Jan Weiler Die 15-Jährigen gewinnen am Ende immer

Wermelskirchen · Autor Jan Weiler präsentiert in der Katt sein Programm "Das Pubertier" über genervte Eltern und störrische Teenager.

 Jan Weiler liest in der Katt aus "Das Pubertier". Das Buch stand in Deutschland mehrere Wochen auf Platz eins der Bestsellerliste

Jan Weiler liest in der Katt aus "Das Pubertier". Das Buch stand in Deutschland mehrere Wochen auf Platz eins der Bestsellerliste

Foto: Jürgen Moll (ARCHIV)

Herr Weiler, Sie treten mit ihrem Programm "Das Pubertier" in der Katt auf. Sie haben vor einem Jahr ein Buch mit diesem Titel veröffentlicht. Was darf das Publikum erwarten? Lesen Sie aus diesem Buch vor?

Weiler Das ist ein bisschen anders als bei anderen Lesungen. Ich erzähle eine Menge, ich erzähle Witze und ich lese Geschichten vor, teilweise aus dem Buch und teilweise auch andere Geschichten. Also keine "Wasserglas-Lesung", in der ein Leser vorliest und das arme Publikum muss da durch. Es ist eine Mischform, mehr so eine Art Comedy-Programm. Für diese spezielle Unterhaltung hat allerdings noch niemand eine Bezeichnung erfunden. Ich kenne auch niemanden, der das so macht, wie ich.

Sind Sie schon mal in Wermelskirchen aufgetreten?

Weiler Nein, aber in der direkten Nachbarschaft in Lennep in der Klosterkirche.

Dann haben Sie ja Wermelskirchen viel Neues zu bieten.

Weiler Ich gebe alles, mir macht das total viel Spaß.

Sie schreiben Bücher und sie treten auf. Wo fühlen Sie sich wohler - am Schreibtisch oder auf der Bühne?

Weiler Das kommt ganz darauf an. Wenn ich lange auf Tour war, dann freue ich mich, meine Ruhe am Schreibtisch zu haben. Und wenn ich viel Zeit in Ruhe am Schreibtisch verbracht habe, dann habe ich totale Lust aufs Reisen und aufs Publikum natürlich. Zwei Stunden lang die Leute zum Lachen zu bringen, macht einfach Spaß. Aber ich bekomme auch viel von den Leuten zurück.

Wie fühlen Sie sich auf der Bühne? Als Comedian, Spaßmacher, Unterhalter oder Humorist?

Weiler Humorist trifft's noch am besten. Comedians rennen ja viel auf der Bühne herum. Ich bleibe sitzen. Aber wie gesagt: Ich kenne niemanden, der auf der Bühne sein Programm auf dieselbe Art gestaltet wie ich. Das Programm dauert zwei Stunden, ich trage zwischendurch viel frei vor.

Improvisieren Sie auch?

Weiler Manchmal, wenn ich Lust habe.

Und wann haben Sie Lust, zu improvisieren?

Weiler Das kommt darauf an. Wenn zum Beispiel der Sound nicht besonders ist oder ich das Gefühl habe, einige Leute bekommen nicht alles mit, weil sie zu weit wegsitzen - dann hält das ab vom Improvisieren. Wenn aber alles funktioniert und die Leute gut drauf sind, dann kommt das schon mal vor. Und dann wird's richtig lustig. Zwischenrufe allerdings ignoriere ich. Reagiere ich darauf kritisch, kann es sein, dass ich das Publikum gegen mich aufbringe, reagiere ich positiv, hört der Zwischenrufer überhaupt nicht mehr auf. Aber wenn eine Flasche umfällt oder jemand eine besonders hübsche Lache hat: Auf so etwas reagiere ich eher.

Ihr Buch "Das Pubertier" bildet die Rahmenhandlung ihres Programms. Für wen haben Sie das Buch geschrieben und wer hat folglich den meisten Spaß bei Ihrem Auftritt?

Weiler Ich habe das Buch geschrieben für Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind, wie meine Familie und ich: sowohl für die Eltern als auch für ihre pubertierenden Kinder. Ich habe zum Glück viele Jugendliche im Publikum. Die kommen dann mit ihren Eltern. Also kein spezielles Programm für Eltern, die diese pubertierenden Irren zu Hause haben, sondern ausdrücklich auch für die 15- oder 16-Jährigen. In meinem Programm gewinnen die am Ende immer. Und das finden sie dann auch gut.

Wie alt sind Ihre Kinder?

Weiler Zwölf und 16 Jahre. Aber die Kinder im Buch sind erfundene Kinder. Ich verarbeite in meinem Buch allgemein das, was man mit Pubertierenden erlebt und was man darüber hört. Meine Kinder sind anders als die Kinder im Buch.

Und was sagen Ihre Kinder zu dem Buch?

Weiler Sie finden es gut; sie haben nicht das Gefühl, dass ihr Vater sie verrät. Ich achte natürlich ihre Persönlichkeitsrechte. Sie haben Spaß daran, wie ich manchmal etwas, was sie mir erzählt haben, einbaue. Beim Publikum kommt es natürlich so an, als wäre alles in meiner Familie so passiert. Die Leute erkennen Ähnlichkeiten. Ich habe nach dem Programm schon oft gehört: "Als säßen Sie bei uns unter dem Frühstückstisch." Das ist ein nettes Kompliment. Die Leute haben nicht das Gefühl, als würde ich am Leben vorbeischreiben.

Wie kommen Sie auf Ihre Ideen?

Weiler Die sind einfach da. Ich finde sie im Alltag. Ich merke mir, wenn mir etwas auffällt. Ich höre gerne zu und beobachte. Manchmal ist es ulkig, manchmal sogar melancholisch. Im Moment schreibe ich an einer Kolumne, in der es um akkurates Hören geht. Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob eine Glühlampe in Warschau oder im Waschraum durchbrennt. Ich verstand "Warschau", aber meine Frau sagte "Waschraum". So etwas schreit nach einer Kolumne.

Haben Sie ein Ziel, wenn Sie schreiben oder das Geschriebene zu Gehör bringen?

Weiler Ich möchte die Leute auf einem guten sprachlichen Niveau unterhalten. Ich kann natürlich die Menschen nicht ändern, aber wenn ich sie zwei Stunden lang unterhalten kann, dann bin ich zufrieden.

BERND GEISLER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(bege)
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