrufen.“ Versuche müssten dazu Erkenntnisse bringen: „Das zeigt die Schwierigkeit, treffsichere Maßnahmen zu finden.“ Die Lärmmessungen von 2017 und 2018 hätten ja Verbesserungen gezeigt, wobei die Anwohner selbst keine Veränderung erkennen würden: „Die Diskussion ist emotional, das Thema komplex. Wir bringen das auf eine sachliche Grundlage und brauchen einen langen Atem.“ Polizist Terjung beschreibt den Frust von Kollegen: „Zwei Motorradmodelle sind gleich laut - eines ist legal, das andere nicht. So unterschiedlich und wenig einleuchtend ist die Rechtslage.“

Geschwindigkeitskontrollen sowie die Aktion „Kaffee und Knöllchen“ wird die Polizei während der gesamten Motorradsaison fortsetzen, ebenso ist das zivile Motorrad der Beamten unterwegs. Thomas Marner unterstrich: „Wir sind nicht gegen Motorradfahrer. Aber gegen die Idioten, die den Lärm verursachen.“

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