Wermelskirchen Dialog-Display mahnt oder sagt auch "Danke"

Wermelskirchen · Stadt leistet mit Anlagen Pionierarbeit. Die Lautstärke wird ebenso gemessen wie die Geschwindigkeit - und ob eine Reaktion erfolgt.

Mit roten Lettern sind die Mahnungen gut zu lesen: "Leiser" oder "Langsam" zeigt die Tafel des Dialog-Displays an, das nun an der L 101 in Lüdorf installiert ist. In den nächsten Wochen mahnt das Gerät alle Verkehrsteilnehmer, die zu schnell oder zu laut unterwegs sind. Das Display kann aber auch anders: Stimmen Geschwindigkeit und Lautstärke, leuchtet in grünen Lettern "Danke" auf. Als Ergebnis der Beratungen aus dem städtischen Arbeitskreis "Motorradlärm" schaffte die Stadt zwei dieser Displays an. An verschiedenen, neuralgischen Standorten sollen ihre Wirkung bis Oktober getestet und verlässliche Daten erhoben werden. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 18.000 Euro - der Bundesverband der Motorradfahrer (BVDM) bezuschusst die Maßnahme mit 5000 Euro.

"Wir sind vehement gegen die Sperrung von bestimmten Strecken für Motorradfahrer. Nichtsdestotrotz ist die Lärmbelästigung für die Anwohner tatsächlich groß", sagte Karin Karrasch vom BVDM bei der gestrigen, offiziellen Inbetriebnahme des Displays, das nach dem Lob- und Tadel-Prinzip seine Wirkung zeigen soll. "Wir hoffen, dass das Gerät etwas bringt. Das Problem ist komplex, was den Anwohnern jedoch nichts nützt." Andreas Korn wohnt unmittelbar an der L 101 gegenüber vom Display-Standort, hat genau wie seine Nachbarn schwere, teils tödliche Unfälle noch vor Augen. "Wir wollen sensibilisieren und wachrütteln. Es geht einfach so nicht mehr." Er und andere Anwohner engagieren sich im Arbeitskreis und wissen, dass das Problem ein deutschlandweites sei.

Mit der Installation des Dialog-Displays und der Datenerhebung nimmt Wermelskirchen eine Vorreiterrolle ein. "Trotz des begrenzten Handlungsspielraums der Stadt leisten wir Pionierarbeit. Es wird eine hochemotionale Diskussion auf beiden Seiten geführt, wir wollen eine objektivere Grundlage schaffen", betonte Bürgermeister Rainer Bleek die Intention der Stadtverwaltung.

Wie das gehen soll, erläuterten der Technische Beigeordnete Thomas Marner und Tiefbauamtsleiter Harald Drescher. In einem Leitpfosten am Straßenrand etwa 80 Meter vor dem Display misst eine Audioeinheit die Lautstärke des Fahrzeugs. Ein Radar in der Displayeinheit registriert die Geschwindigkeit. Ein weiterer Leitpfosten 40 Meter nach dem Display stellt fest, ob eine Reaktion auf die Displayanzeige erfolgt ist. Die Daten werden registriert, die Anlage kann dabei die unterschiedlichen Verkehrsmittel auseinander halten.

Im Herbst will die Stadtverwaltung die Daten auswerten. "Wir wollen wissen, ob die Displays etwas bringen", sagte Thomas Marner. Und Harald Drescher fügte hinzu: "Einen derartigen Aufbau gibt es in Deutschland noch nicht allzu häufig. Die Differenzierung ist interessant, denn zu schnelle Motorräder müssen nicht automatisch auch zu laut sein."

Das Display zeigt "Leiser" immer dann an, wenn die Toleranzgrenze von 84 Dezibel (dB) überschritten ist.

"Wenn niemand anfängt, wird sich nichts ändern. Wir machen im Kreis den ersten Schritt", sagte Thomas Marner und betonte damit die Strahlkraft der Maßnahme über die Stadtgrenzen hinaus.

Die Anwohner lobten die Zusammenarbeit mit der Stadt: "Als Bürger kommen wir alleine nicht weiter. Die Kooperation funktioniert exzellent. Wir Anwohner aus den verschiedenen Ortsteilen sind zusammengerückt, um etwas zu bewirken", sagte Korn.

(sng)
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